Im Handelsverlauf hatten zunächst die nicht abreissenden politischen Kapriolen der US-Regierung die europäischen Börsen gebremst. Der Goldpreis war zugleich erstmals in der Geschichte über 3.500 US-Dollar gestiegen, was laut Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets eine Flucht der Anleger in sichere Häfen signalisiert.

Eine verbale Attacke des US-Präsidenten Donald Trump auf Notenbankchef Jerome Powell hatte am Ostermontag für kräftige Kursverluste an den New Yorker Börsen gesorgt. Trump hatte von der Notenbank Fed erneut eine Zinssenkung gefordert und Powell als «grossen Loser» bezeichnet, weil dieser die Zinsen angesichts der Inflationsrisiken vorerst nicht senken will.

Nun stiegen an der Wall Street die Aktienkurse zwar wieder, aber wegen der Unberechenbarkeit Trumps bleibe die Unsicherheit hoch, kommentierte Stanzl. Derzeit zumindest werde jedoch davon ausgegangen, dass der Präsident bei all seinem Wettern gegen Powell «letztendlich gesetzlich nichts tun kann, um ihn seines Amtes zu entheben».

Der MDax der mittelgrossen Unternehmen, der über weite Strecken ebenfalls geschwächelt hatte, schloss 0,48 Prozent höher bei 27.278,11 Zählern. Der EuroStoxx 50 schüttelte ebenfalls seine Verluste ab und gewann 0,53 Prozent auf 4.961,45 Zähler. Auch die Börse in Grossbritannien legte zu. In der Schweiz gelang es dem SMI zumindest, seine Verluste zu verringern. In den USA ging es für den bekanntesten Wall-Street-Index Dow Jones Industrial zuletzt um 2,1 Prozent nach oben. Die überwiegend mit Technologiewerten bestückten Nasdaq-Indizes stiegen sogar noch etwas deutlicher.

Zu den grössten Kursverlierern im Dax zählten neben SAP mit minus 3,3 Prozent vor den am Abend anstehenden Quartalszahlen auch Rheinmetall mit minus 2,6 Prozent. Händler verwiesen darauf, dass der britische Rüstungskonzern BAE Systems die Produktion von Geschossen stark erhöhen wolle und damit Rheinmetall Konkurrenz machen könnte. Airbus verloren 2,5 Prozent.

An der Dax-Spitze knüpften die Aktien des Labor- und Pharmaausrüsters Sartorius mit plus 5,5 Prozent an ihre jüngste Erholung an. Nicht nur die besser als erwarteten Quartalsergebnisse des US-Konkurrenten Danaher im ersten Quartal waren der Auslöser. Für gute Laune sorgte vor allem, dass Danaher besonders stark im Bereich Bioprozesstechnik abgeschnitten hatte, der auch ein wichtiges Standbein der Göttinger ist.

Für die Commerzbank -Papiere ging es um 0,8 Prozent nach oben. Auflagen der italienischen Regierung im Zuge der Übernahme von Banco BPM durch Unicredit könnten dieses Geschäft platzen lassen, schrieb Analystin Delphine Lee von JPMorgan. «Und dann könnte sich die Unicredit womöglich wieder verstärkt der Commerzbank zuwenden», ergänzte ein Händler.

Im SDax büssten die Anteilscheine des Unterhaltungselektronikhändlers Ceconomy knapp 10 Prozent ein. Sie litten unter Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktie innerhalb der vergangenen zwei Wochen um bis zu 45 Prozent gestiegen war./ck/he

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

(AWP)