Eine etwas tiefer als erwartete Inflation in der Eurozone nährte die Erwartung am Markt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni eine erste Senkung ihrer Leitzinsen vornehmen könnte. Neue Wirtschaftsdaten aus den USA präsentierten sich dagegen durchzogen. Eine Eintrübung der Stimmungsdaten aus dem US-Dienstleistungssektor spreche für eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed im Sommer, hiess es. Dagegen fielen erste Arbeitsmarktdaten stärker aus als erwartet. Gespannt warten die Anleger nun auf den am Freitag anstehenden offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung.
Der Leitindex SMI schloss um 0,19 Prozent im Plus auf 11'616,87 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 0,39 Prozent auf 1907,14 und der breite SPI legte 0,18 Prozent auf 15'295,17 Zähler zu. Im SLI schlossen 22 Titel im Plus und acht im Minus.
Die deutlichsten Gewinne im SMI/SLI gab es für die Aktien des Logistikkonzerns Kühne+Nagel (+3,4 Prozent). Am Markt wurde auf Spekulationen verwiesen, wonach Ankeraktionär Klaus-Michael Kühne seinen Anteil aufstocken wolle. Klar zulegen konnten auch die Titel des Uhrenkonzerns Swatch (+2,6 Prozent), die wie Kühne+Nagel im bisherigen Jahresverlauf zu den schwächsten Bluechip-Titeln zählen.
Die Lonza-Aktien (+2,0 Prozent) erhielten Unterstützung durch Kurszielerhöhungen der Analysten von Morgan Stanley und von CFRA. Die Experten sahen mit der Ernennung des neuen CEO eine gewisse Unsicherheit beseitigt und bescheinigten dem Pharmazulieferer gute längerfristige Prognosen.
Stark zeigten sich auch weitere Zykliker wie die Titel des Verpackungsspezialisten SIG (+1,5 Prozent), des PC-Zubehörherstellers Logitech (+1,2 Prozent) oder des Chipindustrie-Zulieferers VAT (+1,2 Prozent).
Mit moderaten Aufschlägen gingen Sika (+0,7 Prozent) aus dem Handel. Der Bauchemiekonzern gab den Kauf eines US-Spezialisten für die Sanierung von Betoninfrastrukturen bekannt.
Ausgebremst wurden die Indizes von den defensiven SMI-Schwergewichten, bei denen einzig Novartis (+0,1 Prozent) knapp im Plus aus dem Handel gingen. Händler verwiesen dabei auf charttechnisch motivierte Käufe. Dagegen schlossen die Roche-Genussscheine (-0,3 Prozent) im Minus ebenso wie die Titel des Nahrungsmittel-Riesen Nestlé (-0,6 Prozent).
Abgaben gab es auch für die volatilen Aktien des im vergangenen Jahr von Novartis abgespaltenen Generikaproduzenten Sandoz (-0,2 Prozent). Händler sprachen von belastenden Umschichtungen innerhalb des europäischen Pharmasektors, aber auch von ersten «Verleider-Verkäufen». Schwächer zeigten sich auch die Versicherungstitel Swiss Life (-0,1 Prozent) und Zurich (-1,1 Prozent).
Die deutlichsten Abgaben unter den Bluechips gab es für die Aktien des Rückversicherers Swiss Re (-3,6 Prozent), der am Morgen die Auswechslung seines CEO bekannt gab. Kommentatoren zeigten sich überrascht über den Entscheid, nachdem der Versicherungskonzern zuletzt wieder deutlich an Dynamik gewonnen habe. Der designierte neue CEO Andreas Berger kam in den Kommentaren allerdings gut weg.
Am breiten Markt vollführten die Addex-Aktien (+32,7 Prozent) einen Kurssprung. Das Biotechunternehmen gab die Gründung eines gut dotierten Forschungsunternehmens gemeinsam mit einer Investmentgesellschaft bekannt. Damit könne sich das Unternehmen mit einem Schlag aus einem finanziellen Engpass befreien und zudem seine Kosten deutlich senken, hiess es.
Stark abwärts ging es mit den «Penny-Aktien» von Meyer Burger (-25,1 Prozent). Das Solarunternehmen konnte sich mit einer Kapitalerhöhung rund 207 Millionen Franken an frischem Geld sichern, die neuen Aktien sollen nun am Freitag an die Börse kommen.
tp/jb
(AWP)