Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

+++

Der September machte seinem Ruf als schwächster Börsenmonat des Jahres einmal mehr alle Ehre. Um mehr als 5 Prozent ging es für den Swiss Market Index (SMI) nach unten. Und damit steht das Börsenbarometer noch vergleichsweise gut da – den drei Schwergewichten Nestlé, Roche und Novartis sei Dank. Der SMI Midcap Index (SMIM) etwa – er steht für die Aktien mittelgrosser Schweizer Unternehmen - hatte gar prozentual zweistellige Verluste zu beklagen.

Es ist, als wäre den Marktakteuren erst jetzt so richtig bewusst geworden, wie ernst es der amerikanischen Notenbank mit ihrem Kampf gegen den Teuerungsschub eigentlich ist. Nicht eben wenige dachten, dass die Entscheidungsträger wie im Winter 2018 zurückschrecken und wieder auf einen expansiven Kurs umschwenken würden.

Spätestens nach dem überraschend starken Arbeitsmarktbericht für den September sieht es nun aber nicht länger danach aus. In Erwartung weiterer Zinsschritte stiess die Rendite zweijähriger amerikanischer Staatsanleihen auf weit über 4 Prozent vor. Das war dann doch zuviel für die Aktienmärkte.

Nach den schmerzhaften Kursverlusten der letzten Wochen ist die Verunsicherung verständlicherweise gross. Einige Auguren warnen gar vor einem noch schwächeren Oktober. Neugierig wie ich bin, habe ich mich diesbezüglich schlau gemacht. In den vergangenen 25 Jahren folgte beim SMI auf einen schwachen September meist ein versöhnlicher Oktober. Nur im Krisenjahr 2008 und dann noch einmal 2016 bescherte das Börsenbarometer den Marktakteuren sowohl im September als auch im Oktober Verluste – wobei sich diese zumindest 2016 in einem noch verkraftbaren Rahmen bewegten.

Der Aktienkurs von Givaudan "schmiert" nach der Veröffentlichung der Umsatzzahlen regelrecht ab (Quelle: www.cash.ch)

Letztendlich entscheidet aber auch hierzulande die Unternehmensberichterstattung für das dritte Quartal darüber, in welche Richtung sich die Kurse entwickeln werden. Wenn man bedenkt, dass die Valoren von Givaudan heute Dienstag mit einem Minus von 7 Prozent abgestraft werden, nur weil das organische Umsatzwachstum zwischen Juli und September mit 5,8 Prozent etwas hinter den von Analysten erwarteten 6,8 Prozent zurückgeblieben ist, ist alles über die Börsenstimmung gesagt, was gesagt werden muss.

Kommen wir auf meine Schweizer Aktienfavoriten für 2022 zu sprechen. Diese mussten auch im September wieder Federn lassen, errechnete sich gegenüber dem letzten Dezember doch ein Minus von 23,9 Prozent. Für gut zwei Drittel dieser Verluste waren die drei Sorgenkinder Credit Suisse, Logitech und Zur Rose verantwortlich. Dem Ganzen steht ein um 20,5 Prozent tieferer Swiss Performance Index (SPI) gegenüber.

Bilanz der letzten Jahre

JahrAktienfavoritenSPI
2013+40,1 Prozent+23,9 Prozent
2014+11,4 Prozent+15,2 Prozent
2015+  4,1 Prozent+  2,4 Prozent
2016-   3,7 Prozent-   1,7 Prozent
2017+23,6 Prozent+20,1 Prozent
2018- 19,1 Prozent-   8,8 Prozent
2019+25,4 Prozent+30,6 Prozent
2020+  9,8 Prozent+  3,1 Prozent
2021+10,0 Prozent+23,4 Prozent
2022*- 23,9 Prozent- 20,5 Prozent

* Kurse vom 30. September 2022

Während das März-Rebalancing viel Geld kostete, war es rückblickend weise, dem schlechten Geld zur Jahresmitte nicht noch gutes Geld hinterher zu werfen. Ansonsten hätte die Zwischenbilanz nach den ersten neun Monaten vermutlich noch viel übler ausgesehen.

