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Gestern Nachmittag brach eine Ausverkaufswelle über die Aktien von LafargeHolcim herein. Bei Börsenschluss resultierte ein sattes Minus von 6,2 Prozent. Mit den schwächer als erwarteten Zahlenkränzen der beiden indischen Tochtergesellschaften ACC und Ambuja Cement alleine lässt sich letzteres nicht erklären.

Wenig überraschend werden an der Börse Spekulationen wach, wonach Harris Associates Aktien des weltgrössten Zementherstellers veräussern musste, um die bei anderen Beteiligungen aus der Schweiz entstandenen Löcher zu stopfen.

Erst kürzlich räumte der auf Substanzwerte spezialisierte Vermögensverwalter ein, er habe beim Sorgenkind Credit Suisse zugekauft. Wie einer etwas älteren Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX zu entnehmen ist, kontrollierte Harris Associates zuvor 4,2 Prozent der Stimmen.

So abstrus diese Spekulationen auch anmuten – völlig von der Hand weisen lassen sie sich nicht. Im Februar bewiesen die Amerikaner nämlich ein glückliches Händchen, als sie das an LafargeHolcim gehaltene Beteiligungspaket in der Nähe des Mehrjahrestiefs auf 6,4 Prozent verdoppelten.

Selbst nach dem gestrigen Blutbad lassen sich die damals erworbenen Aktien noch immer für gut 10 Franken mehr wieder verkaufen. Und auch die Löcher bei den hiesigen Finanzwerten lassen sich nicht von der Hand weisen: Das Engagement bei der Credit Suisse hat den Vermögensverwalter alleine im laufenden Jahr knapp 700 Millionen Franken gekostet. Darüber hinaus sind die Amerikaner aber bekanntermassen auch noch an EFG International und Julius Bär beteiligt.

Meldepflichtig wird Harris Associates bei LafargeHolcim erst, wenn der Stimmenanteil unter den Schwellenwert von 5 Prozent fällt. Bis dahin fischen wir alle weiterhin im Trüben.

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Nicht nur für den bekannten Substanzinvestor Harris Associates, auch für alle anderen Aktionäre verkommt die Credit Suisse immer mehr zum "Fass ohne Boden". Gestern wurden die Valoren der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken für den schwachen Zahlenkranz der UBS in Sippenhaft genommen. Bei Börsenschluss resultierte immerhin ein Minus von 4,8 Prozent.

Das schwierige Marktumfeld hinterliess bei der Platzrivalin tiefe Spuren und bescherte ihr den schwächsten Jahresauftakt seit dem Nachkrisenjahr 2009. Der Quartalsgewinn brach im Jahresvergleich um knapp zwei Drittel ein und verfehlte die Erwartungen der Analysten klar.

Kritik erntete die UBS auch für die rückläufige Eigenkapitalquote (Tier 1). Innerhalb von gerademal drei Monaten fiel diese nämlich von 14,5 auf 14 Prozent. Die meisten Analysten hatten in diesem Zusammenhang mit einer stabilen Entwicklung gerechnet.

Händler fragen sich deshalb: Wenn schon die besser kapitalisierte UBS solche Vorwürfe zu hören bekommt - was wird sich dann die Credit Suisse am kommenden Dienstag anhören müssen?

Darf man Analysten Glauben schenken, dann ist ihre Eigenkapitalquote im Laufe des ersten Quartals von 11,4 auf 11,1 Prozent gefallen. Je höher der Quartalsverlust, desto stärker ist jedoch der Rückgang. Die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken bleibt damit gefordert (siehe Kolumne vom 2. Mai).

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Die Leerverkäufer haben es weiterhin auf Sulzer abgesehen. Wie ich einem Kommentar von Rahn & Bodmer entnehme, wurden die Wetten gegen das Traditionsunternehmen aus Winterthur alleine im vergangenen Monat um 60 Prozent auf 7,8 Prozent des Aktienkapitals erhöht. Sehr viel mehr gibt das Securities Lending & Borrowing zur Zeit auch nicht her, so wird mir berichtet.

Seit der Pflichtofferte des russischen Milliardärs Viktor Vekselberg vom letzten August befinden sich nur noch 26 Prozent aller Aktien im Publikum. Es dürfte für das Unternehmen deshalb ein Leichtes sein, die leichtsinnigen Leerverkäufer zu gegebener Zeit in die Knie zu zwingen.

Ideen liefert ungewollt der für die Credit Suisse tätige Analyst. Wie dieser berichtet, bleibt unter dem neuen Sulzer-Chef Greg Poux-Guillaume kein Stein auf dem anderen. Gut möglich, dass die Kosteneinsparungen jegliche Erwartungen übertreffen. Ausserdem schliesst man bei der Schweizer Grossbank nicht aus, dass sich Sulzer mit einem ebenbürtigen Konkurrenten zusammenschliesst. Entsprechende Verhandlungen gab es in der Vergangenheit schon mit Dresser Rand. Damals wurde das Unternehmen aus Winterthur allerdings vom finanzkräftigen Mischkonzern Siemens überboten.
 

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