Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.
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Als ich nach meiner Rückkehr aus den Herbstferien schrieb, dass auf einen schwachen September an den Aktienmärkten meist ein versöhnlicher Oktober folge, wurde ich belächelt. Das überraschte mich nicht weiter, hatte damals doch selbst der als träge verschrieene Swiss Market Index (SMI) in den vorangegangenen vier Wochen mehr als 5 Prozent eingebüsst. Und der SMI Midcap Index (SMIM) – er steht für die Aktien mittelgrosser Schweizer Unternehmen - hatte sogar prozentual zweistellige Verluste zu beklagen.
Heute – gut drei Wochen später und knapp 600 SMI-Punkte höher – sind wir nun alle etwas schlauer. Einmal mehr zeigt sich, dass sich die Entwicklung an den Aktienmärkten auch in diesem Jahr wieder ans Drehbuch hält. Sei es nun die zu Jahresbeginn ausgiebig beleuchtete "Januar-Regel" oder eben auch die "September-Oktober-Regel".
Im Oktober schrieb ich folgendes:
Wie mir aus mehreren voneinander unabhängigen Quellen berichtet wird, sind insbesondere die Profianleger bei Aktien sträflich unterinvestiert. Die letzte Umfrage der Bank of America bei Fondsmanagern und Vermögensverwaltern scheint diesen Stimmen rechtgeben zu wollen. Durchschnittlich halten die Befragten etwas mehr als 6 Prozent der verwalteten Vermögen liquide. Nur gerade im April 2001 war die Liquiditätsquote noch höher als heute. Doch auch sonst macht die amerikanische Investmentbank bei den jüngsten Umfrageergebnissen unmissverständliche Anhaltspunkte für eine Kapitulation bei Fondsmanagern und Vermögensverwaltern aus. Ähnliches hört man auch von anderen Banken.
Nicht eben wenige unter ihnen dürften die kräftige Erholung vom Oktober verschlafen haben – womit wir uns wieder dem Drehbuch zuwenden. Denn nach dem versöhnlichen Oktober gehen die Aktienmärkte in die beiden stärksten Börsenmonate des ganzen Jahres über. Für die sträflich unterinvestierten Profianleger könnte es deshalb eng werden.
Schweizer Aktienfavoriten: Der cash Insider holt sich zwei neue Aktien auf seine Liste |
Kommen wir nun aber auf meine Schweizer Aktienfavoriten für 2022 zu sprechen. Auch diese konnten die Verluste eingrenzen. Auf dem Stand von Ende Oktober errechnet sich noch ein Minus von 19,1 Prozent. Dem steht ein um 16,6 Prozent tieferer Swiss Performance Index (SPI) gegenüber.
Erfreulich entwickelten sich insbesondere die neu in die Favoritenliste aufgenommenen Aktien von Sika. Zugegeben: Nach den nur so vor Optimismus strotzenden Aussagen des Bauchemiespezialisten am diesjährigen Investorentag blieb der Zahlenkranz fürs dritte Quartal den hohen Erwartungen einiges schuldig. Und auch bei der milliardenschweren Übernahme der ähnlich gelagerten früheren Geschäftsaktivitäten des deutschen Chemiegiganten BASF kommt es immer wieder zu Verzögerungen. Gerade die britischen Wettbewerbsbehörden stellen sich ziemlich quer. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass bis Ende Januar eine für alle Beteiligten gängige Lösung gefunden werden kann.
Mit Spannung wurde das Strategie-Update der Credit Suisse erwartet. Vorschusslorbeeren gab es keine. Ganz im Gegenteil. Mit einer Kurshalbierung seit Jahresbeginn hält die kleinere der beiden Grossbanken unter den 20 Unternehmen aus dem SMI seit Wochen die Schlusslaterne. Es ist genau jene Rolle, die sie schon aus dem Jahr zuvor nur zu gut kennt.
Bilanz der letzten Jahre
Jahr | Aktienfavoriten | SPI |
2013 | +40,1 Prozent | +23,9 Prozent |
2014 | +11,4 Prozent | +15,2 Prozent |
2015 | + 4,1 Prozent | + 2,4 Prozent |
2016 | - 3,7 Prozent | - 1,7 Prozent |
2017 | +23,6 Prozent | +20,1 Prozent |
2018 | - 19,1 Prozent | - 8,8 Prozent |
2019 | +25,4 Prozent | +30,6 Prozent |
2020 | + 9,8 Prozent | + 3,1 Prozent |
2021 | +10,0 Prozent | +23,4 Prozent |
2022* | - 19,1 Prozent | - 16,6 Prozent |
* Kurse vom 31. Oktober 2022
Unter Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und seinem Firmenchef Ulrich Körner will sich die Credit Suisse auf die alten Stärken zurückbesinnen, die da denn lauten: Universalbank Schweiz und Wealth Management. Das Investment Banking soll in die Credit Suisse First Boston eingebracht und verschlankt werden.
