Schweizer Aktienfavoriten: Kleinstanleger mischen an der Börse wieder kräftig mit

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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An den Aktienmärkten gibt es schon seit Wochen eigentlich nur ein dominierendes Thema: Der Durchbruch bei der künstlichen Intelligenz und ihre Gewinner. Unternehmen wie etwa der Grafikkartenspezialist Nvidia wissen diese Karte mittlerweile ziemlich geschickt auszuspielen, wie das jüngste Kursfeuerwerk bei diesen Aktien eindrücklich zeigt. Selbst das Säbelrasseln der Politiker in Washington im Streit um die Erhöhung der Schuldenobergrenze verkam da schon fast zum Nebenschauplatz.

Wie bei früheren "Modeerscheinungen" – ich denke da etwa an Blockchain, Cyber-Security oder Fleischersatzprodukte – wird an der Börse momentan alles gekauft, was sich auch nur ansatzweise mit künstlicher Intelligenz in Verbindung bringen lässt. Das ist nicht bloss für die Banken ein ziemlich einträgliches Geschäft. Beinahe täglich werden neue strukturierte Produkte auf mögliche Gewinner auf diesem Gebiet aufgelegt. Angeblich ist das Interesse gewaltig.

Und wenn an der Börse die Goldgräber-Stimmung um sich greift, ruft das früher oder später eine ganz bestimmte Anleger-Spezies auf den Plan: Den Kleinstanleger – wobei ich das in keinster Weise despektierlich meine.

Gestern Mittwoch berichtete ich, dass den in amerikanische Technologiewerte investierenden Fonds alleine vergangene Woche unter dem Strich 1,7 Milliarden Dollar an neuen Anlagegeldern zugeflossen sind. Die Nettozuflüsse der vergangenen fünf Wochen akkumuliert, kommt man sogar auf knapp 11 Milliarden Dollar. Auch diese Zahl entnehme ich einem Kommentar von Kepler Cheuvreux zu diesem Thema.

Tummelten sich die Kleinstanleger bis vor wenigen Wochen noch in den Aktien amerikanischer Regionalbanken, scheinen es ihnen neuerdings jene von Nvidia, Marvell Technologies und Co angetan zu haben. Gekauft wird fast zu jedem Preis...

Auch die Bank of America berichtet von einer Rückkehr dieser Anleger-Spezies. Die amerikanische Grossbank verweist dabei auf das wiedererwachte Interesse am ARK Innovation Fund der genauso bekannten wie umstrittenen Fondsmanagerin Cathie Wood. Und auch die zuletzt wieder zweistelligen Kursgewinne bei Aktien wie jenen des Sorgenkinds Bed Bad & Beyond wecken böse Erinnerungen an beste Wall-Street-Bets-Zeiten.

Egal ob Wall-Street-Bets, Blockchain, Cyber-Security oder Fleischersatzprodukte – den letzten beissen die Hunde. Nicht eben selten wird gerade den Kleinstanlegern diese unrühmliche Rolle zuteil. Weshalb also sollte das nicht auch beim jetzigen AI-Hype der Fall sein...?!

Gerade weil die New Yorker Börse momentan so viele Gelder anzieht, fehlen diese in anderen Weltregionen. Nehmen wir beispielsweise den Schweizer Aktienmarkt. Am breit gefassten Swiss Performance Index (SPI) gemessen erwies sich der Mai unter dem Strich als ein Nullsummenspiel. Die Aktionärinnen und Aktionäre von VAT Group, Comet oder Ypsomed dürften mir da womöglich widersprechen, weisen diese Valoren doch allesamt zweistellige Kursgewinne auf.

Die hiesigen Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis fristen hingegen schon seit Wochen ein Mauerblümchen-Dasein – wie übrigens viele andere Aktien aus der Schweiz auch. Wir Medienschaffende müssen uns durchaus an die eigene Nase fassen, befeuern wir solche "Modeerscheinungen" doch alleine schon mit unserer Berichterstattung.

Die Flaute bei den Valoren von Roche und Novartis hinterliess im Mai auch bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2023 gewisse Bremsspuren. Mit einem Plus von 0,8 Prozent seit Januar konnten sie den Abstand zum um 6,5 Prozent höheren SPI zwar etwas verringern. Wirklich zufrieden bin ich mit diesem Ergebnis aber nicht.

Überrascht bin ich insbesondere von der Kursschwäche bei den Aktien von Oerlikon. Gestern Mittwoch drückte eine einschneidende Kurszielreduktion durch die UBS die Valoren des Oberflächenbehandlungsspezialisten auf den tiefsten Stand seit 2011. Aufgrund der Auftragsflaute im chinesischen Textilmaschinenmarkt strich der zuständige Analyst Sebastian Vogel seine Gewinnschätzungen mal eben schnell um bis zu 19 Prozent zusammen. Auf Basis seiner neuen Annahmen veranschlagt er neuerdings noch ein 12-Monats-Kursziel von 4,80 (zuvor 6,60) Franken für die mit "Neutral" eingestuften Aktien. Die bereits eingeleiteten Sparmassnahmen lässt der UBS-Analyst gar nicht erst in sein Bewertungsmodell einfliessen.

Die harsche Reaktion der Börse überrascht mich insofern, als die Gewinnschätzungen Vogels für das laufende Jahr mit 58 Rappen je Aktie eigentlich klar über den durchschnittlich von seinen Berufskollegen erwarteten 52 Rappen je Stück liegen. Jene für 2025 decken sich hingegen in etwa mit den durchschnittlichen Schätzungen.

Unter Einbezug der bankeigenen Annahmen errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von gerade einmal 8 und eine Dividendenrendite in Höhe von 7,8 Prozent. Weitere Kommentare überflüssig...

Schauen Sie sich doch auch das Tracker Zertifikat auf die Schweizer Aktienfavoriten des cash Insider an. Mit diesem setzen sie einfach und bequem auf die von ihm favorisierten Aktien. Die Nettodividenden werden dabei jeweils zeitgerecht reinvestiert.