Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf X/Twitter aktiv.
+++
Werte Leserin
Werter Leser
Nach fast 20 Jahren als Börsenkolumnist werde ich ab 2025 mein Pensum etwas reduzieren, damit ich mich künftig vermehrt karitativen Aufgaben zuwenden kann. Ab Anfang 2025 werden daher jeweils noch am Montag, Mittwoch und Freitag Insider-Kolumnen aus meiner Feder erscheinen. Beim Insider Briefing am Morgen bleibt hingegen alles wie bisher.
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für ihr stetes Interesse bedanken und wünsche allen meinen Leserinnen und Lesern für 2025 gute Gesundheit und immer das nötige Quäntchen Glück bei Ihren Börsengeschäften.
Herzlichst, der cash Insider
+++
Eigentlich gelten die Börsenmonate November und Dezember als die stärksten des ganzen Jahres. Auch bei uns am Schweizer Aktienmarkt war 2024 jedoch alles ein bisschen anders. Selbst die Jahresend-Rally wies für einmal negative Vorzeichen auf.
Nichtsdestotrotz geht der Swiss Performance Index (SPI) mit einem Plus von 6,18 Prozent aus dem Jahr 2024 hervor. Noch im August stand das breit gefasste Börsenbarometer in der Spitze mit fast 14 Prozent und standen meine Schweizer Aktienfavoriten für 2024 sogar mit mehr als 16 Prozent im Plus.
Leider wurde ich bei meinen Aktienfavoriten auf den letzten Metern durch einen einzigen «Querschläger» ausgebremst. Eine leichte Reduktion der diesjährigen Finanzziele sowie der Mittelfristziele reichte bei SoftwareOne aus, um den Aktienkurs alleine am Tag der Bekanntgabe um mehr als 40 Prozent absacken zu lassen. Mit einem Minus von 63 Prozent zählen die Aktien des Anbieters von Cloud-Lösungen zu den letztjährigen Börsenverlierern.
Rückblickend kosteten mich alleine die Aktien von SoftwareOne mehr als 600 Basispunkte an Performance und damit den Vorsprung auf den SPI. Das ist schon ziemlich deprimierend – gehört beim Stock-Picking allerdings mit zum Spiel. Über sämtliche meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2024 hinweg resultierte immerhin noch ein Plus von 4,22 Prozent – dem starken Abschneiden von Lonza (+51 Prozent), Sandoz (+32 Prozent) und Helvetia (+28 Prozent) sei Dank.
Enttäuschend schnitten hingegen Sika (-21 Prozent) ab, und auch bei Nestlé (-12 Prozent) sprang ich rückblickend zu früh auf. Bei den Valoren des Nahrungsmittelmultis aus Vevey war die Kursbilanz in jedem der sieben letzten Quartale negativ. So etwas gab es noch nie. Und dass die Nestlé-Aktien mit einem Minus von 24 Prozent zu den SMI-Schlusslichtern zählten, sowieso nicht.
Bilanz der Aktienfavoriten der letzten Jahre
Jahr | Aktienfavoriten** | SPI |
2013 | +40,1 % | +23,9 % |
2014 | +11,4 % | +15,2 % |
2015 | + 4,1 % | + 2,4 % |
2016 | - 3,7 % | - 1,7 % |
2017 | +23,6 % | +20,1 % |
2018 | - 19,1 % | - 8,8 % |
2019 | +25,4 % | +30,6 % |
2020 | + 9,8 % | + 3,1 % |
2021 | +10,0 % | +23,4 % |
2022 | - 17,2 % | - 16,5 % |
2023 | + 3,9 % | + 6,0 % |
2024 | + 4,2 % | + 6,2 % |
** Entwicklung vor anfallenden Kosten
Mit Blick auf die kommenden 12 Monate setze ich vermehrt auf defensive Aktien. Zum einen erscheint mir die Rekordjagd in New York zusehends übertrieben. Ein scharfer Rücksetzer an der dortigen Börse ist jederzeit möglich und würde auch den Schweizer Aktienmarkt – obschon deutlich zurückgeblieben – mit sich nach unten reissen. Zum anderen sagt mir mein Bauchgefühl, dass die Weltwirtschaft auf schwächeren Beinen steht, als es momentan den Anschein macht. Sorgen bereitet mir insbesondere der Konsum, sind die Ersparnisse aus der Covid-Zeit doch vollständig aufgebraucht. Das wiederum könnte künftig auf die Ausgabefreudigkeit der Konsumentinnen und Konsumenten drücken.