Um die Restrukturierungskosten sowie die milliardenschweren Bilanzkorrekturen stemmen zu können, muss die Eigenmitteldecke mit 4 Milliarden Franken gestärkt werden. Bis zu 1,5 Milliarden Franken steuert "SNB" bei. Mit "SNB" ist nicht etwa unsere Schweizerische Nationalbank, sondern vielmehr die Saudi National Bank gemeint. Die Saudis können sich zu Tiefstkursen mit knapp 10 Prozent bei der Credit Suisse einkaufen. Und angeblich haben auch die Katari – sie sind bereits im Grossaktionariat der Grossbank vertreten – vor, ihre Beteiligung aufzustocken.
Mit den Strategieplänen wandelt die Credit Suisse in den Spuren der UBS. Bloss ist ihr die ewige Erzrivalin um Jahre voraus. Da stellt sich mir doch die Frage: Wieso nicht gleich so? Den langjährigen Aktionärinnen und Aktionäre wäre vermutlich viel Leid erspart geblieben.
Freude bereiten die Aktien von Holcim. Der Baustoffhersteller aus dem steuergünstigen Zug stellte auch im dritten Quartal wieder selbst die kühnsten Analystenerwartungen in den Schatten. Das wiederum liess es Firmenchef Jan Jenisch zu, die diesjährigen Vorgaben anzuheben. Und das wohlverstanden schon zum dritten Mal in diesem Jahr.
Dass sich rückblickend insbesondere die beiden milliardenschweren Übernahmen Malarkey und Firestone als glückliche Fügung erweisen, kommt nicht von ungefähr. Denn schon bei seinem früheren Arbeitgeber Sika hat sich Firmenchef Jenisch einen Namen als geschickter Deal-Maker gemacht. Bei seinem jetzigen Arbeitgeber geht er nun nach demselben Strickmuster vor. Auch nach dem mit 2 Milliarden Franken dotierten Aktienrückkaufprogramm dürften ihm aus dem Verkauf des Indiengeschäfts viele weitere Milliarden von Franken für ergänzende Firmenübernahmen zur Verfügung stehen. Neben der Schadenfreude ist die Vorfreude bekanntlich die schönste Freude.
Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende Oktober:
Titel | Anzahl | Einstand | akt. Wert* | Erfolg | G/V |
Barmittel | 1'794 | ||||
Credit Suisse N | 1'351 | 8,42 | 5'580 | - 5'798 | - 51,0 Prozent |
Holcim N | 223 | 46,57 | 10'142 | - 243 | - 2,3 Prozent |
Logitech N | 134 | 71,65 | 6'680 | - 2'921 | - 30,4 Prozent |
Novartis N | 80 | 80,50 | 6'472 | + 32 | + 0,5 Prozent |
Sika N | 30 | 198,35 | 6'774 | + 824 | +13,8 Prozent |
Zurich Insurance N | 23 | 402,80 | 9'828 | + 564 | + 6,1 Prozent |
Cembra Money N | 86 | 66,29 | 6'244 | + 543 | + 9,5 Prozent |
Helvetia N | 65 | 107,82 | 6'461 | - 547 | - 7,8 Prozent |
Medmix N | 222 | 17,03 | 3'916 | + 135 | + 3,6 Prozent |
Oerlikon N | 1'444 | 8,66 | 9'335 | - 3'175 | - 25,4 Prozent |
Stadler Rail N | 223 | 38,39 | 6'579 | - 1'982 | - 23,2 Prozent |
Zur Rose N | 47 | 179,02 | 1'272 | - 7'142 | - 84,9 Prozent |
Total | 81'075 | - 19,1 Prozent |
* Schlusskurse vom 31. Oktober 2022
Bei Zur Rose war es rückblickend richtig, dem schlechten Geld im Rahmen des Rebalancing nicht noch gutes Geld hinterherzuwerfen. Heute Donnerstag sieht sich nun auch die deutsche Pilotregion Westfalen-Lippe aus Datenschutzgründen gezwungen, die Einführung des elektronischen Medikamentenrezepts einzustellen. Mit verheerenden Folgen für die Aktien. Das elektronische Medikamentenrezept gilt als wichtiger künftiger Wachstumstreiber für die Versandapotheke. Unser nördliches Nachbarland scheint mir mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens noch stärker überfordert zu sein als wir bei uns in der Schweiz.
Es sind denn auch äussere Einflüsse und weniger firmenspezifische Gründe, welche den Kurs der Zur-Rose-Aktien seit Jahresbeginn um 90 Prozent einbrechen liessen. Wenn sich die Firmenlenker aber einen Vorwurf gefallen lassen müssen, dann dass sie sich bei ihrem Tun schon beinahe etwas blind auf die rechtzeitige Einführung elektronischer Medikamentenrezepte in Deutschland verlassen haben...
