«Angeführt von den Technologieaktien in New York kam es gestern zu einem Stimmungswechsel am Markt», der heute diesseits des Atlantik zum Tragen gekommen sei, erklärte Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss mit 4'814,08 Punkten und damit 1,06 Prozent höher als am Vortag. Die Leitzinsentscheidung der Europäische Zentralbank blieb ohne Überraschung und lieferte damit keine entscheidenden Impulse. Die EZB hatte auf die abflauende Inflation sowie eine träge Wirtschaftsentwicklung im Euroraum mit einer erwarteten Zinssenkung reagiert.

Die Blicke richten sich nun auf die US-Notenbank Fed, deren geldpolitische Entscheidung in der kommenden Woche ansteht. Eine Zinssenkung gilt als ausgemacht. Unklar ist jedoch, wie stark diese ausfallen und wie der Fed-Kurs der kommenden Monate aussehen wird.

Der britische Leitindex FTSE 100 legte am Donnerstag um gut ein halbes Prozent auf 8'240,97 Punkte zu. Der Schweizer SMI hinkte mit einem Plus von einem halben Prozent auf 11.982,34 Punkte etwas hinterher. Ihn bremste ein Kursrutsch von Index-Schwergewicht Roche .

Der Schweizer Pharmakonzern konnte mit Daten zu seinem Fettsenker-Portfolio erneut nicht überzeugen. Die Aktien fielen um rund 2 Prozent. Die am Vorabend vorgelegten Daten für den Produktkandidaten CT-996 kamen angesichts ausgeprägter Nebenwirkungen nicht gut an. Bereits zu Wochenbeginn hatten erste Daten zu einem kürzlich hinzugekauften Mittel für eine negative Kursreaktion gesorgt.

Die Aktien des dänischen Konkurrenten Novo Nordisk , einem Vorreiter in diesem Bereich, profitierten indes. In diesem durchwachsenen Umfeld war der Index der europäischen Gesundheitswerte, der Stoxx Europe 600 Health Care , unter den wenigen Verlierern im Branchentableau.

Weit oben stand hingegen der Stoxx Europe 600 Technology mit einem Kursgewinn von rund 2 Prozent. Technologiewerte knüpften damit an ihre Mittwochserholung an. Tags zuvor hatte Nvidia-Chef Jensen Huang auf einer Technologiekonferenz über eine hohe Nachfrage nach den knappen Chips des KI-Vorzeigeunternehmens berichtet, was die zuletzt weniger euphorische Stimmung der Anleger aufgehellt hatte. Im EuroStoxx 50 führte am Donnerstag denn auch der Anlagenbauer für die Chipindustrie ASML die Gewinnerliste mit einem Anstieg um 3,5 Prozent an.

Gefragt waren auch Aktien von Rohstoffunternehmen und Banken . Letzteren half die anhaltende Übernahmefantasie im Sektor nach dem Einstieg der Unicredit bei der Commerzbank . JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein stufte die Aktien von ABN Amro und Banco BPM hoch. Er erwartet eine Fusions- und Übernahmewelle in der Branche und sieht sowohl die Niederländer als auch die Italiener als potenzielle Übernahmeziele. Deren Aktien stiegen um jeweils fast 3 Prozent.

Die Aktien des Logistikkonzerns DSV zogen deutlich an. Im Bieterwettstreit um die Logistik-Tochter der Deutschen Bahn, DB Schenker, haben die Dänen offenbar die Nase vorn. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen berichtet, hat DSV die Unterstützung des Bahn-Vorstandes und steht nun in fortgeschrittenen Gesprächen.

(AWP)