Vor diesem Hintergrund schliesse ich nicht aus, dass 2025 zum Jahr der SMI-Schwergewichte wird. Ich gehe deshalb mit folgenden Aktienfavoriten ins neue Jahr:
Standardwerte
Nestlé (Gewichtung: 10 Prozent)
Die Aktien von Nestlé durchliefen in den letzten Jahren eine schmerzhafte Kurs- und Bewertungskorrektur. Nach dem schwachen 2024 stehen die Valoren des Nahrungsmittelmultis aus Vevey in etwa wieder dort, wo sie vor der Ära von ex-Firmenchef Mark Schneider notierten. In dieser Zeit kauften die Westschweizer eigene Aktien in zweistelliger Milliardenhöhe zurück. Rückblickend taten sie dies fast zu Höchstkursen.
Ich schrieb kürzlich:
Dennoch halte ich es für falsch, bei Nestlé von einer Krise zu sprechen. Dass der Nahrungsmittelmulti seinen Umsatz im vergangenen Jahr langsamer als andere Rivalen wie Unilever oder Danone steigerte, lässt sich mit dem zuvor besseren Abschneiden der Westschweizer erklären. Selber hätte ich es aber lieber gesehen, wenn der Verwaltungsrat einen externen Nachfolger für Mark Schneider zum Firmenchef ernannt hätte. Stattdessen entschied man sich mit Laurent Freixe für ein «Eigengewächs». Doch auch unter Freixe traue ich den Nestlé-Aktien sowohl absolut wie auch relativ betrachtet eine Kurserholung zu. Die mittlerweile attraktiv hohe Dividendenrendite versüsst aus Aktionärssicht das Warten auf eine Belebung des Tagesgeschäfts.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2026: 15,5
Dividendenrendite: 4,1 Prozent
Roche (Gewichtung: 10 Prozent)
2022 und 2023 hatten die Genussscheine von Roche prozentual zweistellige Kursverluste zu beklagen. Schuld waren mehrere Rückschläge in der Forschung und Entwicklung, genauso wie wegbrechende Mehrumsätze aus der Zeit der Covid-Pandemie. Letzteres betraf das Diagnostikgeschäft noch ein bisschen stärker als das Pharmageschäft, dürfte nun aber ausgestanden sein. Ich gehe deshalb davon aus, dass Roche Ende Januar mit einem ansprechenden Jahresergebnis und überraschend soliden Zielen fürs neue Jahr aufwarten könnte. Sollten die Basler in Bezug auf die Ziele im ersten Moment absichtlich tiefstapeln, sind im weiteren Jahresverlauf Anhebungen wahrscheinlich. Raum für positive Überraschungen sollte jedenfalls vorhanden sein – was sich noch nicht in der Kursentwicklung widerspiegelt.
Das heisst nicht, dass Firmenchef Thomas Schinecker nicht gefordert wäre. Denn obschon – anders als beim Platzrivalen Novartis - vorerst keine weiteren umsatzstarken Medikamente vom Patentablauf betroffen sind, muss Roche unter ihm wieder zur alten Innovationskraft zurückfinden. Mit dem Zukauf neuer Wirkstoffe für zig Milliarden Franken alleine ist es jedenfalls nicht getan. Ein weiteres Thema ist die nicht länger zeitgemässe Kapitalstruktur der Basler. One share – one vote, müsste die Direktive eigentlich lauten. Egal, ob das die Familienaktionäre nun gerne hören oder nicht.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2026: 12,7
Dividendenrendite: 3,8 Prozent
Sandoz (Gewichtung: 10 Prozent)
Sandoz hat in den vergangenen 12 Monaten an der Börse bereits eine grundlegende Neubeurteilung und -bewertung erfahren. Allerdings besteht nochmals Luft nach oben. Möglich machen dies die anstehenden Produktzulassungen. Ich denke da etwa an die Einführung von Pzychiva (Biosimilar für Stelara) und Wyost/Jubbonti (Biosimilar für Denosumab) in den USA in der ersten Hälfte 2025, gefolgt von Europa in der zweiten Jahreshälfte, aber auch an Enzeevu (Biosimilar für Eylea) in den USA in der zweiten Hälfte 2025.
