Der MDax büsste zuletzt 0,69 Prozent auf 25.254 Zähler ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 1,3 Prozent.
Am Mittwochabend hatte die US-Notenbank Fed mit ihrer Zinsprognose die Gewinnmitnahmen der Anleger deutlich befeuert. Dem Kursgewitter in den USA hatten sich die europäischen Börsen am Donnerstag angeschlossen. Wegen der hartnäckig erhöhten Inflation muss man sich in den USA im kommenden Jahr auf weniger Leitzinssenkungen einstellen als bislang erhofft.
Die Fed habe einen überraschend starken Abverkauf bei Aktien ausgelöst, kommentierte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. «Die Stärke des Kursrückgangs wurde dadurch begünstigt, dass die Euphorie zuvor keine Grenzen kannte.» Schnäppchenjäger gebe es im Dax so kurz nach der Fed-Überraschung nicht. Zu gross sei die Verwirrung über die zukünftige Geldpolitik.
In den USA rückt zudem ein möglicher «Shutdown» näher, der die Regierungsgeschäfte teilweise lahmlegen würde. Im US-Repräsentantenhaus scheiterte ein neuer Gesetzentwurf für einen Übergangshaushalt. Ob sich Republikaner und Demokraten bis zum Ablauf der Frist in der Nacht zu Samstag (Ortszeit) noch auf eine Lösung einigen werden, ist offen. Sie weisen sich gegenseitig die Schuld für die zugespitzte Lage zu. Auslöser der Turbulenzen ist ein Blockade-Manöver des designierten Präsidenten Donald Trump und des Tech-Milliardärs Elon Musk, der dem Republikaner kaum mehr von der Seite weicht.
Für zusätzliche Kursschwankungen sorgt am Freitag der grosse Verfallstag an den Termin- und Derivatebörsen. Vom «grossen Verfall» oder auch «vierfachen Verfall» sprechen Börsianer, wenn Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien am selben Tag verfallen. Die plötzliche Rückkehr des Dax unter 20.000 Punkte dürfte viele überrascht haben.
Zur Mittagszeit verfallen zunächst die Index-Optionen und -Futures von EuroStoxx 50 und Stoxx 50 an der Eurex. Etwas später dann die Futures und Optionen auf Dax und MDax. Gegen Handelsschluss laufen die Optionen und Futures auf einzelne Aktien aus.
Auf den Quartalsbericht des US-Sportartikelherstellers Nike reagierten die Papiere des deutschen Rivalen Adidas mit zuletzt minus 0,7 Prozent, schlugen sich damit gleichwohl besser als der Dax. Nike hatte im zweiten Quartal die Erwartungen der Analysten übertroffen. Umsatz und Gewinn waren aber im Jahresvergleich erneut deutlich zurückgegangen. Die Umsatzprognose für das laufende Quartal ist mau. Analystin Olivia Townsend von JPMorgan sieht dies als Chance für Adidas, weitere Marktanteile zu gewinnen.
Schlusslicht im Dax waren Deutsche Bank mit minus 3,7 Prozent. Vonovia stabilisierten sich an der Index-Spitze mit moderatem Plus, nachdem sie tags zuvor kräftig verloren hatten.
Fraport legten um 6,4 Prozent zu. Die Unsicherheit habe abgenommen, schrieb Analystin Elodie Rall von JPMorgan in Reaktion auf die Entgeltvereinbarung mit Airlines für die kommenden vier Jahre. Rall stufte die Anteile von «Neutral» auf «Overweight» hoch.
Teamviewer wurde dagegen von Goldman Sachs von «Buy» auf «Neutral» abgestuft. Seine Kaufempfehlung für die Papiere des Software-Anbieters habe unter anderem auf der Aussicht auf Aktienrückkäufe basiert, schrieb Analyst Mohammed Moawalla. Ausschüttungen seien aber angesichts der Übernahme von 1E unsicherer geworden. Teamviewer verloren 4,9 Prozent.
Die Aktien des Baumarktkonzerns Hornbach Holding sackten nach Quartalszahlen und gesenkter Umsatzprognose um mehr als 11 Prozent ab. Die Kennziffern lägen deutlich unter den Erwartungen, sagten Börsianer./ajx/mis
(AWP)