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Zwischenbilanz Aktienfavoriten

Aktienmärkte: Ist das schnelle Geld bereits gemacht?

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Der cash Insider konnte mit seinen Schweizer Aktienfavoriten im November Boden gutmachen. Allerdings traut er den jüngsten Kursgewinnen aus gleich zwei Gründen nicht so ganz über den Weg.

05.12.2023   11:58
Von cash Insider
Cockpit_Gas_Tempo_Beschleunigung. Cockpit Edelweiss-Airbus A321

Das schnelle Geld dürfte an der Börse gemacht sein. Bild: Cockpit des Edelweiss-Airbus A321

Quelle: cash

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

+++

Nach den Kursverlusten vom September und Oktober setzten die Aktienmärkte im November zu einer kräftigen Gegenbewegung an. Um fast fünf Prozent nach oben ging es in den vergangenen vier Wochen für den breit gefassten Swiss Performance Index (SPI). Dass es nicht sogar noch mehr geworden sind, ist den beiden "Bremsklötzen" Nestlé und Novartis geschuldet. Auf sie wollte der Funke schlichtweg nicht überspringen, und auch die Genussscheine von Roche waren über weite Strecken des Novembers mit "angezogener Handbremse" unterwegs. Man muss schon beinahe von einem Käuferstreik bei den hiesigen Schwergewichten sprechen.

Die Strategen der Deutschen Bank machen zwei treibende Kräfte hinter den Kursgewinnen vom November aus: Zum einen hat der Teuerungsschub weiter an Kraft und damit auch an Schrecken verloren – und zum anderen erweisen sich die Rezessionsängste vom September und Oktober rückblickend als übertrieben. Es setzt sich immer mehr die Meinung durch, dass der amerikanischen Notenbank eine sanfte Landung der dortigen Wirtschaft gelingen könnte. Folglich stiegen sowohl die Aktien- als auch die Anleihenkurse.

Mittlerweile lässt sich von den Anleihenkursen in New York mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent darauf schliessen, dass die amerikanischen Währungshüter schon im März nächsten Jahres – spätestens aber anlässlich ihres Juni-Treffens - eine erste Leitzinsreduktion im Umfang von 25 Basispunkten vornehmen werden. Für Juni liegt die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschritts neuerdings sogar bei 100 Prozent.

Für die Strategen der Deutschen Bank dürfte das schnelle Geld an den Finanzmärkten nun gemacht sein – auch bei den Aktien. Sie gehen davon aus, dass die Situation spätestens in den ersten Wochen des neuen Börsenjahres anspruchsvoller wird.

Bilanz der Aktienfavoriten der letzten Jahre

Jahr Aktienfavoriten** SPI
2013 +40,1 % +23,9 %
2014 +11,4 % +15,2 %
2015 +  4,1 % +  2,4 %
2016 -   3,7 % -   1,7 %
2017 +23,6 % +20,1 %
2018 - 19,1 % -   8,8 %
2019 +25,4 % +30,6 %
2020 +  9,8 % +  3,1 %
2021 +10,0 % +23,4 %
2022 - 17,2 % - 16,5 %
2023* -   0,4 % +  2,5 %

* Schlusskurse vom 30. November 2023
** Entwicklung vor anfallenden Kosten

Als ich Anfang November bei meinen Schweizer Aktienfavoriten eine Zwischenbilanz zog, war die Stimmung unter den Marktakteuren noch eine ganz andere. Ich schrieb damals wie folgt:

...und weiter...

Ich argumentierte ausserdem damit, dass die Monate November und Dezember statistisch betrachtet zu den besten des ganzen Börsenjahres zählen – sowie mit der "Januar-Regel". Diese besagt: So wie die erste Handelswoche eines Jahres ist, so wird das ganze Börsenjahr.

Durchschnittliche Entwicklung des S&P 500 Index über das Jahr verteilt zwischen 1985 und 2019 (Quelle: Goldman Sachs)

Durchschnittliche Entwicklung des S&P 500 Index über das Jahr verteilt zwischen 1985 und 2019 zeigt: Die letzten Monate des Jahres sind die Besten (Quelle: Goldman Sachs)

Quelle: Goldman Sachs

Letzteres lässt sich auch bei uns am Schweizer Aktienmarkt mit geradezu beeindruckendem Zahlenmaterial unterlegen. Am Swiss Performance Index (SPI) gemessen, lag man mit dieser Regel in den vergangenen 25 Jahren in den allermeisten Fällen goldrichtig. Nur in den Jahren 1998, 2000, 2007, 2011 und 2018 kam alles anders, wobei zwei davon aus der Reihe fallen. So war etwa die Entwicklung des SPI im Januar 1998 bloss um 0,1 Prozent rückläufig. Mit einem Plus von gut 15 Prozent erwies sich 1998 dann aber doch als ein sehr gutes Börsenjahr. Nicht so 2007, als das Börsenbarometer in den ersten Januar-Tagen um 1,1 Prozent zulegen konnte, sich der Jahresverlust mit einem Minus von 0,1 Prozent letztendlich jedoch in einem ziemlich überblickbaren Rahmen bewegte. Man könnte also durchaus behaupten, dass die beiden Jahre nicht wirklich repräsentativ sind.

