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Zwischenbilanz März

Schweizer Aktienfavoriten: Börsengeschehen so launisch wie selten zuvor

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An der Börse häufen sich die Überhitzungserscheinungen, wie der cash Insider schreibt. Er macht konkrete Beispiele, zieht bei seinen Schweizer Aktienfavoriten für 2024 gleichzeitig aber eine positive Zwischenbilanz.

04.04.2024   12:00
Von cash Insider
Quelle: ©Tran-Photography/Fotolia.com

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

+++

Nicht nur die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf. Auch der Schweizer Aktienmarkt treibt endlich wieder erste Blüten. Mittlerweile liegt der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) seit Jahresbeginn mit knapp sechs Prozent im Plus. Ohne den zuletzt schwachen Franken wären es vermutlich nicht ganz so viel.

Ausserdem darf die eigentlich erfreuliche Zwischenbilanz nach drei Monaten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Börse momentan von ihrer launischen Seite zeigt. Bei einzelnen Aktien sind zweistellige Kursbewegungen an der Tagesordnung. Und die Kluft zwischen den diesjährigen Gewinnern und Verlierern wächst gefühlt stündlich. Noch selten zuvor lagen Erfolg und Misserfolg so nahe beieinander wie in diesen Tagen.

Das mag auch damit zu tun haben, dass noch immer sehr viel Geld nach New York fliesst. Wie Erhebungen der Bank of America zeigen, flossen in amerikanische Aktien investierende Fonds alleine vergangene Woche unter dem Strich 17 Milliarden Dollar zu. Seit Jahresbeginn sind es sogar 75 Milliarden Dollar.

Dieses Geld fehlt dann in anderen Weltregionen sträflich. So haben etwa Fonds, welche in europäische Aktien investieren, seit Januar einen Nettoabfluss von 15 Milliarden Dollar zu beklagen. Man braucht kein eingefleischter Börsenprofi zu sein, um erahnen zu können, dass das auch den hiesigen Aktienmarkt ausbremst.

Bilanz der Aktienfavoriten der letzten Jahre

Jahr Aktienfavoriten** SPI
2013 +40,1 % +23,9 %
2014 +11,4 % +15,2 %
2015 +  4,1 % +  2,4 %
2016 -   3,7 % -   1,7 %
2017 +23,6 % +20,1 %
2018 - 19,1 % -   8,8 %
2019 +25,4 % +30,6 %
2020 +  9,8 % +  3,1 %
2021 +10,0 % +23,4 %
2022 - 17,2 % - 16,5 %
2023 +  3,9 % +  6,0 %
2024* +  7,5 % +  6,0 %

* Schlusskurse vom 28. März 2024
** Entwicklung vor anfallenden Kosten

Ganz anders in New York. Dort sorgt das viele ausländische Geld für so etwas wie Casino-Stimmung unter den lokalen Aktienmarktakteuren. Wie die dortige Beratungsfirma Refinitiv berichtet, ist die durchschnittliche Haltezeit für Aktien an der New York Stock Exchange (NYSE) zuletzt auf wenige Monate und damit auf den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebungen im Schicksalsjahr 1929 gesunken. Zum Vergleich: Selbst auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase im Frühsommer 2001 betrug die durchschnittliche Haltefrist mehr als ein Jahr.

Und dann sind da noch Berechnungen von Goldman Sachs, wonach die durchschnittliche Aktienquote amerikanischer Privathaushalte auf 49 Prozent des Gesamtvermögens gestiegen ist. Das entspricht seit 2009 mehr als einer Verdoppelung, lag die Quote damals doch bloss bei 22 Prozent. Der langjährige Rekordwert von 49 Prozent wurde übrigens letztmals ebenfalls auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase im Frühsommer 2001 gemessen.

Auch die derivatseitigen Handelsaktivitäten in Übersee zeugen von einer Überhitzung. Ich denke da etwa an das viel beachtete Put-Call-Verhältnis, aber auch an die milliardenschweren Options-Käufe bei Börsenüberfliegern wie Nvidia. Kürzlich berichtete ich im Insider Briefing davon, dass beim Chipgiganten rund um die Ergebnisveröffentlichung herum unter dem Strich 20 Milliarden Dollar in Aktienoptionen flossen. Für weitere 5 Milliarden Dollar lachten sich die Spekulanten Optionen auf Super Micro an.

