Ganz so hart traf es den Dax nicht - er rutschte am Morgen um gut 1,4 Prozent auf 22.150 Punkte ab und damit auf den Stand von Mitte Februar. Er fiel dabei erstmals seit November wieder unter seine 50-Tage-Durchschnittslinie zurück. Sie ist ein mittelfristiges Trendbarometer. Dem deutschen Leitindex droht ein Top, nachdem Mitte März mit 23.476 Punkten der bisherige Rekord vom Monatsanfang nur noch hauchdünn übertroffen worden war.
Im ersten Quartal liegt der Dax noch gut 11 Prozent im Plus und der MDax 6 Prozent, auch wenn der Index der mittelgrossen Unternehmen am Montag über 2,3 Prozent auf fast 27.200 Punkte nachgab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büsste zuletzt 1,4 Prozent ein.
Am Mittwoch steht der «Tag der Befreiung in Amerika» an, von dem Präsident Trump seit Wochen spricht und an dem er ein grossangelegtes Zollpaket verkünden will. Die bereits angekündigten Auto-Zölle könnten also nur ein Vorgeschmack sein auf weitere Sonderabgaben.
«Der 2. April 2025 könnte in die Geschichte eingehen als der Tag, der das Ende einer seit dem Zweiten Weltkrieg andauernden Ära markiert: die eines weitgehend liberalen Welthandels», hiess es von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).
Was am Mittwoch wohl zu erwarten ist, sagte Trump am Sonntag Journalisten an Bord der Air Force One - nämlich reziproke Zölle gegen alle Länder. Dieses klare Statement schockte dann am Morgen die Börsen.
Gegen den Trend stemmten sich nur wenige Werte, darunter Rüstungsaktien, Versorger und Stahlpapiere. Besonders deutlich gelang dies mit zuletzt plus 2 Prozent Thyssenkrupp , die jüngst bereits 18 Prozent von ihrem Hoch seit 2021 korrigiert hatten.
Analyst Boris Bourdet von Kepler Cheuvreux empfahl sie neben Salzgitter zum Kauf. «Trumps Handelskrieg» habe nicht nur die US-Stahlpreise nach oben getrieben, sondern auch die Europäer endlich zu Verteidigungsmassnahmen und Investitionen bewogen, schrieb Bourdet in seiner Neubewertung der europäischen Stahlbranche. Mit Rüstung und Infrastruktur werde Geld in stahlabhängige Bereiche gepumpt. Zudem könne China dazu gedrängt werden, seine «Hausaufgaben» zu machen, und mit dem Stahl-Überangebot aufzuräumen, mit dem man den Weltmarkt zuletzt geflutet habe.
Besonders deutlich nach unten ging es im Nebenwerteindex SDax für die Aktien von Cancom , und zwar um fast 15 Prozent. Der Geschäftsausblick des IT-Dienstleisters kam am Markt nicht gut an./ag/jha/
(AWP)