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Schon seit Wochen schwören Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) die Märkte auf eine neue Runde im Kampf gegen die wirtschaftliche Wachstumsflaute und den damit verbundenen Deflationsdruck ein. Mit Erfolg: Die Zinsen sind noch einmal kräftig gefallen und die Aktienkurse erholen sich.

Hunde, die bellen, beissen nicht. Es sei denn, es handle sich um jene zähnefletschende Spezies in den Fluren des Hauptsitzes in Frankfurt am Main. Dass die EZB den Worten auch Taten folgen lassen wird, gilt als so gut wie sicher. Tun wird sie das noch in diesem Jahr, voraussichtlich am 3. Dezember. Dann nämlich treffen sich die Direktoriumsmitglieder zur vorerst letzten geldpolitischen Sitzung vor den Festtagen.

Experten zufolge steht eine weitere Senkung des schon heute negativen Einlagesatzes für Geschäftsbanken genauso zur Debatte wie eine Ausweitung der milliardenschweren Wertpapierkäufe. Vermutlich dehnt die EZB dieses Programm auf Kommunalanleihen aus und läutet damit eine neue Zeitrechnung in der Bedienung von Schulden der öffentlichen Hand über die Notenpresse ein. Vielleicht geht sie sogar noch einen unverschämten Schritt weiter und beginnt nach japanischem Vorbild mit dem Kauf von Aktien.

Seit der legendären Warnung von Mario Draghi vom Spätsommer vor drei Jahren wurde die Entschiedenheit der europäischen Währungshüter nie mehr in Frage gestellt. Damals brachte die Aussage "wir werden alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten und glauben Sie mir, das wird ausreichen" die überraschende Wende in der Euro-Krise.

Auch bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) dürfte man der geldpolitischen Sitzung der EZB von Anfang Dezember mit einer Mischung aus Neugierde und Nervosität entgegenfiebern. Denn was immer die Kollegen in Frankfurt an diesem Tag auch aus ihrem Zylinder zaubern werden, es wird nach einer direkten Antwort der hiesigen Geldpolitik schreien.

Nach von Interventionen geprägten Jahren gehen der SNB die Pfeile im Köcher langsam aber sicher aus. Längst ist das Zielband für den 3-Monats-Libor negativ und die Währungsreserven im Zuge von Offenmarkttransaktionen auf schwindelerregende 550 Milliarden Franken angeschwollen. Man fragt sich: Was kommt als nächstes?

Eine Antwort auf diese Frage will ausgerechnet der in London sitzende Währungsstratege von Barclays Capital haben. Eigenen Angaben zufolge wähnt er die SNB vor einem drastischen Befreiungsschlag, sollte die EZB in gut zwei Wochen auf Worte auch Taten folgen lassen.

Wer sich vom Experten neue Ideen im Kampf gegen den starken Franken erhofft, wird jedoch enttäuscht. Dem mir zugespielten Kommentar lässt sich entnehmen, dass die SNB abermals mit aggressiven Währungskäufen reagieren dürfte. Mit einem Ausbau der Negativzinsen rechnet der Autor nicht, hingegen aber mit einer sofortigen Aufhebung sämtlicher Ausnahmeregelungen für negative Einlagezinsen.

Im Zuge dieser Massnahmen sieht er den Euro bis Ende Dezember auf 1,14 Franken klettern. Einen noch stärkeren Anstieg traut er nur dem Dollar zu. Diesen sieht der Experte auf 1,1350 Franken springen.

Verhält sich die SNB wie vom Währungsstrategen erwartet, müssten einmal mehr die Sparer die Zeche bezahlen. Denn es liegt auf der Hand, dass die Banken die negativen Einlagezinsen nach Aufhebung sämtlicher Ausnahmeregelungen den Kunden jeglicher Couleur vollumfänglich weiterbelasten würden.

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Alain Dehaze, der neue starke Mann bei Adecco und sein Finanzchef Hans Ploos van Amstel treten in grosse Fussstapfen. Ihre beiden Vorgänger Patrick De Maeseneire und Dominik de Daniel waren gerade in der angelsächsischen Finanzwelt sehr beliebt. In Anlehnung an die Comic-Helden Batman und Robin wurden die beiden auch gerne als "das dynamische Duo" bezeichnet.

Wie mir berichtet wird, befinden sich die Nachfolger schon seit Wochen in Charmeoffensive bei Anlegern und Aktienanalysten. Ein Kommentar aus dem Hause Morgan Stanley scheint dies zu bestätigen, ist darin doch von "einem Kaffeeplausch" mit Alain Dehaze und Hans Loos van Amstel zu lesen.

Nach der jüngsten Ergebnisenttäuschung und den vorsichtigen Aussagen zur zukünftigen Margenentwicklung mussten die beiden sich vermutlich unangenehme Fragen gefallen lassen.

Wie der für Morgan Stanley tätige Experte schreibt, will Adecco in den nächsten Jahren aus eigener Kraft wachsen. Dabei soll die Rentabilität jedoch nicht dem Wachstum zum Opfer fallen. Aus Aktionärssicht ist das ziemlich vernünftig.

Gestern Nachmittag sprangen die Aktien von Adecco nach ermutigenden Aussagen des Rivalen Randstand zur Wachstumsentwicklung im Oktober nach oben. Die Papiere des Westschweizer Stellenvermittlers werden auch weiterhin als Wette auf die Politik des billigen Geldes gehandelt. Ob diese aufgehen wird, dürften die nächsten Wochen zeigen.

Ich gehe lieber auf «Nummer sicher» und streiche die Aktien wieder aus der Liste meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2015 (siehe Kolumne vom 5. November). Es resultiert ein Verlust von 5,4 Prozent.
 

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