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Von wegen besinnliche Adventszeit: Im Dezember trafen bei der Schweizer Börse SIX so viele Offenlegungsmeldungen ein wie selten zuvor. Namhafte ausländische Grossinvestoren reduzierten damals ihre an Schweizer Publikumsgesellschaften gehaltenen Beteiligungen - als hätten sie bereits geahnt, was uns in den ersten Wochen des neuen Börsenjahres erwarten würde.
Diese haben es nämlich in sich: Der Mittlere Osten brennt, Europa droht eine Neuauflage der Finanzkrise und in Amerika tobt der parteipolitische Wahnsinn. So gefährlich und schlecht war die Welt schon lange nicht mehr.
Dementsprechend ernüchternd fällt auch hierzulande die Börsenbilanz aus. Alleine seit Jahresbeginn hat der Swiss Market Index (SMI) gut 14 Prozent eingebüsst. Die Aktien der Credit Suisse sind in dieser Zeit sogar um 40 Prozent zurückgefallen, was ihnen den zweifelhaften Ruf des Schlusslichts unter den hiesigen Standardwerten einbringt.
Ausserordentliche Abschreibungen auf dem für die Übernahme von Donaldson Lufkin & Jenrette aktivierten Goodwill rissen im Schlussquartal ein milliardenschweres Loch in die Erfolgsrechnung. Vergangenheitsbewältigung hat seinen Preis.
Doch selbst unter Ausklammerung ausserordentlicher Abschreibungen, Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten und Restrukturierungskosten verfehlte der Zahlenkranz die Analystenerwartungen ziemlich deutlich. Der Grund: Der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken brachen im Jahresvergleich die Erträge weg.
Dass bei einigen Aktionären Zweifel an der von Tidjane Thiam verfolgten Strategie wachwerden, darf man diesen nicht übelnehmen. Schliesslich hat die Credit Suisse einen nicht unbeachtlichen Teil des Erlöses der im Oktober vollzogenen Kapitalerhöhung bereits wieder verbrannt.
Doch nicht nur mit den Aktien der Credit Suisse haben Anleger viel Geld verloren. Auch die Papiere der Erzrivalin UBS notieren mittlerweile rund 26 Prozent unter dem Stand von Ende Dezember.
Die grössere der beiden Schweizer Grossbanken kann zwar auf ein besseres Quartal zurückblicken. Gerade im Wealth Management, seit der strategischen Neuausrichtung vor wenigen Jahren eigentlich die Paradedisziplin, blieb die Gewinnentwicklung weit hinter den Analystenerwartungen zurück.
Davon lässt man sich beim amerikanischen Grossaktionär MFS Investment Management jedoch nicht abschrecken. Wie einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX entnommen werden kann, hat die zu Sun Life Financial gehörende Investmentgesellschaft in den letzten Tagen kräftig Aktien zugekauft. Neu nennt sie ein 3,05-Prozent-Paket ihr eigen.
Einen Vertrauensvorschuss erhält auch Tidjane Thiam, seines Zeichens der neue starke Mann bei der Credit Suisse. Während sich die Grossaktionäre aus dem Nahen Osten in den letzten Wochen gerüchtehalber von Aktien trennten, kaufte der norwegische Staatsfonds ebensolche zu. Einer Offenlegungsmeldung zufolge kontrollieren die Skandinavier neu 5,03 Prozent der Stimmen.
An dieser Stelle sei gesagt, dass die Beteiligung des norwegischen Staatsfonds schon seit geraumer Zeit um den meldepflichtigen Schwellenwert von 5 Prozent schwankt. Deshalb geht vom jüngsten Beteiligungsausbau nur begrenzt Signalwirkung aus.
Erwähnenswert scheint mir auch der Beteiligungsausbau auf 5,83 Prozent durch BlackRock bei der ehemaligen Julius-Bär-Tochter GAM. Vermutlich findet man beim mit Abstand grössten Vermögensverwalter der Welt Gefallen an der attraktiv hohen Dividendenrendite von 5 Prozent.
Es bedarf schon einer gehörigen Portion Mut, als Anleger in diesen Tagen mit den blossen Händen bei den Schweizer Bankaktien "ins fallende Messer" zu greifen. Die Grossaktionäre aus dem Nahen Osten dürften auch in Zukunft Geld brauchen und sich möglicherweise von weiteren Aktien trennen. Ausserdem wird mir berichtet, dass sich angelsächsische Hedgefonds in den nachrangigen Pflichtwandelanleihen einnisten und sich über Leerverkäufe in den Aktien absichern. Dadurch entsteht eine Abwärtsspirale, wie wir sie in den vergangenen Wochen beobachten konnten.
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Noch bis vor wenigen Monaten galten die Aktien von Leonteq am Schweizer Aktienmarkt als Inbegriff eines erfolgreichen Überfliegers. Nicht ohne Grund, hatte sich der Börsenwert des Anbieters von strukturierten Produkten bis dahin doch innerhalb weniger Jahre verzehnfacht.
Im Zuge eines ungünstigen Bundesgerichtsurteils zur Rückforderung der Verrechnungssteuer auf Dividenden im Derivatgeschäft mit ausländischen Gegenparteien und dem Verlust der Vertriebspartnerschaft mit DBS ist das einstige Vorzeigeunternehmen zumindest bei den Anlegern in Ungnade gefallen. Seit September ist der Börsenwert von Leonteq um nicht weniger als zwei Drittel geschmolzen.
Geradezu euphorisch ist der für die MainFirst Bank tätige Experte. Er zeigt sich zuversichtlich, dass der einstige Anlegerliebling die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen zurückgewinnen wird. Nach einer Abwärtsrevision seiner langjährigen Gewinnschätzungen um durchschnittlich 15 Prozent errechnet er neu ein Kursziel von 190 (280) Franken für die mit "Outperform" zum Kauf empfohlenen Aktien.
Eigentlich müssten die Papiere des Anbieters von strukturierten Produkten in Erwartung einer Kursverdoppelung aus Anlegersicht ein "blinder Kauf" sein. Doch könnte dem Unternehmen 2016 ein Übergangsjahr bevorstehen. Nach dem jüngsten Kursrückschlag sind die Aktien zwar moderater bewertet. Das aber nur, sofern Leonteq ab dem kommenden Jahr wieder an die Erfolge vergangener Tage anknüpfen kann.
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