Bei uns am Schweizer Aktienmarkt sind es hingegen bloss die Banken und ihre Analysten, welche zusehends die Bodenhaftung verlieren. Mit immer abenteuerlicheren Kaufempfehlungen und Kurszielerhöhungen versuchen sie sich gegenseitig zu überbieten. Schneller, höher, weiter – so scheint das Motto der Stunde zu lauten. Wenn das mal nur gut geht...

Es würde jedenfalls nicht einer gehörigen Portion Ironie entbehren, sollten die Aktienkurse bei uns am Schweizer Aktienmarkt eines schönen Tages ins Rutschen geraten, nur weil die New Yorker Börse nach ihrem spekulationsgetriebenen Höhenflug wieder die Erdanziehungskraft spürt.

Kommen wir an dieser nun aber zu einem erfreulicheren Thema. Meine Schweizer Aktienfavoriten für 2024 konnten ihre Kursgewinne im März weiter ausbauen – genauso wie ihren Abstand auf den SPI. Während sich bei den Aktienfavoriten seit Jahresbeginn ein Plus von 7,51 Prozent errechnet, notiert der Vergleichsindex (Stand Ende März) um 5,98 Prozent über dem Stand von Anfang Januar.

Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende März

Titel Anzahl Einstand akt. Wert* Erfolg G/V
Barmittel                 8'228    
Lonza N         29     353,24           15'774 + 5'459 +52,9 %
Roche GS         42     244,21             9'601 -     607 -   5,9 %
Sandoz N       365       28,13             9'937 -     336 -   3,3 %
Sika N         40     273,24           10'690 -     184 -   1,7 %
UBS N       326       25,68             9'035 +    672 +  8,0 %
Baloise N         39     132,51             5'482 +    341 +  6,6 %
Cosmo Pharma N         95       54,38             6'738 + 1'599 +31,1 %
Helvetia N         70     115,96             8'726 +    586 +  7,2 %
Julius Bär N       109       47,10             5'677 +    543 +10,6 %
Medmix N       276       18,91             4'423 -     798 - 15,3 %
Oerlikon N    2'270         3,79             9'014 +    409 +  4,8 %
SoftwareOne N       505       16,26             8'400 +    182 +  2,2 %
           
Total             111'725   +  7,5 %

* Schlusskurse vom 28. März 2024

Als ein Glücksgriff erweisen sich die Valoren von Lonza. Sie führen die diesjährige Gewinnerliste bei den Standardwerten mit einem Kursplus von mehr als 50 Prozent unangefochten an. Unter Übergangs-Chef Albert Baehny hat der Pharmazulieferer aus Basel wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Im vergangenen Jahr noch das SMI-Schlusslicht, hagelt es aus dem Analystenlager mittlerweile wieder Kaufempfehlungen.

Ich liess mich deshalb kürzlich zu folgender Aussage verleiten:

Wie schnell sich Lonza an der Börse vom Sorgenkind zum Musterknaben gemausert hat, verblüfft selbst mich, der die Aktien nunmehr schon seit Mitte September bei Kursen von um die 430 Franken zu seinen Schweizer Aktienfavoriten zählt.

Seit dieser Woche ist bekannt, dass mit Wolfgang Wienand ein erfahrener Branchenkenner die Nachfolge Baehnys antritt. Unter Wienand hat sich der Aktienkurs seines Noch-Arbeitgebers Siegfried verdreifacht. Der künftige Lonza-Chef steht für ein kontrolliertes und beständiges Wachstum genauso wie für einen geschickten Zukauf ungenutzter Produktionsstätten grosser Pharmaunternehmen. Von daher könnte die milliardenschwere Übernahme des Genentech-Werks vom kalifornischen Vacaville ein erster Vorgeschmack auf das sein, was noch alles folgen könnte. Wenn nur die Aktien des Pharmazulieferers aus Basel nicht schon gut gelaufen wären...

