Wahlsieger Trump stellte für seine zweite Amtszeit unter anderem hohe Einfuhrzölle und Steuersenkungen in Aussicht. Letzteres liess die Kurse von US-Staatsanleihen einbrechen, denn mit Steuersenkungen droht ein höheres Haushaltsdefizit. Anleger könnten nun also Mittel aus US-Anleihen in Aktien und andere Anlageklassen umschichten. Entsprechend euphorisch fielen die Reaktionen an den US-Börsen aus, wo die wichtigsten Standardwerte-Indizes Rekordhöhen erreichten.
«Donald Trump kehrt ins Weisse Haus zurück. Mehr noch, er kann dank eines 'Republican Sweep', der Mehrheit in beiden Kammern des US-Kongresses, quasi durchregieren. Mit solch einem triumphalen Sieg haben auch an der Börse nur die wenigsten gerechnet», stellte Analyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets fest. Dagegen wüssten die Anleger hierzulande einfach noch nicht, «was sie nun wirklich von einem Trump 2.0 mit noch mehr Machtfülle erwarten können. So dürften auch die kommenden Tage und Wochen für den Dax eher volatil ohne klare Richtung bleiben», prognostizierte Oldenburger.
Björn Jesch vom Vermögensverwalter DWS merkte an: «Als positiv könnte man die Hoffnung äussern, dass eine weitere Trump-Präsidentschaft den Reformwillen in Brüssel und Berlin vorantreiben könnte».
Negative Vorzeichen waren auch bei den anderen Leitbörsen in Europa zu sehen. So fiel der EuroStoxx 50 um 1,4 Prozent. Die Börsen in Zürich und London verbuchten hingegen nur leichte Abgaben. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial erreichte ein Rekordhoch und notierte zum europäischen Handelsende 3,1 Prozent im Plus.
Im deutschen Aktienhandel war der Automobilsektor einer der grössten Verlierer. Hier befürchten Anleger unter einer Trump-Regierung US-Strafzölle auf Importe aus Deutschland. Die Kursverluste reichten von 4,3 Prozent für Volkswagen , über 4,9 Prozent für Porsche AG und 6,4 Prozent bei Mercedes-Benz bis zu 6,6 Prozent für BMW . Bei letzterem kam erschwerend eine enttäuschende Quartalsbilanz der Münchener hinzu, die einen massiven Gewinneinbruch erlitten haben.
Deutlich besser kamen bei Investoren die Geschäftsberichte von Siemens Healthineers und Fresenius an. Aktien von Siemens Healthineers führten mit plus 6,0 Prozent den Dax an. Die Aktien von Fresenius gewannen 2,7 Prozent. Bei Siemens Healthineers hätten einige Anleger ein Verfehlen der Ziele befürchtet, das sei jedoch nicht eingetreten, schrieb Analyst Graham Doyle von der schweizerischen Bank UBS. Fresenius wurde mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr optimistischer. Aktien der Dialyse-Beteiligung Fresenius Medical Care gewannen 5,7 Prozent.
Im MDax wurde der Quartalsbericht des Software-Dienstleisters Teamviewer abgestraft. Die Papiere brachen um fast 13 Prozent ein. Evonik gerieten nach dem Quartalsbericht des Spezialchemiekonzerns mit minus 7,1 Prozent unter Verkaufsdruck.
Im SDax brachen Evotec nach unerwartet schwachen Geschäftszahlen des Wirkstoffforschers um mehr als 15 Prozent ein. Ein operativer Rekordgewinn des Anlagenbauers Kontron liess den Kurs der Aktien um knapp 12 Prozent nach oben schnellen.
Gemieden wurde die Branche der Alternativen Energien. Hier könnte sich der Wahlausgang in den USA negativ auswirken, denn Donald Trump ist eher als Befürworter der herkömmlichen Energiequellen bekannt. RWE verloren 4,4 Prozent, Nordex 7,6 Prozent und SMA Solar 10,6 Prozent.
Der Euro geriet nach dem Wahlsieg Trumps gegen einen auf breiter Front starken US-Dollar erheblich unter Druck und rutschte auf den tiefsten Stand seit Ende Juni ab. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0733 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0695 Dollar festgesetzt.
Am Euro-Rentenmarkt stiegen die Anleihekurse. Der Rentenindex Rex legte um 0,27 Prozent auf 125,60 Punkte zu. Die Umlaufrendite fiel von 2,37 Prozent am Dienstag auf 2,33 Prozent. Der Bund-Future verlor 0,02 Prozent auf 131,76 Zähler./edh/he
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
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