Derzeit laufe eine Zinswette an den Märkten, sagte ein Händler. Diese fusse auf dem schwachen Bericht zum US-Arbeitsmarkt aus der Vorwoche. Die Sorgen der Investoren vor einer weiteren Zinserhöhung statt einer Zinswende wegen einer sich überhitzenden Wirtschaft seien wie weggeblasen, sagte ein Analyst. Ob dies aufgehe, müsse sich aber noch zeigen. Denn nicht alle Marktteilnehmer seien vom positiven Ausgang überzeugt. Zumal am Berichtstag US-Notenbank-Mitglied Neel Kashkari daran Zweifel geäussert hatte, ob angesichts der hartnäckigen Teuerung die Geldpolitik restriktiv genug sei, um das von der Fed vorgegebene Ziel einer Inflation von zwei Prozent zu erreichen. «Die Stimmung ist derzeit nicht schlecht, sie kann aber jederzeit kippen», mahnte ein Händler.
Der Leitindex SMI schloss um 1,64 Prozent höher mit 11'512,97 Punkten und damit nur wenige Punkte unter Tageshoch. Der SLI-Index der 30 wichtigsten Aktien legte um 1,36 Prozent zu auf 1882,88 und der breit gefasste SPI um 1,41 Prozent auf 15'372,36 Zähler. Von den SLI-Titeln gingen 27 höher und drei schwächer aus dem Markt.
Im Fokus standen die UBS-Aktien (+7,6 Prozent). Zeitweise betrug das Kursplus gar 10 Prozent. Der Grossbank erreichte im ersten Quartal mit einem Gewinnsprung wieder die schwarzen Zahlen. Sowohl die Integration der Credit Suisse als auch Kosteneinsparungen kommen voran, unter dem Strich steht ein Milliardengewinn. «Ein massiver Gewinnsprung dank höherer Erträge und tieferer Kosten», kommentierte die Bank Vontobel. Noch wichtiger für die Anleger dürfte aus Sicht des Analysten der DZ Bank, die ihre Kaufempfehlung mit einer Kurszielerhöhung auf 33 Franken unterstrich, aber die Bestätigung der Ausschüttungen sein.
Auch der Sanitärtechnikkonzern Geberit (+4,7 Prozent) konnte die Anleger mit soliden Zahlen überzeugen. Umsatz und Gewinn gingen nicht so deutlich zurück wie erwartet, zudem stimmte ein neuer Aktienrückkauf versöhnlich.
Neben UBS erwiesen sich auch die Aktien von Novartis (+1,9 Prozent) als Stützen des SMI. Roche GS (+1,3 Prozent) und Nestlé (+0,9 Prozent) hinkten nur wenig hinterher. Gefragt waren Aktien von Wachstums- und zinssensiblen Firmen wie Partners Group, Sika und Sonova sowie Givaudan mit Gewinnen von 1,6 bis 2,0 Prozent.
Die Aktien von Straumann (+1,5 Prozent), die seit der Zahlenvorlage in der Vorwoche unter Druck standen, setzten zu einer Erholung an.
Derweil rutschten die Sandoz-Aktien (-2,5 Prozent) nach einem verhaltenen Verlauf mit Eröffnung der US-Börsen klar ins Minus. Der Generikahersteller erfüllte trotz des Wachstums mit Biosimilars die Erwartungen nicht. Die Umsätze mit den «normalen» Generika hätten enttäuscht, hiess es.
Eine Spur schwächer waren SGS (-0,2 Prozent) und Swatch (-0,3 Prozent). Derweil legten die Aktien von Rivale Richemont (+0,7 Prozent) nach einer laut ZKB «kleinen aber feinen Übernahme» in Italien zu.
Adecco (-0,6 Prozent) bekam das schwierige Umfeld zu spüren. Auch wenn sich der Personaldienstleister besser als die Konkurrenz geschlagen habe, sei der Ausblick immer noch unsicher, so der Tenor unter Analysten. Dagegen waren PSP (+1,2 Prozent) nach Zahlen gefragt.
Auf den hinteren Reihen kamen die Quartalszahlen von Oerlikon (+12 Prozent) sehr gut an. Bei Idorsia (+7,5 Prozent) sorgte für Hoffnung, dass das Biotechunternehmen die Konditionen für seine bald fällig werdende Wandelanleihe ändern darf. AMS Osram legten 1,5 Prozent zu. Das Unternehmen verkauft Vermögenswerte für 45 Millionen Euro. Clariant (+3,3 Prozent) profitierten von der Ratingerhöhung auf «Overweight» durch Morgan Stanley. Landis + Gyr stiegen am Tag vor Bilanzvorlage um 1,4 Prozent.
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(AWP)