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Einmal mehr wurden die Nerven der Schweizer Anleger während meiner Zeit in den Bergen auf eine harte Probe gestellt. Am Mittwoch tauchte der Swiss Performance Index (SPI) vorübergehend unter die psychologisch wichtige Marke von 8000 Punkten. Zu diesem Zeitpunkt trennten das Börsenbarometer nur wenige Prozente von seinem zwei Wochen zuvor erlittenen Mehrjahrestiefst.

Noch ärger erwischte es den Swiss Market Index (SMI). Er wurde zeitweise knapp 4 Prozent tiefer gehandelt. Alleine der Dividendenabgang beim Schwergewicht Novartis vom Donnerstag kostete gut 80 Indexpunkte.

Just als im Kamin der Haussiers die Glut zu erkalten drohte, liess die Hoffnung auf koordinierte Interventionen seitens der Zentralbanken der 20 führenden Wirtschaftsnationen jedoch ein kleines Hoffnungsfeuer aufflackern. In der Folge stiegen die Aktienkurse auch hierzulande kräftig.

Trotz abgehender Dividende bei Novartis hat der SMI seit Mitte Februar etwas mehr als 6 Prozent gutgemacht. Der breiter gefasste SPI erholte sich sogar um 7 Prozent.

Obschon die Rohstoffmärkte noch immer starken Stimmungsschwankungen unterliegen, konnten sie sich in den letzten Wochen auffangen. Damit wäre die Grundvoraussetzung für eine Fortsetzung des jüngsten Kursfeuerwerks an der Schweizer Börse eigentlich gegeben.

Die nächsten Tage werden zeigen, ob im Kamin der Haussiers nicht doch bloss ein Strohfeuer lodert. Es mag zwar stimmen, dass die Aktienkurse im Zuge der Politik des billigen Geldes der letzten Jahre kräftig gestiegen sind. Allerdings entfalten die Zentralbankinterventionen in der Wirtschaft bis heute nicht die gewünschte Wirkung.

Gerade die Entscheidungsträger bei der japanischen Zentralbank dürften wissen, wovon ich schreibe. Mit milliardenschweren Wertpapierkäufen versuchten sie den deflationären Kräften entgegenzuhalten – mit mässigem Erfolg. Zuletzt zeigten sich weder die dortigen Aktien- noch die Devisenmarktakteure beeindruckt. Die Einführung negativer Einlagezinsen für die Geschäftsbanken zeugt von einer hohen Ideenlosigkeit und kommt einer geldpolitischen Bankrotterklärung recht nahe. Dass Negativzinsen nun sogar bei den Kollegen der amerikanischen Notenbank ein heiss diskutiertes Thema sind, macht die Sache auch nicht viel besser.

Fakt ist: Die Weltwirtschaft lahmt, und selbst die Schwellenländer sind nicht mehr länger die schier nicht versiegen wollende Wachstumsquelle für unsere international tätigen Grossunternehmen. Kommt dazu, dass von den dort ansässigen Billiganbietern ein immer intensiverer Wettbewerb ausgeht und sich dieser schon lange nicht mehr auf die Schwellenländer beschränkt.

Darüber hinaus schwebt der Preissturz bei den Rohstoffen, insbesondere beim Öl, weiterhin wie ein Damoklesschwert über den Banken. Die amerikanischen Ölproduzenten erhalten nun die Quittung für das exzessive und mehrheitlich fremdfinanzierte Wachstum der letzten Jahre. Immer aufwendiger wurden die Fördermethoden - und dadurch immer wie teurer. Das rächt sich nun.

Mit SandRidge und Energy XXI können erstmals zwei grössere Branchenvertreter die Zinsen auf ihren Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen. Auch wenn die beiden Firmen hierzulande kaum jemandem bekannt sein dürften - von einer blossen Lappalie zu sprechen, wäre falsch. Immerhin sind sie mit knapp 8 Milliarden Dollar verschuldet.

Aus weiser Vorahnung sah sich die amerikanische Grossbank J.P. Morgan Chase erst kürzlich zu ausserordentlichen Rückstellungen für solche Kreditausfälle gezwungen. Andere Banken, darunter auch die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse, könnten folgen. Sie beide mussten anlässlich der Quartalsergebnispräsentation einräumen, in der Vergangenheit Kredite in Milliardenhöhe an Schuldner aus der Ölindustrie gesprochen zu haben. Diese Schuldner sind jedoch nicht die einzigen, welche mit den schmerzhaften Folgen des Zerfalls bei den Rohstoffpreisen zu kämpfen haben.

Wenig überraschend werden in den umliegenden europäischen Ländern Stimmen laut, welche eine Ausdehnung der Wertpapierkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) auf verbriefte notleidende Kredite europäischer Banken fordern.

Meines Erachtens bleiben die Aktien von UBS und Credit Suisse auch weiterhin so etwas wie die Vorlaufindikatoren für den breiten Schweizer Aktienmarkt. So lange dieser, am SMI gemessen, nicht unter das bisherige Februar-Tief bei 7425 Punkten fällt, ist eine Fortsetzung des Kurszerfalls der letzten Wochen fürs erste abgewendet.

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Am Mittwoch wird Kühne + Nagel das Jahresergebnis vorlegen. In Analystenkreisen gilt schon heute als sicher, dass das Transportunternehmen auf ein ansprechendes Schlussquartal zurückblicken kann. Noch wichtiger als der Zahlenkranz selber sind aber die Aussagen zur diesjährigen Wachstumsentwicklung in der Luft- und Seefracht.

Begehrlichkeiten weckt auch die starke Bilanz. Gemäss dem für die MainFirst Bank tätigen Experten sitzt Kühne + Nagel mittlerweile doch auf rund 1 Milliarde Franken. Er hält Spekulationen, wonach die Innerschweizer den Rivalen CEVA übernehmen wollen, deshalb für durchaus glaubwürdig.

Bankeigenen Schätzungen zufolge müsste Kühne + Nagel dem derzeitigen Eigentümer Appollo rund 2 Milliarden Dollar bezahlen. Der Experte zeigt sichtlich Gefallen an der Möglichkeit einer solchen Grossübernahme. Schliesslich wäre sie doch von Beginn weg nicht nur gewinnverdichtend, sondern auch wachstumssteigernd.

Doch auch wenn sich diese Spekulationen als unwahr erweisen sollten, werden die Aktionäre von Kühne + Nagel vermutlich nicht leer ausgehen. Neben einer weiteren Sonderdividende könnte dann nämlich ein Aktienrückkaufprogramm winken.
 

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