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In "Die Braut, die sich nicht traut" lässt Julia Roberts ihren Bräutigam, gespielt von Richard Gere, gleich mehrmals vor dem Traualtar stehen.

Das ist nun schon eine ganze Weile her, flimmerte die amerikanische Filmkomödie bei uns doch im Sommer 1999 über die Kinoleinwand. Würde sie neu verfilmt, hätte der Verwaltungsrat von Syngenta vermutlich gute Aussichten auf die weibliche Hauptrolle. Allerdings müsste das Drehbuch dann grundlegend umgeschrieben werden - in eine Tragödie. Denn zum Lachen ist den Aktionären des in Basel beheimateten Agrarchemieherstellers schon lange nicht mehr.

Nachdem der amerikanische Rivale Monsanto bei Syngenta über mehrere Monate hinweg auf Granit gebissen hatte, warf dieser Ende August entnervt das Handtuch. Angeblich lag dem Verwaltungsrat damals sogar ein Angebot in Höhe von 470 Franken je Aktie in bar und Aktien des neu entstehenden Weltmarktführers vor. Doch auch dieses wurde als ungenügend zurückgewiesen.

Seit vergangener Nacht ist die Geschichte "der Braut, die sich nicht traut" um ein Kapitel reicher. Vertont ist es in Englisch, die Untertitel sind aber in Mandarin. Mit China National Chemical kommen die Drehbuchautoren nämlich aus dem Reich der Mitte. Wie Medien berichten, liegt Syngenta ein nichtbindendes Angebot für rund 449 Franken je Aktie vor. Doch, oh weh: Auch diesem soll der Verwaltungsrat alles andere als wohlgesonnen sein. Wer verkauft das eigene Unternehmen schon gerne nach China.

Im Zuge der von den Medienberichten angeheizten Spekulationen kletterten die in New York gehandelten Titel im nachbörslichen Handel vorübergehend um 12 Prozent nach oben. Prominente Leerverkäufer hätten sich rasch noch mit Aktien eingedeckt, so sagt man mir.

Noch zu Handelsbeginn wurden bei uns heute morgen Kurse von bis zu 385 Franken bezahlt. Seither kommen die Papiere des Basler Agrarchemieherstellers stetig zurück. Zur Mittagszeit gewinnen sie gerade mal noch 7 Prozent auf 370 Franken, was weit unter dem Angebot aus China liegt.

Sprangen im Sommer noch zahlreiche Analysten auf den vermeintlich fahrenden Zug auf, ist die Skepsis diesmal riesig.

In einem mir zugespielten Kommentar äussert der für Kepler Cheuvreux tätige Verfasser Zweifel an den Medienberichten. China National Chemical sei mit 60 Prozent an der israelischen Adama beteiligt. Mit einem Weltmarktanteil von 6 Prozent gehöre Adama schon heute zu den grössten Billiganbietern von Pflanzenschutzmitteln. Er sehe nur begrenzt Synergien zwischen diesen Geschäftsaktivitäten und dem deutlich innovativeren Marktführer Syngenta, so schreibt der Experte. Er stuft die Aktien des Basler Unternehmens deshalb weiterhin nur mit "Hold" und einem Kursziel von 330 Franken ein.

Noch einen Schritt weiter geht sein Berufskollege von Standard & Poor’s. Inmitten des heutigen Kursfeuerwerks senkt er sein Anlageurteil gleich um zwei Stufen von "Buy" auf "Sell". Das 12-Monats-Kursziel lautet ebenfalls 330 Franken.

Der Experte macht Gemeinsamkeiten mit dem Übernahmeversuch durch Monsanto aus und rät den Anlegern, ihre Titelpositionen zu reduzieren. Er befürchtet, dass auch diese Verhandlungen ergebnislos versanden.

Schon seit Wochen brodelt es im Aktionariat von Syngenta. Der Verwaltungsrat muss aufpassen, dass das Unternehmen nicht nach China verkauft wird. Dazu bedarf es allerdings eines gut durchdachten Befreiungsschlags. Er wird deshalb wohl in den sauren Apfel beissen und in Verhandlungen mit dem amerikanischen Partnerunternehmen DuPont oder dem Rivalen Dow Chemical treten müssen. Damit liessen sich zwar durchaus Aktionärswerte schaffen. Auf das schnelle Geld sollten Anleger in beiden Fällen jedoch nicht hoffen.

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Noch bis vor wenigen Wochen galt Leonteq am Schweizer Aktienmarkt als der Überflieger schlechthin. Als sich der Anbieter strukturierter Produkte im Oktober 2012 dem Publikum öffnete, lag der erstbezahlte Kurs bei gerade mal 23 Franken - um sich bis Mitte diesen Septembers auf 230 Franken zu verzehnfachen.

Von dieser Bestmarke sind die Modeaktien seither allerdings deutlich zurückgefallen. Gestern galten sie vorübergehend weniger als 160 Franken.

In der Folge trafen Anfragen bei mir ein, ob dieser Kurstaucher nicht eine einmalige Kaufgelegenheit sei. Frägt man bei der Berenberg Bank und ihrer Analystin nach, dann lautet die Antwort: Ja.

Erst heute früh nahm diese die Wiederabdeckung der Aktien von Leonteq mit einer Kaufempfehlung und einem optisch hohen Kursziel von 247 Franken auf. Wie andere ihrer Berufskollegen findet auch die Analystin sichtlich Gefallen an der einzigartigen Technologieplattform, von der aus sich beliebig viele Partnerunternehmen bedienen lassen.

Das leuchtet mir durchaus ein, wäre da nicht ein kürzlich gefälltes Bundesgerichtsurteil zur Rückforderung der Verrechnungssteuer auf Dividenden im Derivatgeschäft mit ausländischen Gegenparteien. Wie mir gesagt wird, hat dieses Urteil auch Folgen für Leonteq.

Ich bin gespannt, ob und wann sich die Aktienanalysten dieser ungemütlichen Thematik annehmen. Die Vertreterin der Berenberg Bank erwähnt diese Problematik in ihrer heutigen Unternehmensstudie jedenfalls nicht.

Eine unmissverständliche Sprache sprechen die Aktienverkäufe aus der Geschäftsleitung, die sich alleine seit Anfang Juli auf mehr als 15 Millionen Franken summieren.
 

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