Das unterdurchschnittliche Abschneiden meiner Aktienfavoriten gegenüber dem SPI lässt sich aber auch dadurch erklären, dass es von den drei Schwergewichten Nestlé, Roche und Novartis im Dezember nur die Aktien von Novartis in meine Auswahl geschafft haben – und auch das nur mit einer unterdurchschnittlichen Gewichtung. Gerade die Valoren von Nestlé und Novartis wussten sich in den letzten Wochen deutlich besser zu behaupten als manch andere Aktien. Nicht eben wenige Vermögensverwalter und Fondsmanager dürften momentan mit ein-und-demselben Problem zu kämpfen haben.

Ich verzichte bei meinen Aktienfavoriten auch jetzt auf ein Rebalancing und nehme stattdessen die Valoren des Bauchemiespezialisten Sika (Gewichtung: 8 Prozent) sowie jene der ehemaligen Sulzer-Tochter Medmix (Gewichtung: 5 Prozent) in die Favoritenliste auf.

Folglich sieht die neue Zusammensetzung per Ende September so aus:

TitelAnzahlEinstandakt. Wert*ErfolgG/V
Barmittel             1'794  
Credit Suisse N  1'351     8,42           5'372-        6'006- 52,8 Prozent
Holcim N      223   46,57           9'139-        1'246- 12,0 Prozent
Logitech N      134   71,65           6'157-        3'444- 35,9 Prozent
Novartis N        80   80,50           6'078-            361-   5,6 Prozent
Sika N        30198,35           6'021+             71+  1,2 Prozent
Zurich Insurance N        23402,80           9'085-            179-   1,9 Prozent
Cembra Money N        86  66,29           6'063+           342+  6,3 Prozent
Helvetia N        65107,82           6'094-            914- 13,0 Prozent
Medmix N      222  17,03           3'834+             53+  1,4 Prozent
Oerlikon N  1'444     8,66           9'169-        3'341- 26,7 Prozent
Stadler Rail N      223  38,39           6'092-        2'468- 28,8 Prozent
Zur Rose N        47179,02           1'388-        7'025- 83,5 Prozent
      
Total          76'287 - 23,9 Prozent

* Schlusskurse vom 30. September 2022

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich die Qualitäten von Sika nie wirklich in Frage gestellt habe. Vielmehr erachtete ich die Aktien des Bauchemieherstellers lange Zeit als völlig überteuert. Im Zuge der Bewertungskorrektur der ersten neun Monate ist die Bewertung an einem – wie ich finde – attraktiven Punkt angelangt. Zugegeben: Ich hätte es lieber gesehen, wenn sich das Unternehmen anstatt auf die milliardenschwere Übernahme des früheren Bauchemiegeschäfts von BASF weiterhin auf die ursprüngliche Strategie leicht verdaubarer Happen konzentriert hätte. Ich lasse mich jedoch gerne eines Besseren belehren. Auf dass es den Firmenlenkern gelingen möge, mit der Grossübernahme Aktionärswerte zu schaffen. Über den Erfolg des bisherigen Geschäftsmodells und die Preisgestaltungsmacht braucht man sich hingegen nicht mit mir zu streiten.

Bei Medmix wiederum hat die Kurs- und Bewertungskorrektur ein Ausmass angenommen, welches sich nicht mehr mit vernünftigen Argumenten erklären lässt. Zugegeben: Die Herausforderungen rund um die Aktionärsverhältnisse sind nicht ohne, musste das Medizinaltechnikunternehmen die Produktion in Polen doch aufgrund dortiger Sanktionen gegen den russischen Ankeraktionär Viktor Vekselberg einstellen. Das kostet verständlicherweise Geld.

Ich wäre aber nicht überrascht, wenn es dem Unternehmen gelingen würde, die Probleme in Polen in den Griff zu bekommen – und sei es, dass eine Lösung für das Vekselberg-Paket gefunden wird oder Medmix einen neuen Eigentümer erhält. Für Fantasie ist zu aktuellen Kursen jedenfalls gesorgt. Das sieht auch die Fondstochter der Credit Suisse so, nistete sie sich doch erst kürzlich mit gut 3 Prozent bei der einstigen Sulzer-Tochter ein.