Was den amerikanischen Markt für Biosimilars anbetrifft, verweist Vontobel-Analyst Stefan Schneider auf eine Besonderheit: Seines Erachtens verhinderten das Dickicht an sich teils überschneidenden Patenten und die Rabattpraktiken der sogenannten Pharmacy Benefit Manager bisher den Durchbruch biotechnologischer Nachahmerpräparate. Er verweist jedoch auf einen erfolgreichen Vorstoss von Sandoz mit der CVS-Tochter Cordavis bei Hyrimoz (Biosimilar für Humira) und rechnet mit weiteren Vereinbarungen nach demselben Strickmuster. Verläuft alles nach Plan, dann dürfte Sandoz das Geschäft mit Biosimilars auch künftig ein hohes Wachstum, steigende Margen und einen abermals höheren Aktienkurs bescheren.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2026: 12,3
Dividendenrendite: 2,3 Prozent
Sika (Gewichtung: 8 Prozent)
Eine ziemliche Enttäuschung bleiben für mich die Aktien von Sika. Mit einem Minus von knapp 21 Prozent findet sich der Bauchemiespezialist aus dem steuergünstigen Baar unter den letztjährigen SMI-Schlusslichtern wieder. Sika droht der Ruf des Vorzeigeunternehmens verloren zu gehen. 2019 kehrte der Bauchemiehersteller mit der milliardenschweren Übernahme der französischen Parex erstmals von der «Strategie der kleinen und leicht verdaubaren Happen» ab. Auf Parex folgte wenige Jahre später mit der ehemaligen BASF-Tochter MBCC sogar eine noch viel grössere Übernahme. Letztere könnte angesichts des schwierigen Branchenumfelds nun aber von Vorteil sein, sofern der Bauchemiespezialist das Synergiepotenzial denn auszuschöpfen weiss.
Ein allgegenwärtiges Thema bleibt die Abhängigkeit Sikas vom Automobilzuliefergeschäft. Noch immer trägt dieser Wirtschaftszweig beim Unternehmen nämlich rund 15 Prozent zum Jahresumsatz bei – genug, um das Gruppenergebnis auch in den kommenden Monaten zu bremsen. Nach der Kurszäsur erscheint mir vieles jedoch bereits eingepreist.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2026: 21,6
Dividendenrendite: 1,8 Prozent
UBS (Gewichtung: 8 Prozent)
Die Aktien der UBS konnten 2024 nicht an die Erfolge des Vorjahres anknüpfen. Ein Grund hierfür dürfte die Ungewissheit in Sachen künftige Eigenmittelvorschriften sein. Nicht eben wenige Politiker in Bern fordern lauthals einen «UBS Finish» - sprich: Scharfe Eigenmittelanforderungen explizit für die Grossbank. Einen zweiten Fall Credit Suisse dürfte es auf keinen Fall mehr geben, so lautet der Tenor.
Ich begegnete diesen Forderungen kürzlich mit folgenden Worten:
...und weiter...
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dies das Ziel der hiesigen Politik sein kann. Der regulatorische Nebel dürfte sich in den nächsten Monaten lichten. Ab dann zeigt sich dann auch, in welchem Umfang die UBS ihr Überschusskapital über Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionärinnen und Aktionäre zurückführen wird. Solches Überschusskapital ist nach der Credit-Suisse-Übernahme mehr als genug vorhanden.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2026: 14,3
Dividendenrendite: 2,7 Prozent
Nebenwerte
Dätwyler (Gewichtung: 10 Prozent)
Erst vor gut zwei Wochen kündigte die Industriegruppe ein Restrukturierungsprogramm an. Das Unternehmen reagiert damit auf die hartnäckige Flaute in den Absatzmärkten. Letztere zieht sich nunmehr schon seit fast zwei Jahren vor sich hin. Das Massnahmenpaket umfasst nicht nur Optimierungsschritte, sondern auch Wachstumsinitiativen. Wachstumsmöglichkeiten gibt es etwa im Zuliefergeschäft für Hersteller von Abnehm-Spritzen. Die erste Produktwelle hat Dätwyler zwar verschlafen. Bei der nächsten will das Unternehmen nun aber mit dabei sein. Wie Kepler Cheuvreux kürzlich schrieb, verspricht dieser Vorstoss Wachstum, eine höhere Kapazitätsauslastung und dadurch steigende Margen.
