Das teilweise Einlenken von US-Präsident Donald Trump im internationalen Zollkonflikt sorgt zwar für allgemeines Aufatmen, wird in Marktkreisen aber eher zurückhaltend kommentiert. Die angekündigte 90-tägige Pause biete einen gewissen Verhandlungsspielraum, aber der Basistarif von 10 Prozent bleibe in Kraft und darüber hinaus drohe China nun ein massiver Zoll von 125 Prozent, erklärt ein Händler. Allein das Basisszenario der Zölle in Höhe von 10 Prozent könnte das US-BIP deutlich reduzieren. «Die Wahrheit ist, dass niemand die vollen Auswirkungen wirklich kennt», fügt er an.
Der Leitindex SMI verzeichnet um 10.55 Uhr ein Plus von 4,78 Prozent und steht bei 11'408,50 Punkten. Vom Tageshoch bei über 11'800 hat er sich damit bereits um rund 400 Punkte entfernt. In ähnlichem Umfang sind die Gewinne an anderen wichtigen Börsenplätzen in Europa. Und am Devisenmarkt hat sich der Franken gegenüber US-Dollar und Euro wieder etwas abgeschwächt.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, rückt um 5,25 Prozent auf 1844,73 Punkte vor und der breite SPI um 4,59 Prozent auf 15'275,05 Punkte. Von den 30 SLI-Werten stehen 27 höher und drei tiefer.
Die grössten Sprünge nach oben unter den Blue Chips sieht man derzeit bei VAT (+10 Prozent), Partners Group (+9,9 Prozent) und Adecco (+9,2 Prozent). Allerdings lagen diese Aktien im frühen Geschäft teils 15 und mehr Prozent im Plus. Man sieht also auch hier eine gewisse Relativierung der nun versprochenen «Zollerleichterung» des US-Präsidenten.
Weitere Finanztitel wie UBS (+7,6 Prozent) und Swiss Re (+7,7 Prozent) rangieren ebenfalls weit oben. Mehr als 7 Prozent verteuern sich zudem Richemont, Straumann, Julius Bär und Sika. Das Bauchemie-Unternehmen wird am kommenden Dienstag über den Geschäftsgang im ersten Quartal berichten.
Swiss Life (+5,5 Prozent) halten sich mit dem aktuellen Plus in etwa im breiten Mittelfeld der im SMI gelisteten Blue Chips. Allerdings hat sich der Titel an den beiden vergangenen beiden Handelstagen besser gehalten als der Gesamtmarkt. Am Berichtstag stützt eine markante und angesichts der Börsenturbulenzen im Zeitpunkt überraschende Kurszielerhöhung durch Barclays auf 800 von 630 Franken bei gleichzeitiger Bestätigung der Empfehlung «Overweight».
Givaudan (+4,6 Prozent) zeigen sich ebenfalls stärker. Der Aromen- und Duftstoffproduzent ist im ersten Quartal über den Erwartungen stark gewachsen. Und auch die Börsenschwergewichte Roche (+4,5 Prozent) und Novartis (+3,8 Prozent) sind gesucht, während Nestlé (+1,7 Prozent) etwas hinterherhinken.
Grösster Verlierer sind derzeit Lindt & Sprüngli (-3,5 Prozent). Der PS hatte kürzlich noch nahe an seinem Rekordhoch notiert. Doch nun fehlen laut Analysten die Gründe für weiteres Aufwärtspotenzial, da auch Lindt & Sprüngli der Inflation ausgesetzt ist. Nach dem guten Weihnachtsgeschäft könnten die hohen Kakaopreise bereits beim Osterabsatz Bremsspuren hinterlassen. Darauf lassen die heutigen Zahlen von Barry Callebaut schliessen.
Die Aktien von Barry Callebaut im breiten Markt stürzen mit einem Minus von 17 Prozent regelrecht ab. Das Unternehmen hatte am Morgen ernüchternde Halbjahreszahlen vorgestellt, die vor allem auf Gewinnstufe deutlich unter den Erwartungen lagen. Ebenfalls nach Zahlen rauschen hingegen Comet (+14 Prozent) und DocMorris (+10 Prozent) in die Höhe.
cf/uh
(AWP)