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Die Börse macht keine Gefangenen. Jüngstes Opfer sind die Aktien des hiesigen Backwarenherstellers Aryzta (siehe gestrige Kolumne). Weil die Unternehmensvertreter anlässlich der Halbjahresergebnispräsentation überraschend die Wachstums- und Margenerwartungen dämpften, wurde der Aktienkurs innerhalb von gerademal zwei Handelstagen mit einem Minus von 15 Prozent abgewatscht.

Prompt flatterte bei Konzernchef Owen Killian allem Anschein nach ein "Margin Call" seiner Bank ins Haus. Wie gestern bekannt wurde, zögerte diese nicht lange und machte zwei Drittel seines vermutlich als Sicherheit für Kredite hinterlegten Aktienpakets zu Geld. Dieses im Fachjargon auch "Zwangsexekution" genannte Vorgehen ist nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für seinen Arbeitgeber höchst unangenehm.

Wie mir berichtet wird, ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Konzernchef einen Teil seiner Mitarbeiteraktien als Sicherheit für private Kredite hinterlegt.

Die Zeche hatten einmal mehr die Publikumsaktionäre zu bezahlen, tauchten die Aktien von Aryzta am Mittwoch auf diese Neuigkeiten hin doch gleich noch einmal um 12 Prozent. Der Schock sitze nach diesem Debakel noch immer tief, so lasse ich mir aus dem Berufshandel sagen.

Der erzwungene Aktienverkauf in der Chefetage des Backwarenherstellers aus Zürich ist bei weitem nicht die erste "Zwangsexekution" in diesem Jahr. Zuvor musste sich schon der russische Grossaktionär Eurocement bei LafargeHolcim auf Druck der kreditgebenden Banken hin von seinem Aktienpaket trennen. Und auch beim Modekonzern Charles Vögele wird gemunkelt, dass das Ausscheiden des Teleios Global Opportunities Master Funds aus dem Aktionariat nicht ganz aus freien Stücken erfolgte.

Geradezu prädestiniert für ein Debakel nach dem Vorbild von Aryzta sind Unternehmen, bei welchen Personen aus der Geschäftsleitung oder aus dem Verwaltungsrat über grössere Aktienpakete verfügen.

Spontan kommen mir diesbezüglich neben dem Pharmahersteller Actelion aus Allschwil auch die beiden Fintech-Überflieger Leonteq und Partners Group in den Sinn.

Allerdings bedarf es schon einer Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände, damit die Dinge so aus dem Ruder laufen wie bei Aryzta diese Woche. Zum einen muss das Geschäftsleitungsmitglied oder der Verwaltungsrat seine Beteiligung als Sicherstellung für einen Kredit hinterlegt haben und zum anderen müssen dann auch noch die Aktien unter die Räder kommen.

Von den drei genannten Unternehmen erfüllt nur Leonteq diese Voraussetzungen und das auch nur, was den Aktienkurszerfall anbetrifft.

Das bringt mich auf Publikumsgesellschaften mit einem Finanzinvestor als Ankeraktionär. Denn Private Equity Gesellschaften und Hedgefonds sind bekannt dafür, mit Krediten zu hantieren, die durch Firmenbeteiligungen sichergestellt sind.

Bei Sunrise Communications sitzt noch immer CVC Capital Partners auf einem namhaften Beteiligungspaket. Im Zuge eines ansprechenden Zahlenkranzes für das Schlussquartal haben die Aktien des Mobilfunkanbieters aber kräftig zugelegt. Auch das Engagement von Cevian Capital bei ABB und Panalpina ist aus heutiger Sicht in trockenen Tüchern, obschon die Skandinavier bei den beiden Turnaround-Kandidaten langsam ungeduldig werden. Eher nachdenklich stimmt da schon, dass der amerikanische Hedgefonds Artisan Partners ebenfalls den Grossaktionären von Panalpina angehört.

Nicht ohne ist die Aktionärsstruktur von Lastminute.com. Der immer intensivere Wettbewerb hat dem Online-Reiseanbieter sichtlich zugesetzt. Erst gestern tauchten dessen Aktien auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang vom April vor zwei Jahren.

Auf hohen Verlusten sitzen nicht nur die Publikumsaktionäre, sondern auch die Altaktionäre wie die italienische Arepo Fiduciaria oder die aus 55 Personen zusammengesetzte Aktionärsgruppe, darunter Verwaltungsräte und Mitglieder der Geschäftsleitung.

Bleibt für die genannten Unternehmen und ihre Anspruchsgruppen zu hoffen, dass die "Zwangsexekutionen" bei Aryzta, LafargeHolcim und Charles Vögele Einzelfälle bleiben und sich diese nicht wiederholen.
 

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