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Auch wenn uns in diesem Jahr keine weissen Weihnachten bevorstehen, wünsche ich meinen Leserinnen und Lesern besinnliche Festtage im Beisein ihrer Liebsten.
Die nächste Kolumne erscheint am Montag, 28. Dezember 2015, wie gewohnt um 12:30 Uhr.
Herzlichst,
der cash Insider
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Von wegen besinnliche Adventszeit: Unter den führenden Wirtschaftsnationen tobt weiterhin ein unerbittlicher Abwertungswettlauf. Seit wenigen Wochen hat dieser mit China einen neuen aber nicht weniger bedeutenden Teilnehmer.
Obwohl es die Amerikaner waren, welche den Startschuss für den Abwertungswettlauf gaben, verfolgen diese das Schauspiel mittlerweile von der Zuschauertribüne aus. Das überrascht, wird der starke Dollar für die dortige Wirtschaft doch immer mehr zur Hypothek.
Offiziell gibt es so etwas wie den Abwertungswettlauf unter den führenden Wirtschaftsnationen übrigens gar nicht. Man will schliesslich keine schlafenden Hunde wecken, schon gar nicht den Bürger auf der Strasse. Denn dieser hegt noch immer blindes Vertrauen in die Werthaltigkeit des Papiergeldes. Erst dieses Vertrauen macht einen solch heftigen Streit überhaupt möglich.
Gerade Japan zieht alle Register, um die heimische Währung künstlich zu schwächen. Egal ob Nullzinsen, Anleihen- oder Aktienkäufe – der Zweck heiligt die Mittel. Allerdings stösst die japanische Zentralbank immer mehr an die Grenzen ihrer Geldpolitik. Längst laufen die im Keller stehenden Notenpressen im Grenzbereich. Bei einer noch grösseren Betriebsgeschwindigkeit drohen sie zu überhitzen. Dennoch ist der Yen zuletzt wieder stärker und nicht mehr schwächer geworden, und selbst der japanische Aktienmarkt zeigt Anzeichen einer Ermüdung.
Umso mehr überrascht eine Empfehlung von Morgan Stanley an die eigene Devisenkundschaft. Die mächtige amerikanische Grossbank rät nämlich nicht nur zu Wetten gegen unseren Franken, sondern gar zum Kauf von Yen gegen Franken.
Bisweilen beschränkte man sich bei Morgan Stanley auf den Verkauf von Franken gegen Dollar. Auch diese Empfehlung bekräftigen die Amerikaner nach dem jüngsten Rücksetzer beim Greenback. Dass der Franken nun sogar schlechter als der künstlich tief gehaltene Yen sein soll, überrascht schon sehr.
Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) das Zielband für den 3-Monats-Libor-Zins in den negativen Bereich senkte. Mittlerweile wird den Geschäftsbanken sogar ein Negativzins von 0,75 Prozent in Rechnung gestellt.
Den Währungsstrategen von Morgan Stanley zufolge greift dieser Negativzins hierzulande immer stärker um sich, fallen bisherige Ausnahmeregelungen doch nach und nach weg. Mit steigendem Risikoappetit der Akteure an den Devisenmärkten werde der Franken an Wert verlieren, so sind sich die Experten sicher.
Nicht nur den Euro, auch den Dollar sehen sie bis Ende nächsten Jahres auf 1,15 Franken klettern. In Anbetracht des Aufwärtspotenzials von gut 16 Prozent innerhalb der nächsten 12 Monate müsste man eigentlich blindlings Dollar kaufen. Wäre da nicht der Yen, welchem die Strategen sogar einen Anstieg um mehr als 22 Prozent zutrauen.
Nachdem Micronas eine Übernahmeofferte der japanischen TDK vorliegt, gibt es zumindest aus Sicht eines Schweizer Aktienanlegers keine Wettmöglichkeiten auf einen festeren Yen mehr. Die Möglichkeit eines Devisentermingeschäfts oder einer Währungsoption bleibt - sofern Morgan Stanley denn richtig liegt.
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Kaum ein börsenkotiertes Schweizer Unternehmen, an dem der mächtige norwegische Staatsfonds nicht beteiligt ist. Als Aktionär zu erkennen geben muss er sich allerdings nur dann, wenn er den Schwellenwert von 3 Prozent überschreitet.
Erst gestern wurde bekannt, dass die Skandinavier bei Rieter wacker Aktien dazugekauft haben. Erstmals seit November vor zwei Jahren kontrollieren sie wieder mehr als 3 Prozent am in Winterthur beheimateten Textilmaschinenhersteller.
Das auch aus gutem Grund, wartete das Unternehmen anlässlich des diesjährigen Investorentags von Mitte November doch mit ermutigenden Aussagen zur Geschäftsentwicklung auf.
Meldepflichtig wurde der neue Grossaktionär am vergangenen Donnerstag und damit in unmittelbarer Nähe der Jahreshöchstkurse. Obschon ein weiterer Beteiligungsausbau unwahrscheinlich ist, haben die jüngsten Aktienkäufe so etwas wie Signalwirkung. Denn diese zeugen von Zuversicht in den Turnaround von Rieter.
Am Hauptsitz in Winterthur braucht man sich indes keine Sorgen zu machen. Nicht erst seit gestern wissen wir: Von allen Heuschrecken ist die norwegische Spezies womöglich die zahmste.
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