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Negative Einlagezinsen, strengere Eigenmittelanforderungen und Quasi-Aufhebung des Bankkundengeheimnisses - die Schweizer Bankenlandschaft ist im Umbruch. Beinahe täglich treffen neue Hiobsbotschaften ein. Die hiesigen Bankaktien haben schon seit Wochen einen schweren Stand, und das nicht ohne Grund.

Eigentlich müsste der für Barclays Capital tätige Analyst nach einer Rundreise durch die Schweiz ein düsteres Bild malen. Wer jetzt mit Wasser auf die Mühlen ausländischer Leerverkäufer rechnet, den muss ich jedoch enttäuschen. Nach Höflichkeitsbesuchen bei UBS, Julius Bär, EFG International und Vontobel berichtet der Experte von einer überraschend optimistischen Grundstimmung.

Die strengeren Eigenmittelvorschriften würden vielerorts schon heute erfüllt, so lautet seine Einschätzung. Er habe bei seinen Gesprächspartnern deshalb eine verstärkte Bereitschaft verspürt, wieder wachsen zu wollen - sei dies aus eigener Kraft oder über ergänzende Zukäufe, so der Analyst. Auch eine grosszügigere Dividendenpolitik ist dem Experten zufolge vermehrt wieder ein Thema.

Was eine Belebung der Kundenaktivitäten anbetrifft, so gebe man sich keinen falschen Illusionen hin. Angeblich begegnet man diesem Problem bei den vier Banken mit Kosteneinsparungsmassnahmen und Effizienzverbesserungen sowie damit, dass immer mehr Kundenbeziehungen in ein Vermögensverwaltungsmandat überführt werden.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Aktien von Credit Suisse und UBS werden bei Barclays Capital weiterhin mit "Overweight" zum Kauf empfohlen und jene von Julius Bär mit "Equal-weight" eingestuft.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch gleich noch auf interessante, mir aus dem Berufshandel zugetragene Informationen eingehen. Bei der Credit Suisse ist gerüchtehalber von Verkäufen aus dem Mittleren Osten die Rede und bei Julius Bär wird darauf spekuliert, dass die bereits getätigten Rückstellungen im Steuerstreit mit den USA vermutlich nicht ausreichen. EFG International lässt grüssen...

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Gemäss Medienberichten stehen Dow Chemical und DuPont in weit fortgeschrittenen Verhandlungen über einen Zusammenschluss. Noch in dieser Woche könnte es gemäss gut informierten Kreisen zu einer Übereinkunft kommen.

Ist die Chemieindustrie tatsächlich das Haifischbecken mit dem sie gerne verglichen wird, dann sorgen die beiden amerikanischen Grosskonzerne vermutlich genau für den Blutstropfen, den dessen blutrünstigste Bewohner in einen blinden Fressrausch verfallen lässt.

Um welche der beiden Spezies es sich bei Syngenta handelt, lässt sich noch nicht abschliessend sagen. Fressen oder gefressen werden, so lautet in Zukunft allerdings die Devise.

Für den Agrarchemiehersteller neigt sich ein ereignisreiches Jahr dem Ende zu. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung müssen jetzt bloss aufpassen, dass 2015 nicht als Jahr der verpassten Gelegenheiten in die Firmengeschichte eingeht.

Solche gab es in den letzten Monaten nämlich mehr als genug. Angeblich lag dem Verwaltungsrat vor wenigen Monaten ein auf 470 Franken je Aktie nachgebessertes Angebot des US-Rivalen Monsanto vor. Und auch dass das langjährige Partnerunternehmen DuPont unter dem Druck renditehungriger Hedgefonds nach einem Zusammenschluss lechzt, dürfte am Hauptsitz in Basel ebenfalls bekannt gewesen sein.

Zumindest für die Börse gab es vergangene Nacht zwei klare Gewinner: Während die Aktien von Dow Chemical und DuPont in New York mit prozentual zweistelligen Kursgewinnen aus dem Handel gingen, wurden andere Chemiewerte nur mit einem geringfügigen Plus abgespeist.

Vielleicht erhält die Verwaltungsrat ja noch einmal eine letzte Gelegenheit, ist seit vergangener Nacht doch von einer 473 Franken je Aktie schweren Barofferte seitens von ChemChina die Rede. Nun drängt sich die Frage auf, ob der für die UBS tätige Experte eine solche ahnte, als er gestern das "Neutral" lautende Anlageurteil und das gerade mal bei 300 Franken liegende 12-Monats-Kursziel für die Papiere von Syngenta in "positive Revision" setzte. Oder wusste er zu diesem Zeitpunkt bereits von der angeblichen Offertnachbesserung durch ChemChina...?

Noch einen Schritt weiter geht übrigens der Berufskollege von Bernstein Research, rechnet dieser diesmal doch sogar mit einem bis zu 485 Franken je Aktie schweren Angebot seitens von Monsanto.
 

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