Weiterhin eher enttäuschend entwickeln sich die Valoren der beiden Branchennachbarn Roche und Sandoz. Roche wird noch immer von den wegbrechenden Pandemieumsätzen gebremst. Die Frage ist allerdings, wie lange noch. Eigentlich müsste diese Entwicklung bald einmal ausgestanden sein.

Die Stimmen, welche die Innovationskraft der Basler in Frage stellen, werden auf der anderen Seite immer lauter. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung versuchen, die Medikamentenpipeline teils mittels milliardenschwerer Zukäufe auf die Sprünge zu helfen – etwa mit dem Wiedereinstieg ins Geschäft mit Diabetesmitteln.

Ich kommentierte die Übernahme der amerikanischen Carmot Therapeutics für bis zu 3 Milliarden Dollar wie folgt:

Der Vorstoss ins Geschäft mit Wirkstoffen gegen Diabetes und Fettleibigkeit mittels der Übernahme von Carmot Therapeutics trifft nach den überwältigenden kommerziellen Erfolgen von Novo Nordisk [und Eli Lilly] mit ihren Diabetes-Mitteln bei der Behandlung von Fettleibigkeit zwar den Nerv der Zeit. Dementsprechend positiv fiel die Erstreaktion der Börse aus. [Allerdings] wirft die bis zu 3,1 Milliarden Dollar teure Übernahme Fragen auf. Einerseits geht mit CT-388 der wichtigste Wirkstoff von Carmot erst aus der Studienphase 1 in die Studienphase 2 über. Und selbst im Erfolgsfall kommt das Medikament wohl nicht vor 2027 auf den Markt – bis dahin dürften Rivalen wie Novo Nordisk und Eli Lilly ihre Marktführerschaft bereits zementiert haben. Andererseits war Roche erst 2018 aus dem Geschäft mit eben diesen Wirkstoffen ausgestiegen. Käuferin war damals – wie könnte es anders sein – ausgerechnet die amerikanische Eli Lilly.

Wie ich finde, wird das Pharma-Urgestein aus Basel auch von der Dominanz der Gründerfamilien in seiner Entwicklung gebremst. Eigentlich heisst es ja immer, dass ein Unternehmen mit einem starken Ankeraktionär auf Dauer überdurchschnittlich gut an der Börse abschneidet. Im Fall von Roche ist die Aktionärsstruktur wohl aber eher innovationshemmend.

Meines Erachtens braucht es dringend frischen Wind von aussen. Für solche hätte man damals schon bei der Nachfolge von Severin Schwan sorgen können – eine verpasste Gelegenheit. Ich bin nun neugierig, ob sich Roche aus eigener Kraft aus der Wachstums- und Innovationsflaute zu befreien vermag. Mit weiteren milliardenschweren Wetten in Form ergänzender Firmenübernahmen alleine ist es vermutlich nicht getan.

Etwas ratlos lässt mich die Kursflaute beim Börsendebütanten Sandoz zurück. Wie die für Stifel tätige Pharmaanalystin Louise Boye Graebeldinger kürzlich festhielt, blickt das Unternehmen auf erfolgreiche und nur so von Meilensteinen gepflasterte Monate zurück. Sie meint damit etwa den Kauf des Lucentis-Biosimilars Cimerli, die Verkaufserfolge mit dem Humira-Biosimilar Hyrimoz, den Markteintritt des Tysabri-Biosimilars Tyruko in ersten europäischen Ländern, die Marktzulassung der beiden Denosumab-Biosimilars Wyost und Jobbonti in Nordamerika, die Zusammenarbeit mit der australischen Bicon bei Biosimilars für Herceptin und Avastin sowie die Vereinbarung mit Samsung Bioepis beim Stelara-Biosimilar.

Doch selbst diese Abfolge von Erfolgsmeldungen befreiten die Aktien von Sandoz bisher nicht aus ihrer Lethargie. Der ehemaligen Novartis-Tochter wird an der Börse momentan viel Skepsis entgegengebracht. Das mag nicht zuletzt damit zu tun haben, dass das Unternehmen unter dem Dach des Basler Mutterhauses in den letzten Jahren stets der Ruf des Sorgenkinds anhaftete. Ausserdem gilt das Geschäft mit Nachahmermedikamenten als hart umkämpft. Die Angst vor Preisdruck ist deshalb allgegenwärtig.