Unser Partner Leonteq hat die Anpassungen beim Tracker-Zertifikat übrigens schon während meiner ferienbedingten Abwesenheit umgesetzt.

Transaktionen Aktienfavoriten 2022

DatumTitel AnzahlKurs Total
30.12.2021Oerlikon NKauf1'060    9,43Franken  9'995,80-
30.12.2021Zur Rose NKauf      22230,57Franken  5'072,54-
30.12.2021Cembra NKauf    113  66,14Franken  7'473,82-
30.12.2021Stadler Rail NKauf    188  39,94Franken  7'508,72-
30.12.2021Helvetia NKauf      70107,49Franken  7'524,30-
30.12.2021Logitech NKauf      97  77,32Franken  7'500,04-
30.12.2021Credit Suisse NKauf1'122  8,907Franken  9'993,65-
30.12.2021Zurich IG NKauf      25400,70Franken10'017,50-
30.12.2021Holcim NKauf    322  46,62Franken15'011,64-
30.12.2021Novartis NKauf    186  80,67Franken15'004,62-
07.03.2022Oerlikon NKauf    223    6,63Franken  1'478,49-
07.03.2022Zur Rose NKauf      29133,65Franken  3'875,85-
07.03.2022Stadler Rail NKauf      22  30,08Franken      661,76-
07.03.2022Helvetia NVerkauf        8  96,65Franken     773,20+
07.03.2022Logitech NKauf      34  65,52Franken  2'227,68-
07.03.2022Credit Suisse NKauf   190    6,46Franken  1'227,40-
07.03.2022Zurich IG NVerkauf        3380,80Franken  1'142,40+
07.03.2022Holcim NVerkauf      11  40,16Franken     441,76+
07.03.2022Novartis NVerkauf      86  75,92Franken  6'529,12+
08.03.2022Novartis NKauf        3  74,21Franken      222,63-
08.04.2022Zurich IG NKauf        1438,50Franken      438,50-
08.04.2022Oerlikon NKauf      42     6,78Franken      284,76-
24.04.2022Cembra NKauf        4   70,55Franken      282,20-
03.05.2022Helvetia NKauf        2118,50Franken      237,00-
09.05.2022Credit Suisse NKauf     16     6,50Franken      104,00-
09.05.2022Holcim NKauf     15   45,50Franken      682,50-
09.05.2022Stadler Rail NKauf       3   34,38Franken      103,14-
01.07.2022Logitech NKauf     16   49,17Franken      786,72-
01.07.2022Oerlikon NKauf     32     6,50Franken      209,60-
01.07.2022Zurich IG NKauf       1413,20Franken      413,20-
01.07.2022Credit Suisse NKauf       6     5,38Franken         32,28-
01.07.2022Novartis NKauf       1   80,14Franken         80,14-
01.07.2022Cembra NVerkauf     26   68,70Franken  1'786,20+
01.07.2022Stadler Rail NKauf       6   30,70Franken      184,20-
30.09.2022Credit Suisse NKauf     35     3,91Franken      136,85-
30.09.2022Sika NKauf     30198,35Franken  5'950,50-
30.09.2022Oerlikon NKauf   109     6,27Franken      683,43-
30.09.2022Novartis NVerkauf     34   75,24Franken  2'558,16+
30.09.2022Logitech NVerkauf     10   44,95Franken     449,50+
30.09.2022Stadler Rail NKauf        6   27,06Franken      162,36-
30.09.2022Medmix NKauf   222   17,03Franken  3'780,66-
30.09.2022Helvetia NVerkauf        2   92,56Franken     185,12+
30.09.2022Cembra NVerkauf        5   70,35Franken     351,75+
30.09.2022Holcim NVerkauf   104   40,60Franken  4'222,40+
30.09.2022Zurich IG NVerkauf        1394,00Franken     394,00+

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.