Auch ich sehe in den Dätwyler-Aktien eine unterschätzte Perle, welche im Zusammenhang mit dem Siegeszug von Abnehm-Spritzen vermehrt auf dem Rader ausländischer Grossinvestoren auftauchen könnte. Ich traue der neuen Firmenleitung durchaus zu, das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Für einen Turnaround-Kandidaten erscheinen mir die Aktien ausserdem nicht übertrieben hoch bewertet.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2026: 19,6
Dividendenrendite: 2,4 Prozent
Baloise (Gewichtung: 8 Prozent)
Nach der Abschaffung der statutarischen Stimmrechtsbeschränkung – einem Relikt vergangener Tage – und dem Einstieg Cevian Capitals liessen die Aktien von Baloise im letzten Jahr erstmals wieder die Muskeln spielen. Dies im Wissen, dass die vorangegangenen sechs Jahre aus Sicht der Aktionärinnen und Aktionäre unter dem Strich bloss ein Nullsummenspiel waren und andere Versicherungsaktien aus der Schweiz in dieser Zeit deutlich besser abschnitten.
Mit den im September kommunizierten strategischen Neuausrichtung kommt der Verwaltungsrat den Forderungen des schwedischen Finanzinvestors bloss in Teilen entgegen. Zentrale Forderungen des grössten Einzelaktionärs – etwa der Verkauf einiger Ländergesellschaften oder die Abspaltung der Banken-Tochter – bleiben indes unbeantwortet. Ich könnte mir deshalb gut vorstellen, dass Cevian Capital den Druck auf den Verwaltungsrat verstärkt. Auch ein Verkauf der gesamten Versicherungsgruppe ins Ausland halte ich für möglich. Trittbrettfahrer aus der Finanzindustrie könnten dem Beispiel der Skandinavier folgen und sich ebenfalls bei Baloise einkaufen.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2026: 13,7
Dividendenrendite: 4,8 Prozent
Julius Bär (Gewichtung: 6 Prozent)
Der Zwischenbericht von Julius Bär für die ersten zehn Monate letzten Jahres kam an der Börse gut an. Einerseits profitierte die Zürcher Bank vom erstarkten Dollar, entfällt ein beachtlicher Anteil der verwalteten Vermögen doch auf Kunden aus dem Dollar-Raum. Andererseits ist bei der zuvor schleppenden Nettoneugeldentwicklung eine Belebung auszumachen. Es ist, als ob das Benko-Debakel nicht länger einen Schatten auf das Tagesgeschäft wirft. Da Julius Bär die Benko-Forderungen vollständig abgeschrieben hat, besteht nun die Möglichkeit, dass sich der besagte Abschreiber rückblickend als übertrieben erweist. Eventuell fliesst in diesem Zusammenhang ja doch noch Geld in Richtung der Zürcher Bank.
Wichtige Impulse erhoffe ich mir vom künftigen Firmenchef Stefan Bollinger, einem ehemaligen Goldman-Sachs-Kadermann. Bei seinem ehemaligen Arbeitgeber blickt Bollinger jedenfalls auf einen geradezu beeindruckenden Leistungsausweis zurück. Dass Julius Bär anlässlich der Jahresergebnisveröffentlichung ein neues Aktienrückkaufprogramm ankündigen wird, gilt zudem als sicher.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2026: 9,3
Dividendenrendite: 5,1 Prozent
Oerlikon (Gewichtung: 6 Prozent)
Noch vor wenigen Monaten sah alles danach aus, als ob die Aktien von Oerlikon die kursseitige Talsohle durchschritten hätten. Doch dann gerieten die Valoren der Industriegruppe in altes Fahrwasser. Eigentlich macht die Geschäftsleitung schon eine ganze Weile vieles richtig. Allerdings mahnt das Wirtschaftsumfeld weiterhin zur Zurückhaltung. Die Auftragslage im Textilmaschinengeschäft verbessert sich nur langsam, was angesichts der Abspaltungspläne für diesen Geschäftszweig nicht gerade hilft. Auch die Abhängigkeit von der Automobilindustrie ist an der Börse ein allgegenwärtiges und kursbelastendes Thema.
