Die SNB senkte den Leitzins um 50 und nicht wie mehrheitlich erwartet um 25 Basispunkte. Unter Experten war von einem «Paukenschlag» und zugleich von einer «verpassten Chance zur Zurückhaltung» die Rede. Der neue SNB-Präsident Martin Schlegel habe mit diesem Schritt zu Beginn seiner Amtszeit ein «Ausrufezeichen» gesetzt, hiess es. Nun sei der weitere Weg der Zinsen in Richtung null vorgezeichnet. Mit der Reduktion der Zinsen in der Eurozone um 25 Basispunkte hatten die Anleger im Vorfeld indes zumeist gerechnet. Die Zinspolitik der EZB gelte nicht mehr als restriktiv und für weitere Senkungen brauche es von nun an gute Gründe, schrieb eine Ökonomin.
Am Ende rückte der SMI um 0,29 Prozent auf 11'715,85 Punkte vor, wobei in der ersten Handelshälfte bei 11'784 Stellen das Tageshoch gesetzt worden war. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 0,31 Prozent auf 1942,61 Zähler und der breit gefasste SPI 0,14 Prozent auf 15'616,16 Stellen. Im SLI kamen auf 17 Verlierer 13 Gewinner.
Im Fokus standen die Aktien von Lonza, die um 4,9 Prozent zulegten. Der Pharmazulieferer will sich auf sein Kerngeschäft - die Auftragsfertigung (CDMO) - konzentrieren und das Geschäft mit Nahrungskapseln und Ergänzungsstoffen aufgeben. Diese Fokussierung kam bei den Anlegern gut an, aber auch die für 2025 gemachten Prognosen wurden begrüsst.
Gefragt waren zudem nach einer Kurszielerhöhung die Papiere von Richemont (+1,5 Prozent). Trotz der aktuellen Schwäche sei die Branche insgesamt in guter Verfassung, hiess es im Kommentar von Kepler Cheuvreux. Hochwertige Uhren dürften 2025 für Wachstum sorgen. Das stützte auch die Inhaberaktien von Swatch (+0,5 Prozent), trotz einer Ratingabstufung auf «Reduce» von «Hold» durch den gleichen Broker.
Zu den Gewinnern zählten auch Lindt+Sprüngli (PS: +0,9 Prozent), Holcim oder UBS (beide +1,1 Prozent). Zinssenkungen seien ein zweischneidiges Schwert für Banken, da tiefere Zinsen auf die Margen der Banken drücken, sagte ein Händler. Dagegen dürfte die UBS als grosse Vermögensverwalterin von steigenden Gebühren und Kommissionen profitieren. Auch ein Bericht zu der Neuausrichtung von Wealth Management Americas löste Käufe aus.
Wenig Bewegung war bei den Schwergewichten Nestlé, Novartis (beide +0,1 Prozent) und Roche (GS: -0,2 Prozent) auszumachen. Schindler (PS: -0,6 Prozent) büssten zum Ende hin etwas an Wert ein. VR-Präsident und CEO Silvio Napoli gibt nicht nur wie versprochen seine Doppelfunktion nach spätestens drei Jahren wieder auf, er verabschiedet sich ganz von Schindler. Sein Nachfolger wird Paolo Compagna.
Deutlicher unter Druck standen Kühne+Nagel (-2,8 Prozent) nachdem die Bank of America die Aktien des Logistikkonzerns auf «Underperform» von «Neutral» gesenkt hatte. Verluste von mehr als 1 Prozent verbuchten auch noch der Personalvermittler Adecco (-3,4 Prozent) und der Sensorenhersteller VAT (-1,4 Prozent).
Am breiten Markt legten Temenos (+8,5 Prozent) auffällig zu, nachdem Jefferies die Titel neu zum Kauf empfiehlt. Unter Druck standen hingegen Leonteq (-11 Prozent). Die Derivatboutique hatte nach einer Gewinneinziehung durch die Finma eine Gewinnwarnung ausgesprochen.
Bei der Helvetia Versicherung (-2,3 Prozent) kamen die neuen Ziele am Markt zwar gut an, weniger gut hingegen die am Investorentag gemachten Aussagen zur künftigen Dividendenpolitik. Aevis Victoria rückten um 1,8 Prozent vor. Die zur Gruppe gehörende Swiss Medical Network (SMN) übernimmt das Spital Zofingen. Dieses ist eine Tochter der Kantonsspital Aarau AG (KSA), die zu einem strategischen Aktionär der SMN wird.
mk/tv
(AWP)