War die diesjährige Bilanz vor vier Wochen noch negativ, liegt der SPI seit Januar mittlerweile wieder mit 2,5 Prozent im Plus. Das ist doch ziemlich erfreulich.

Weniger erfreulich ist, dass die Kursgewinne vom November grösstenteils auf aggressiven Deckungskäufen fussen und von für diese Jahreszeit ungewöhnlich dünnen Handelsumsätzen begleitet wurden. Während die von Deckungskäufen ausgehenden Kaufimpulse als kurzlebig gelten, ist es mit dünnen Handelsumsätzen so eine Sache: Sie erweisen sich stets auf beide Seiten als trendverstärkend.

Zusammensetzung der Aktienfavoriten per Ende November

Titel Anzahl Einstand akt. Wert* Erfolg G/V
Barmittel                 5'057    
Holcim N       151       48,29             9'722 + 2'420 +33,1 %
Lonza N         19     429,40             6'497 -  1'747 - 21,2 %
Novartis N       118       84,42           10'061 +      83 +  0,8 %
Partners Group N         11     841,60           12'562 + 3'389 +36,9 %
Roche GS         42     291,89           10'009 -  2'364 - 19,1 %
Sika N         48     225,61           11'267 +    550 +  5,1 %
UBS N       168       18,38             4'130 + 1'049 +34,0 %
Zurich Insurance N         14     445,91             6'262 -     115 -   1,8 %
Comet N         23     228,86             5'525 +    261 +  5,0 %
Helvetia N         67     108,74             8'008 +    733 +10,1 %
Medmix N       214       16,87             4'004 +    396 +11,0 %
Oerlikon N    1'816         5,92             6'625 -  4'122 - 38,4 %
           
Total               99'729   -   0,4 %

* Schlusskurse vom 30. November 2023

Sowohl das eine, als auch das andere weckt deshalb gewisse Zweifel an der Dauerhaftigkeit der Erholung – was allerdings nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass die Kurse im weiteren Jahresverlauf nicht noch weiter nach oben wollen. Spätestens ab Januar steht den Aktienmärkten dann womöglich eine Bewährungsprobe bevor. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich traue den jüngsten Kursavancen noch nicht so ganz über den Weg.

Meine Schweizer Aktienfavoriten für 2023 konnten nach einem schwachen September und einem noch schwächeren Oktober – sozusagen in letzter Minute - kräftig Boden auf den SPI gutmachen. Per Ende November errechnet sich bei meinen Favoriten noch ein Minus von 0,4 Prozent. Dem steht ein seit Jahresbeginn um 2,5 Prozent höherer Vergleichsindex gegenüber.

Sehr erfreulich entwickeln sich insbesondere die Aktien von Holcim und der Partners Group. Gemeinsam mit jenen der UBS spielen sie auf der diesjährigen SMI-Gewinnerliste ganz vorne mit.

Bei der UBS erweist sich die Credit-Suisse-Übernahme trotz zahlreicher Altlasten immer mehr als ein Schnäppchen. Durch die Zwangsverheiratung ist endlich ein Bankenkoloss entstanden, der es mit den übermächtigen amerikanischen Wettbewerbern aufnehmen kann. Und die neu entstandene Grossbank hegt durchaus Ambitionen – selbst in Nordamerika.

Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, wenn die UBS im kommenden Frühjahr im Zuge der Jahresergebnisveröffentlichung ein grosszügiges Aktienrückkaufprogramm ins Leben rufen würde. Die mit der Credit Suisse erworbene buchhalterische Substanz macht das möglich – wobei die Dividende künftig teilweise sogar steuerbefreit aus den Kapitaleinlagereserven ausbezahlt werden könnte. Man darf gespannt sein...

Während die Valoren der Partners Group von der zinsseitigen Beruhigung profitieren konnten, müsste es sich bei jenen von Holcim eigentlich gerade umgekehrt verhalten. Denn diese zählen bekanntlich zu den Substanz- und nicht zu den Wachstumswerten. Aber vielleicht signalisiert eben gerade die ungewohnte Kursentwicklung, dass der Weltmarktführer aus Zug unter seinem jetzigen Firmenchef Jan Jenisch zusehends als Wachstumsunternehmen wahrgenommen wird. In den ersten neun Monaten war der Baustoffhersteller jedenfalls ziemlich flott unterwegs.

Weiterhin Mühe bekunden hingegen die Aktien von Lonza. Mit gleich mehreren Zielreduktionen in Folge und dem überraschenden Rücktritt des Firmenchefs hat der Pharmazulieferer aus Basel viel Porzellan zerschlagen. In der jüngsten Vergangenheit wurden die Valoren zuerst für eine einschneidende Kurszielreduktion auf 375 (zuvor 530) Franken durch den Stifel-Analysten Daniel Jelovcan mit Kursverlusten bestraft und dann für einen schwachen Zwischenbericht des chinesischen Rivalen WuXi Biologics in Sippenhaft genommen. Die Chinesen berichten von einem sehr schwierigen Tagesgeschäft und rechnen erst ab Mitte nächsten Jahres mit einer Belebung. Davon betroffen ist auch das Pharmazuliefergeschäft, was in Bezug auf Lonza natürlich hellhörig werden lässt. Gut möglich, dass das diesjährige Ergebnis verhalten ausfällt und der Ausblick fürs kommende Jahr von Zurückhaltung geprägt bleibt. Beides erscheint mir mittlerweile eingepreist.

