Anders präsentierte sich das Bild in Europa. Hier enttäuschten die Wirtschaftsdaten aus Deutschland und der Eurozone abermals. Die Gesamtproduktion der deutschen Industrie war im Juli rückläufig und das Wachstum der Eurozone war im zweiten Quartal schwächer als gedacht. Und auch die nicht ganz so schlecht wie erwartet ausgefallene Handelsbilanz Chinas habe die Stimmung nicht heben können, meinte ein Händler. Die vielen von der Regierung in Peking ergriffenen Massnahmen griffen bisher nicht. «Die Zeiten, in denen China mit neuen Schulden oder billigem Geld sofort für neues Wachstum sorgen konnte, sind im Moment definitiv vorbei», sagte der Händler.
Der Leitindex SMI schloss um 0,63 Prozent höher auf 10'993,43 Punkten und damit auf Tageshoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 0,23 Prozent auf 1736,33 und der breite SPI um 0,47 Prozent auf 14'492,19 Zähler. Von den 30 Top-Titeln legten 13 zu und 17 gaben nach.
Im Fokus der Anleger standen die Aktien von Swatch I (+1,1 Prozent), die zum Schluss allerdings einen Grossteil der Gewinne wieder hergaben. Swatch wird am kommenden Samstag fünf Modelle in Kooperation mit der ebenfalls zur Gruppe gehörenden Luxusuhrenmarke Blancpain lancieren. «Da kommt einem natürlich sofort wieder die Moonswatch in den Sinn», meinte ein Marktteilnehmer. Die im März 2022 lancierte Uhr im Design der Omega-Kult-Uhr «Moonswatch» trat einen Riesenhype los. Es werde sich zeigen, ob Swatch an diesen Erfolg anknüpfen könne, sagte ein Händler. Richemont (-0,5 Prozent), die am Vortag abgestürzt waren, gaben erneut nach.
Für den grössten Teil des SMI-Gewinns waren die Pharmariesen Roche GS (+1,7 Prozent) und Novartis (+1,6 Prozent) verantwortlich. Sie zeigten eine klare Gegenbewegung auf die jüngsten Einbussen. Deckungskäufe aus dem Ausland und Anschaffungen zu günstigen Kursen sorgten laut Händlern bei Roche für Auftrieb. Der Titel sei «stinkbillig», meinte ein Händler. Am Vortag war der Kurs erstmals seit Anfang 2019 unter 250 Franken gefallen. Zudem konnte Roche, wie des Öfteren in jüngster Zeit, mit positiven Studienergebnissen - diesmal für Zilebesiran gegen Bluthochdruck - punkten.
Fester notierten auch Nestlé (+1,0 Prozent). Der Westschweizer Nahrungsmittel-Hersteller hat eine Mehrheit am brasilianischen Premium-Schokoladenhersteller Grupo CRM übernommen. Zudem notierte die Aktie nahe dem Jahrestief.
An der Spitze im SLI standen aber Swiss Re (+1,9 Prozent). Gefragt waren zudem Sika, Swisscom und Lindt&Sprüngli mit Avancen zwischen 1,5 und 0,8 Prozent.
Dagegen sackten die Technologiewerte AMS Osram,(-6,3 Prozent), VAT (-3,7 Prozent) und Logitech (-1,5 Prozent) sowie der Wachstumstitel Sonova (-2,5 Prozent) im Sog der schwachen Nasdaq deutlich ab. Bei AMS Osram verwiesen Händler zudem auf die Schwäche von Apple und auf Berichte, wonach die Regierung in Peking den Beamten sowie den Angestellten von staatsnahen Betrieben das iPhone am Arbeitsplatz untersagen will.
Bei UBS (-0,9 Prozent) und Swiss Life (-1,3 Prozent) sprachen Händler von Gewinnmitnahmen. UBS hatte am Vortag den höchsten Stand seit Oktober 2008 erreicht. Auch von Seiten des Managements gab es zuletzt Verkäufe. Swiss Life stiegen im Sog guter Ergebnisse.
Im breiten Markt fielen Idorsia (-9,8 Prozent) auf. Sorgen um die Bilanz und Verleiderverkäufe drückten den «einstigen Börsenliebling» auf Rekordtief. Mit Hochdorf (-2,2 Prozent) waren laut Händlern Aktien einer anderen Firma mit knapper Bilanz im Angebot.
pre/ra
(AWP)