Transaktionen Aktienfavoriten 2022
Datum | Titel | Anzahl | Kurs | Total | ||
30.12.2021 | Oerlikon N | Kauf | 1'060 | 9,43 | Franken | 9'995,80- |
30.12.2021 | Zur Rose N | Kauf | 22 | 230,57 | Franken | 5'072,54- |
30.12.2021 | Cembra N | Kauf | 113 | 66,14 | Franken | 7'473,82- |
30.12.2021 | Stadler Rail N | Kauf | 188 | 39,94 | Franken | 7'508,72- |
30.12.2021 | Helvetia N | Kauf | 70 | 107,49 | Franken | 7'524,30- |
30.12.2021 | Logitech N | Kauf | 97 | 77,32 | Franken | 7'500,04- |
30.12.2021 | Credit Suisse N | Kauf | 1'122 | 8,907 | Franken | 9'993,65- |
30.12.2021 | Zurich IG N | Kauf | 25 | 400,70 | Franken | 10'017,50- |
30.12.2021 | Holcim N | Kauf | 322 | 46,62 | Franken | 15'011,64- |
30.12.2021 | Novartis N | Kauf | 186 | 80,67 | Franken | 15'004,62- |
07.03.2022 | Oerlikon N | Kauf | 223 | 6,63 | Franken | 1'478,49- |
07.03.2022 | Zur Rose N | Kauf | 29 | 133,65 | Franken | 3'875,85- |
07.03.2022 | Stadler Rail N | Kauf | 22 | 30,08 | Franken | 661,76- |
07.03.2022 | Helvetia N | Verkauf | 8 | 96,65 | Franken | 773,20+ |
07.03.2022 | Logitech N | Kauf | 34 | 65,52 | Franken | 2'227,68- |
07.03.2022 | Credit Suisse N | Kauf | 190 | 6,46 | Franken | 1'227,40- |
07.03.2022 | Zurich IG N | Verkauf | 3 | 380,80 | Franken | 1'142,40+ |
07.03.2022 | Holcim N | Verkauf | 11 | 40,16 | Franken | 441,76+ |
07.03.2022 | Novartis N | Verkauf | 86 | 75,92 | Franken | 6'529,12+ |
08.03.2022 | Novartis N | Kauf | 3 | 74,21 | Franken | 222,63- |
08.04.2022 | Zurich IG N | Kauf | 1 | 438,50 | Franken | 438,50- |
08.04.2022 | Oerlikon N | Kauf | 42 | 6,78 | Franken | 284,76- |
24.04.2022 | Cembra N | Kauf | 4 | 70,55 | Franken | 282,20- |
03.05.2022 | Helvetia N | Kauf | 2 | 118,50 | Franken | 237,00- |
09.05.2022 | Credit Suisse N | Kauf | 16 | 6,50 | Franken | 104,00- |
09.05.2022 | Holcim N | Kauf | 15 | 45,50 | Franken | 682,50- |
09.05.2022 | Stadler Rail N | Kauf | 3 | 34,38 | Franken | 103,14- |
01.07.2022 | Logitech N | Kauf | 16 | 49,17 | Franken | 786,72- |
01.07.2022 | Oerlikon N | Kauf | 32 | 6,50 | Franken | 209,60- |
01.07.2022 | Zurich IG N | Kauf | 1 | 413,20 | Franken | 413,20- |
01.07.2022 | Credit Suisse N | Kauf | 6 | 5,38 | Franken | 32,28- |
01.07.2022 | Novartis N | Kauf | 1 | 80,14 | Franken | 80,14- |
01.07.2022 | Cembra N | Verkauf | 26 | 68,70 | Franken | 1'786,20+ |
01.07.2022 | Stadler Rail N | Kauf | 6 | 30,70 | Franken | 184,20- |
30.09.2022 | Credit Suisse N | Kauf | 35 | 3,91 | Franken | 136,85- |
30.09.2022 | Sika N | Kauf | 30 | 198,35 | Franken | 5'950,50- |
30.09.2022 | Oerlikon N | Kauf | 109 | 6,27 | Franken | 683,43- |
30.09.2022 | Novartis N | Verkauf | 34 | 75,24 | Franken | 2'558,16+ |
30.09.2022 | Logitech N | Verkauf | 10 | 44,95 | Franken | 449,50+ |
30.09.2022 | Stadler Rail N | Kauf | 6 | 27,06 | Franken | 162,36- |
30.09.2022 | Medmix N | Kauf | 222 | 17,03 | Franken | 3'780,66- |
30.09.2022 | Helvetia N | Verkauf | 2 | 92,56 | Franken | 185,12+ |
30.09.2022 | Cembra N | Verkauf | 5 | 70,35 | Franken | 351,75+ |
30.09.2022 | Holcim N | Verkauf | 104 | 40,60 | Franken | 4'222,40+ |
30.09.2022 | Zurich IG N | Verkauf | 1 | 394,00 | Franken | 394,00+ |
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