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Darf man dem für gewöhnlich gut informierten Finanznachrichtenportal Inside Paradeplatz Glauben schenken, dann befindet sich die altehrwürdige Julius Bär in Übernahmeverhandlungen mit der deutlich kleineren EFG International.

Das verhilft letzteren Aktien zu einem Kurssprung. Nach einem frühen Vorstoss auf 6,46 Franken gewinnen sie zur Stunde noch 6 Prozent auf 6,26 Franken. Mit knapp 500'000 Titeln wurden bis zur Mittagszeit bereits mehr umgesetzt als an einem durchschnittlichen Handelstag.

Die Spekulationen kommen nicht von ungefähr. Der Bankenplatz Schweiz befindet sich im Umbruch, die goldenen Zeiten in der Vermögensverwaltung gehören endgültig der Vergangenheit an. Hinzu kommen unternehmensspezifische Beweggründe. Auf der einen Seite stehen EFG International und ihr Grossaktionär BTG Pactual. Der brasilianischen Bankengruppe - sie ist seit dem Verkauf der Banca della Svizzera Italiana (BSI) mit 29 Prozent am Vermögensverwalter beteiligt - werden schon seit August Verkaufsabsichten nachgesagt. Auf der anderen Seite steht Julius Bär. Dort hat seit wenigen Wochen Philipp Rickenbacher das Sagen. Er muss seine Arbeitgeberin fit für die Zukunft trimmen und neu aufstellen. Der Zürcher Bank wurde deshalb auch schon ein Schulterschluss mit der Credit Suisse nachgesagt.

Von Derivatkäufen begleiteter Kurssprung bei den Aktien von EFG International (Quelle: www.cash.ch)

Als eine seiner ersten Amtshandlungen musste Rickenbacher Mitte November fast 100 Millionen Franken auf der Beteiligung an der italienischen Kairos abschreiben, nachdem die Suche nach einem Käufer des Pakets im Sande verlief. Für die einen Branchenkenner eine Altlast aus der Ära seines Vorgängers Boris Collardi, für alle anderen eine unmissverständliche Warnung, sich mit einer Übernahme von EFG International nicht gleich ins nächste kostspielige Abenteuer zu stürzen.

Ob und wieviel Fleisch bei diesen Spekulationen am Knochen ist, wird sich zeigen müssen. Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich gerne die derivatseitigen Handelsaktivitäten als Temperaturmesser hinzuziehe. Und tatsächlich erfreuen sich die Call-Warrants EFGAJB und EFGLJB auffälliger Käufe - wobei es sich auch um Deckungskäufe aus dem Lager ausländischer Leerverkäufer handeln könnte. Dass bei beiden Derivaten ausgerechnet Julius Bär die Emittentin ist, entbehrt zumindest aber nicht einer gewissen Brisanz.

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Mit den Aktien der Zurich Insurance Group liess sich in den letzten Jahren viel Geld verdienen. Alleine seit Jahresbeginn errechnet sich bei den dividendenstarken Papieren ein sattes Plus von 33 Prozent. Den Dividendenabgang von Anfang April mitberücksichtigt sind es sogar fast 40 Prozent.

Das hält Claudia Gaspari von Barclays allerdings nicht davon ab, ihr Anlageurteil nahe der langjährigen Höchstkurse auf "Overweight" heraufzustufen - ganz nach dem Motto: Besser spät als nie. Zuvor hatte sie die Aktien über zwei lange Jahre hinweg nämlich bloss mit "Equal-weight" eingestuft.

Und obschon die Versicherungsanalystin ihre Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre nur um bis zu 5 Prozent erhöht, errechnet sie neuerdings ein Kursziel von 424 (zuvor gerade mal 340) Franken. Anders liesse sich die frisch gewonnene Zuversicht vermutlich gar nicht rechtfertigen.

Barclays greift auf dem höchsten Stand seit 10 Jahren nach den Aktien von Zurich Insurance (Quelle: www.cash.ch)

Gaspari räumt zwar ein, dass die Börsenbewertung der Zurich Insurance Group in den letzten elf Monaten bereits kräftig gestiegen ist. Aufgrund des von ihr erwarteten Gewinnwachstums geht sie aber selbst bei gleichbleibender Bewertung von steigenden Kursen aus. Darüber hinaus sieht sie in der amerikanischen Tochter Farmers ein wichtiges Differenzierungsmerkmal gegenüber anderen Rivalen wie etwa der deutschen Allianz.

Die Reaktion auf die Kaufempfehlung liess am gestrigen Mittwoch nicht lange auf sich warten. Umschichtungen aus den Aktien von Allianz bescherten jenen der Zurich Insurance Group eine flotte Tagesavance. Bis Handelsende verringerte sich das rechnerische Aufwärtspotenzial zum Kursziel jedenfalls auf weniger als 9 Prozent.

 

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