Selbst die UBS räumte kürzlich ein, dass Oerlikon auf Stufe EV/EBIT mittlerweile mit einem Abschlag von 20 Prozent gegenüber dem langjährigen Durchschnitt bewertet wird. Die Grossbank glaubt deshalb, dass das schwierige Wirtschaftsumfeld damit weitestgehend eingepreist ist. Meines Erachtens ist die Frage nicht ob, sondern vielmehr wann sich die Nachfrage im Textilmaschinengeschäft belebt und sich mit der Abspaltung dieses Geschäftszweigs Aktionärswerte schaffen lassen. Wieso das Textilmaschinengeschäft also nicht einfach mit jenem eines Rivalen zusammenlegen – wäre doch durchaus eine Überlegung wert?
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2026: 8,6
Dividendenrendite: 6,6 Prozent
Adecco (Gewichtung: 5 Prozent)
In einem Kurstief gefangen bleiben die Aktien von Adecco. Die Angst vor einem wirtschaftlichen Abschwung in Frankreich und anderen für den Stellenvermittler wichtigen Regionen ist allgegenwärtig. Und diese Angst ist auch aus meiner Sicht nicht eben ungerechtfertigt. Dennoch baue ich die Titelposition auf 5 Prozent aus. Rückblickend waren Kurse unter 30 Franken bei den Valoren von Adecco nämlich stets eine günstige Kaufgelegenheit. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden selbst in Krisenzeiten nie so tiefe Kurse bezahlt wie zuletzt – nicht einmal auf dem Höhepunkt der Finanzkrise von 2008/09 oder der Covid-Pandemie im Frühling 2020. Mit anderen Worten: Das momentane Kurs- und Bewertungsniveau nimmt eine schwere Rezession mehr als vorweg. Kommt hinzu, dass der Stellenvermittler mittlerweile besser denn je gegen einen Branchenabschwung gerüstet ist. Irgendwie scheint die Börse diesem Umstand aber keine Rechnung zu tragen. Auch eine empfindliche Kürzung der Dividende dürfte längst eingepreist sein. Die Bank Vontobel etwa geht von einer Senkung von 2,50 auf 0,50 Franken je Aktie aus. Ich selber gehe davon aus, dass die Ausschüttung grosszügiger ausfällt.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2026: 7,7
Dividendenrendite: 2,2 Prozent
Cosmo Pharmaceuticals (Gewichtung: 5 Prozent)
Während die ganze (Finanz-)Welt von künstlicher Intelligenz spricht, bringt Cosmo Pharmaceuticals diese zur Anwendung. Mit GI Genius arbeitet das Unternehmen auf dem Gebiet der Dickdarmspiegelung an einem Produkt, bei welchem künstliche Intelligenz zur Krebserkennung zum Einsatz kommt. Mit der amerikanischen Medtronic konnte Cosmo einen finanzkräftigen Partner mit einem weiten Vertriebsnetz mit an Bord holen. Pikantes Detail: Der neue Firmenchef Giovanni Di Napoli war zuvor für Medtronic tätig und dort unter anderem für das gemeinsame Projekt GI Genius zuständig. Di Napoli dürfte sich als wahrer Glücksfall für seinen heutigen Arbeitgeber erweisen. Neben GI Genius ist Cosmo Pharmaceuticals – wie es der Name sagt – auch im Geschäft mit Medikamenten tätig. Das Aknemittel Winlevi ist schon heute in 40 Ländern rund um die Welt erhältlich, für den Wirkstoff Breezula (männlicher Haarausfall) dürften bis spätestens Mitte dieses Jahres wegweisende Studienergebnisse vorliegen. Nun, da der KI-Hype um die Aktien von Cosmo Pharmaceuticals wie verflogen scheint, sehe ich bei den Kursnotierungen wieder Luft nach oben.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2026: 22,7
Dividendenrendite: 3,5 Prozent
Medmix (Gewichtung: 5 Prozent)