Auch Roche bleibt eines meiner Sorgenkinder. Der gestern Montag angekündigte Vorstoss ins Geschäft mit Wirkstoffen gegen Diabetes und Fettleibigkeit mittels der Übernahme von Carmot Therapeutics trifft nach den überwältigenden kommerziellen Erfolgen von Novo Nordisk mit dem Diabetes-Mittel Wegovy bei der Behandlung von Fettleibigkeit zwar den Nerv der Zeit. Dementsprechend positiv fiel die Erstreaktion der Börse aus.

Auf den zweiten Blick wirft die bis zu 3,1 Milliarden Dollar teure Übernahme allerdings Fragen auf. Einerseits geht mit CT-388 der wichtigste Wirkstoff von Carmot erst aus der Studienphase 1 in die Studienphase 2 über. Und selbst im Erfolgsfall kommt das Medikament wohl nicht vor 2027 auf den Markt – bis dahin dürften Rivalen wie Novo Nordisk und Eli Lilly ihre Marktführerschaft bereits zementiert haben. Andererseits war Roche erst 2018 aus dem Geschäft mit eben diesen Wirkstoffen ausgestiegen. Käuferin war damals – wie könnte es anders sein – ausgerechnet die amerikanische Eli Lilly.

Umso mehr sei die Frage erlaubt, ob Roche-Chef Thomas Schinecker mit dem milliardenschweren Firmenkauf nicht einfach nur dem kurzfristigen Druck aus dem Aktionariat nachgegeben und sich zu so etwas wie einer Verzweiflungstat hat hinreissen lassen. Erst die kommenden Jahre werden es zeigen.

Transaktionen Aktienfavoriten 2023

Datum Titel   Anzahl Kurs   Total
29.12.2022 Credit Suisse N Kauf 1'825     2,74 Franken         5'000-
29.12.2022 Holcim N Kauf    146   47,88 Franken         6'967-
29.12.2022 Logitech N Kauf    140   57,00 Franken         8'003-
29.12.2022 Helvetia N Kauf      65 108,10 Franken         6'999-
29.12.2022 Oerlikon N Kauf 1'664     6,01 Franken       10'000-
29.12.2022 Medmix N Kauf    298   16,80 Franken         5'000-
29.12.2022 Zurich Insurance N Kauf      18 446,18 Franken         7'987-
29.12.2022 Sika N Kauf      45 223,75 Franken       10'002-
29.12.2022 Roche GS Kauf      68 292,68 Franken       19'990-
29.12.2022 Novartis N Kauf    178   84,43 Franken       15'003-
09.03.2023 Novartis N Kauf        5   75,71 Franken            379-
16.03.2023 Roche GS Kauf        2 260,00 Franken            520-
21.03.2023 Credit Suisse N Verkauf 1'825     0,86 Franken         1'569+
21.03.2023 UBS N Kauf      84   18,64 Franken         1'566-
21.03.2023 Oerlikon N Kauf      76     5,36 Franken            408-
30.03.2023 Sika N Kauf        1 253,50 Franken            254-
12.04.2023 UBS N Kauf        2   18,80 Franken              38-
12.04.2023 Zurich Insurance N Kauf        1 438,00 Franken            438-
03.05.2023 Helvetia N Kauf        2 125,70 Franken            251-
03.05.2023 Medmix N Kauf        5   21,15 Franken            100-
09.05.2023 Holcim N Kauf        6   57,86 Franken            365-
30.06.2023 Novartis N Verkauf      14   90,00 Franken         1'269+
30.06.2023 Medmix N Verkauf      88   23,65 Franken         2'091+
30.06.2023 Partners Group N Kauf      12 841,60 Franken       10'099-
30.06.2023 Zurich Insurance N Verkauf        4 424,90 Franken         1'785+
30.06.2023 UBS N Kauf      82   18,10 Franken         1'484-
30.06.2023 Sika N Kauf        2 255,70 Franken            614-
30.06.2023 Oerlikon N Kauf      76     4,46 Franken            339-
30.06.2023 Logitech N Verkauf    140   53,24 Franken         7'475+
02.08.2023 Comet N Kauf      23 228,86 Franken         5'264-
02.08.2023 Roche GS Verkauf        8 269,80 Franken         2'104+
02.08.2023 Novartis N Verkauf      23   90,76 Franken         2'106+
02.08.2023 Partners Group N Verkauf        1 958,60 Franken            959+
19.09.2023 Roche GS Verkauf      20 257,85 Franken         5'183+
19.09.2023 Novartis N Verkauf      33   91,73 Franken         3'064+
19.09.2023 Lonza N Kauf      19 429,40 Franken         8'244-


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Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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