Und dann wäre da noch das Risiko einer Platzierung des von Novartis gehaltenen 4,3-Prozent-Pakets aus Eigenbeständen. Die Frage ist nicht ob, sondern vielmehr wann diese Aktien zum Verkauf kommen. Etwas anderes als ein reinigendes Kursgewitter scheint mir in diesem Zusammenhang allerdings höchst unwahrscheinlich. Ich bleibe deshalb bei meiner zuversichtlichen Haltung für die Papiere.

Transaktionen Aktienfavoriten 2024

Datum Titel   Anzahl Kurs   Total
04.01.2024 Holcim N Verkauf 1'512     64,96 Franken   9'822+
04.01.2024 Sika N Verkauf       8   259,99 Franken      208+
04.01.2024 Roche GS Verkauf       2   252,34 Franken      429+
04.01.2024 Zurich IG N Verkauf     14   443,67 Franken   6'344+
04.01.2024 Partners Group N Verkauf     11 1'155,95 Franken 12'600+
04.01.2024 Novartis N Verkauf   118     88,13 Franken 10'417+
04.01.2024 Comet N Verkauf     23   253,99 Franken   5'842+
04.01.2024 Cosmo N Kauf     95     54,38 Franken   5'139-
04.01.2024 UBS N Kauf   158     25,23 Franken   3'986-
04.01.2024 Helvetia N Kauf       3   117,11 Franken      386-
04.01.2024 Julius Bär N Kauf     11     47,10 Franken   5'134-
04.01.2024 Medmix N Kauf     62     18,60 Franken   1'157-
04.01.2024 Baloise N Kauf     39   132,51 Franken   5'141-
04.01.2024 SoftwareOne N Kauf   505     16,26 Franken   8'218-
04.01.2024 Oerlikon N Kauf   381       3,74 Franken   1'426-
04.01.2024 Sandoz N Kauf   365     28,13 Franken 10'273-
04.01.2024 Lonza N Kauf     10   352,36 Franken  3'524-
14.03.2024 Roche GS Kauf       1   233,50 Franken     234-
25.03.2024 Oerlikon N Kauf     72       3,96 Franken     286-
28.03.2024 Sika N Kauf       1   264,70 Franken     265-


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Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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5 Kommentare

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poker

Lieber Insider: Einige ihrer G/V Rechnungen kann ich einfach nicht nachvollziehen.
z.B. Roche GS oder OC Oerlikon machen seit längerem Verluste.
Im Dez. 2023 waren 1816 Stk. OC noch bei -38.4% nun sind +454 Stk. = 2270 Stk. bei +4.8%.
Im Dez. 2023 waren 42 Stk. Roche GS bei -19.1% nun sind die selben 42 Stk. nur noch bei -5.9%.
mfg

nirvana

Es handelt sich um die Jahresperformance, am 1. Januar haben alle Aktien wieder bei 0 begonnen.

cash_insider

Lieber Poker
Des Rätsels Lösung: Die Aufstellung zeigt die Performance seit Anfang dieses Jahres. Dementsprechend ist in der Spalte "Einstand" der Kurs per Ende Dezember 2023, angepasst einzig um die Wiederanlage der Dividende, und nicht der seinezeitige Einstandspreis zu finden. Dieser liegt meinen Unterlagen zufolge bei Roche GS z.B. bei 291 Franken und bei Oerlikon N sogar bei knapp 8 Franken.
Beste Grüsse, der cash Insider

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wojtek

Lieber Cash Insider: warum haben Sie im
Januar Zürich verkauft? Diese Bewegung
kann ich persönlich nicht nachvollziehen!
Mit Zürich in aktueller weltweiten Lage ist
Geduld gefragt, das lohn sich garantiert.

stormraider

frag ich mich auch wo sich doch aus dividende und dem jahreszyklus klar jeder ablesen kann wann die aktien ge und verkauft werden müssen.... mit put und call warants unterlegt absolut einfaches geld.....

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