Seit der Abspaltung vom einstigen Mutterhaus Sulzer ist dessen Medizialtechniktochter Medmix den Erwartungen vieles schuldig geblieben. Das mag auch damit zu tun haben, dass das Unternehmen aufgrund der Beteiligung des russischen Milliardärs Viktor Vekselberg in Polen sanktioniert wurde und gezwungen war, die dortige Produktion nach Spanien und in die USA zu verlagern. Gleichzeitig hatte Medmix im Geschäft mit Zahnarztbedarf mit einem Lagerabbau entlang den Vertriebskanälen zu kämpfen. Unter dem neuen Firmenchef René Willi werden nun Schritte unternommen, um die Komplexität zu reduzieren und das unternehmerische Denken im Unternehmen zu fördern. An einer Investorenkonferenz im September liess Willi die Anwesenden wissen, dass der Lagerabbau im Geschäft mit Zahnarztbedarf ausgestanden sei und dieses nun wieder wachse. Konkreter wollte er jedoch nicht werden. Ich traue dem neuen Firmenchef zu, das verlorene Anlegervertrauen zurückzugewinnen. Mir erscheinen die Aktien von Medmix weiterhin (zu) stark unterbewertet.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2026: 10,8
Dividendenrendite: 5,7 Prozent
SoftwareOne (Gewichtung: 4 Prozent)
Eigentlich sah alles danach aus, als ob SoftwareOne an Bain Capital oder einen anderen Finanzinvestor verkauft würde. Doch es sollte rückblickend alles ganz anderes kommen: Mitte September wurden erstmals Spekulationen laut, wonach der Anbieter von Cloud-Lösungen einen Zusammenschluss mit dem norwegischen Rivalen Crayon anstrebe. Zu diesem Zeitpunkt wurden für die Aktien von SoftwareOne noch Kurse von 15 Franken und mehr bezahlt. Ab Ende Oktober überschlugen sich die Ereignisse. Erst wartete das Unternehmen mit einer – wenn auch eher bescheidenen – Reduktion sowohl der letztjährigen Finanzziele als auch der Mittelfristziele auf. Dennoch reagierte die Börse ziemlich verschnupft und strafte die Valoren mit schmerzhaften Kursverlusten ab. Mitte Dezember, bei Kursen unter 6 Franken, gab SoftwareOne dann einen Zusammenschluss mit Crayon bekannt. Als grosse Gewinner gehen die Aktionärinnen und Aktionäre des norwegischen Unternehmens aus der Transaktion hervor. Ihnen wird ein rechnerischer Aufpreis von fast 37 Prozent geboten.
Da frage ich mich doch: Wieso erst jetzt und nicht schon im September? Nicht ohne Grund bezeichnet die UBS den Zusammenschluss als «einen guten Deal zum falschen Zeitpunkt». Die Grossbank spielt damit einerseits auf das üppige Synergiepotenzial, andererseits aber auch auf die riesige Bewertungsdiskrepanz zwischen den beiden Unternehmen an. Die Transaktion bewertet Crayon mit einem Verhältnis von Unternehmenswert zu operativem Gewinn (EBITDA) von knapp 11. SoftwareOne weist hingegen bloss ein Bewertungsverhältnis von 4,5 auf. Dass die Firmengründer um Daniel von Stockar weiterhin an Bord sind und mit Beat Curti ein weiteres Gründungsmitglied über sein Beteiligungsvehikel zuletzt Aktien zugekauft hat, stimmt mich zuversichtlich. Zusätzliche Mittel schiesse ich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht ein.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2026: 7,1
Dividendenrendite: 5,7 Prozent
Schauen Sie sich doch auch das Tracker Zertifikat auf die Schweizer Aktienfavoriten des cash Insider an. Mit diesem setzen sie einfach und bequem auf die von ihm favorisierten Aktien. Die Nettodividenden werden dabei jeweils zeitnah reinvestiert.
Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar. |
4 Kommentare
Da kann ich mich falera nur anschliessen und wünschen Ihnen ebenfalls gute Gesundheit und Glück im 2025!
spannende Empfehlungen! Kleines Detail: Summe der Gewichtungen gibt 95% > CashInsider: Was machst Du mit den 5% Differenz? Schwankungsreserven...?
Nestlé, Roche, Sandoz, das Jahr fängt stark an !
Danke Insider! Es gibt keinen Zweiten, der so klare Aussagen macht und seine Meinung offen sagt.