Kaum Rückenwind erhält der europäische Aktienmarkt von den internationalen Börsen, der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wird am Montag sogar leicht im Minus erwartet. In New York hatten die Börsen am Freitag im späten Handel die Gewinne noch ausgebaut und auch in Asien meldeten am Morgen die Börsen in Tokio, Hongkong und Seoul deutliche Gewinne.
«Der grosse Ausverkauf ging in der abgelaufenen Woche in eine Seitwärtsphase über», heisst es am Morgen bei den Experten der Helaba. Vor allem die zunehmenden weltweiten Handelsstreitigkeiten hatten dem Index zwischenzeitlich immer wieder zugesetzt. Der US-Zollpolitik gegenüber stand das historische deutsche Investitionspaket, das neben den Aktienmärkten auch an den Anleihemärkten seine Wirkung hinterliess. Geplant ist eine zusätzliche Verschuldung. Allerdings müssen Bundestag und Bundesrat noch zustimmen.
Ein positives Signal für den Dax sieht die Helaba darin, dass der Dax neuerdings wieder über seinem 21-Tage-Durchschnitt steht. «Versuche, sich wieder nachhaltig darüber zu etablieren, sind erst zum Wochenschluss von Erfolg gekrönt gewesen», hiess es von der Helaba am Montag. Andere charttechnische Indikatoren mahnten aber zur Vorsicht, ergänzten die Experten der Landesbank. Massgeblich könnten in den kommenden Tagen einige Zinsentscheide werden, darunter jener der US-Notenbank Fed am Mittwoch.
Weiter geht am Montag wohl die Rally der Rüstungswerte. Die Aktie von Rheinmetall steigt vorbörslich um 2,8 Prozent und damit erstmals über die Marke von 1.400 Euro. Angetrieben von der Notwendigkeit, die Verteidigungsausgaben in Europa drastisch zu erhöhen, legten ausserdem Aktien wie Renk oder Hensoldt vorbörslich weiter zu. US-Präsident Donald Trump will unterdessen am Dienstag mit Kremlchef Wladimir Putin über eine Vereinbarung zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sprechen.
Bei Volkswagen gab es im Tradegate-Handel einen Anstieg um 1,3 Prozent zu beobachten. Die Beteiligungsgesellschaft Porsche SE reagierte am Wochenende auf Berichte, die Familienstämme um Wolfgang Porsche und Hans Michel Piëch prüften einen Teilverkauf ihrer VW-Aktien. Es gebe weder aktuell konkrete Überlegungen, noch habe es sie im Jahr 2024 gegeben, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.
Klare Kursgewinne bahnen sich ansonsten noch bei Kion an wegen einer Hochstufung auf das positive Votum «Overweight» durch die Barclays-Bank.
Nach einem Analystenkommentar tendieren dagegen die Titel von Siltronic abwärts. Bei dem Waferhersteller hat Jefferies die bisherige Kaufempfehlung aufgegeben. Es drohe eine lange Phase des Lagerbestandsabbaus und es mangele an Potenzial für den Mittelzufluss, schrieb Analyst Constantin Hesse.
Für Aufmerksamkeit sorgen könnte am Montag die Aktie von ProSiebenSat.1 , weil der Medienkonzern Kreisen zufolge einen neuen Grossaktionär bekommt. Wie zuletzt schon gemutmasst, soll die US-Investmentgesellschaft General Atlantic über eine Wandelanleihe mit zehn Prozent einsteigen und im Gegenzug Minderheitsbeteiligungen am E-Commerce-Geschäft NuCom und der ParshipMeet Group abgeben. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Ein leichtes Plus hatten vorbörslich Signale des Immobilienunternehmens Grand City Properties zur Folge. Vor allem die Aussage, dass die Aroundtown -Tochter spätestens für 2025 wieder eine Dividende zahlen will, wirkte positiv. Unklar bleibt, ob es nach der Aussetzung in den Vorjahren bereits für 2024 eine Auszahlung geben wird./tih/jha/
(AWP)