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Bis Ende Dezember sind es nur noch gut sechs Wochen. Diese versprechen aus Anlegersicht aber noch einmal so richtig spannend zu werden. In etwas weniger als drei Wochen kommen die Entscheidungsträger der Europäischen Zentralbank (EZB) ein letztes Mal in diesem Jahr in Frankfurt zusammen. Eine weitere Senkung der negativen Einlagezinsen für die Geschäftsbanken gilt schon heute als sicher. Im Gespräch ist zudem eine Ausweitung der Wertpapierkäufe auf Kommunalanleihen, was eine neue Ära in der Monetarisierung der Staatsschulden einläuten würde.

Zwei Wochen später treffen sich die Vertreter der amerikanischen Zentralbank in Washington. Nicht um gemeinsam Süssgebäck zu essen oder Glühwein zu trinken, wie das die Jahreszeit vermuten liesse, sondern um über die erste Leitzinserhöhung seit Ausbruch der Finanzkrise zu beraten. Nach dem starken Arbeitsmarktbericht vom vorletzten Freitag wird der Offenmarktausschuss seine Entscheidung nicht mehr auf die lange Bank schieben können.

Die kommenden Wochen stehen damit im Zeichen transatlantischer Divergenzen bei der Geldpolitik. Dieser hochgestochene Begriff aus dem Fachjargon umschreibt eigentlich nichts anderes als die grundlegenden Unterschiede zwischen dem geldpolitischen Kurs Europas und dem der Amerikaner.

Es ist schon erstaunlich: Während sich die Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen über eine künstlich erzeugte Abwertung der eigenen Währung gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben, strebt die amerikanische Notenbank erstmals seit Jahren eine restriktivere Geldpolitik an. Schon heute beträgt der Renditeunterschied zwischen den beiden Währungsräumen bei zehnjährigen Staatsanleihen gut und gerne 200 Basispunkte. In Anbetracht der historisch tiefen Zinsen ist das mehr als nur ein Apropos.

Dass dieser Unterschied auf Dauer zu einem festeren Dollar führen sollte, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Diese Meinung teilen auch die Währungsstrategen der Credit Suisse. Anders als viele Berufskollegen raten sie allerdings nicht zum Kauf von Dollar gegen Euro, sondern gegen den Franken. Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, feiern die Experten ihre Idee sogar als "Schlüsselempfehlung für das Jahr 2016".

Unter den gängigsten Währungen gelte der Franken als eine der überbewertetsten, so heisst es bei der Schweizer Grossbank. Damit wiederholt sie allerdings nur, wovor unsere Schweizerische Nationalbank (SNB) schon seit Jahren bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihren Warnfinger hebt.

Für die Währungsstrategen steht fest: Wären hiesige Grossinvestoren nicht so auf heimische Anlagen versessen, hätte sich der Franken längst abgeschwächt. Diesen Damm sehen die Experten - vergleichbar wie damals im Jahr 2011 in Japan - schon bald einmal brechen.

Allerdings hat die Credit Suisse die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn die SNB verfügt längst nicht über dieselben geldpolitischen Möglichkeiten wie die Bank of Japan - womit dem Franken das Schicksal des japanischen Yen gar nicht erst blühen kann.

Die "Schlüsselempfehlung für das Jahr 2016" der Schweizer Grossbank geht erst dann auf, wenn die EZB ihre Wertpapierkäufe abermals ausbaut und die SNB wieder Interventionen in Milliardenhöhe tätigt.

An dieser Stelle sei dennoch verraten, welche Schweizer Aktien überdurchschnittlich stark von einem festen Greenback profitieren würden.

Einer zugegebenermassen in die Jahre gekommenen Strategiestudie von Kepler Cheuvreux entnehme ich, dass Dufry, AMS, OC Oerlikon, Autoneum, Lonza, Swatch Group, Swiss Re und Temenos den höchsten Umsatzbeitrag aus dem Dollar-Raum aufweisen.

Da bei Dufry, OC Oerlikon, Swiss Re und Autoneum auch der in Dollar anfallende Kostenanteil hoch ist, fahren Anleger mit den Aktien von AMS, Lonza, Swatch Group und Temenos vermutlich am besten.

Einem Kommentar aus dem Aktienhandel der MainFirst Bank entnehme ich mit Actelion, Richemont, Syngenta, Sonova, Lindt & Sprüngli, U-Blox, Kudelski, Comet, Belimo, Tecan, Ascom und Bobst weitere Gewinner eines starken Greenbacks. Kann dieser sich in den nächsten Wochen über der Franken-Parität halten, sind den genannten Unternehmen steigende Schätzungen aus der Analystengemeinde so gut wie sicher.
 

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