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Schon seit Wochen wird Roche in Analystenkreisen ein ansprechendes Jahresergebnis nachgesagt. Seit heute früh wissen wir nun: Das mag für die Umsatz-, nicht aber für die Gewinnentwicklung gelten.
Die wichtigsten Medikamente verkauften sich im Schlussquartal besser als erwartet. Das ist aus Aktionärssicht zwar erfreulich. So richtig Freude mag dennoch nicht aufkommen. Denn ausufernde Kosten in der Forschung und Entwicklung sowie eine gesalzene Rechnung der Steuerverwaltung wecken böse Vorahnungen, was die kommenden Monate anbetrifft.
Dementsprechend vorsichtig fällt beim Basler Pharma- und Diagnostikkonzern auch der Ausblick aus. Es wird ein im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich liegendes Umsatzwachstum sowie ein überproportionales Gewinnwachstum angestrebt. Experten hatten sich rückblickend mehr erhofft.
Ähnliches gilt für die Jahresdividende. Mit einer Erhöhung auf 8,10 (8) Franken je Aktie und Genussschein werden selbst die zurückhaltenderen Analystenerwartungen verfehlt. Aufgrund der soliden Bilanz von Roche reichte die Schätzungsbandbreite von 8,20 bis 9 Franken.
Das wäre nicht halb so tragisch, hätte sich gestern nicht schon Novartis bei der Jahresdividende eher knausrig gezeigt. Auch die Erzrivalin will ihre Ausschüttung nur auf 2,70 (2,60) Franken je Aktie erhöhen. Mit einem kleinen aber feinen Unterschied: Novartis versucht die Aktionäre mit einem milliardenschweren Aktienrückkaufprogramm versöhnlich zu stimmen.
Wie die Aktien von Novartis gestern, werden heute auch die Genussscheine von Roche abgestraft. Zur Stunde tauchen die "Bons" um gut 4 Prozent. Alleine seit gestern haben alleine die beiden Schwergewichte den Swiss Market Index (SMI) gut 160 Punkte gekostet.
Es gibt zwar durchaus plausible Erklärungen für die von Zurückhaltung geprägte Dividendenpolitik der beiden Basler Pharmakonzerne. Auf Roche kommen hohe Kosten für die Einführung neuer Medikamente zu. Es sind Investitionen ins zukünftige Wachstum des Unternehmens. Und bei Novartis legt man das Schwergewicht allem Anschein nach lieber auf gewinnverdichtende Aktienrückkäufe und nicht auf die Dividende.
Es ist nicht auszuschliessen, dass im Zuge der Unternehmensberichterstattung für das vergangene Jahr weitere Dividendenenttäuschungen drohen.
Nach gestern und heute dürften bei Nestlé, dem dritten Indexschwergewicht, selbst Nicht-Aktionäre der Jahresergebnispräsentation von Mitte Februar entgegenfiebern. Der Grund: Der in Vevey beheimatete Nahrungsmittelhersteller feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Firmenjubiläum, was schon seit Wochen Begehrlichkeiten nach einer Sonderdividende oder milliardenschweren Aktienrückkäufen weckt. Nicht auszudenken, was das für den SMI bedeuten würde, wenn nun auch die Nestlé-Aktionäre leer ausgingen.
Zumindest bei der Zurich Insurance Group scheint man sich bereits mit einer möglichen Kürzung der regulären Dividende abgefunden zu haben. Spätestens seit der gestrigen Ernennung des für Generali tätigen Mario Greco als Nachfolger von Martin Senn dürften die in den letzten Jahren ausbezahlten 17 Franken je Aktie nicht mehr länger in Stein gemeisselt sein. Mittlerweile sind viele Analysten bei ihren Annahmen auf 14 Franken zurückgekrebst.
Enttäuscht werden dürften hingegen die Hoffnungen auf eine Sonderdividende. Geschätzt verfügt die Zurich Insurance Group über ein Überschusskapital von 3 Milliarden Dollar. Umgerechnet entspricht das rund 13 Franken je Aktie. Davon werden die Aktionäre aber vermutlich nicht viel zu sehen bekommen. Denn darf man den Experten von Bernstein Research und J.P. Morgan Glauben schenken, dann drohen dem traditionsreichen Versicherungskonzern schmerzhafte Nachreservierungen im Ausmass von 2 bis 2,5 Milliarden Dollar sowie Restrukturierungskosten in dreistelliger Millionenhöhe. Für eine solche Stärkung der Reserven sprechen auch die am Mittwoch bekannt gewordenen Nachreservierungen beim amerikanischen Rivalen AIG.
Schon nächste Woche wird darüber entschieden, ob UBS und Credit Suisse den Dividendenerwartungen gerecht werden können. Das vierte Quartal dürfte rückblickend kein einfaches für die beiden Schweizer Grossbanken gewesen sein.
Darüber hinaus hat die Credit Suisse mit hausgemachten Problemen zu kämpfen. Ihr droht beispielsweise ein ausserordentlicher Goodwill-Abschreiber aus der Übernahme von Donaldson, Lufkin & Jenrette. Da es sich dabei um keinen die Barmittel beeinträchtigenden buchhalterischen Vorgang handelt und die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken erst gerade eine Kapitalerhöhung durchgeführt hat, scheint eine gegenüber dem Vorjahr stabile Dividende von 0,70 Franken je Aktie als wahrscheinlich.
Anders bei der UBS: Obschon ihr eine Vorreiterrolle bei der strategischen Abkehr vom kapitalintensiven Investment Banking zukommt, laufen die Dividendenerwartungen gerade in angelsächsischen Analystenkreisen immer mehr aus dem Ruder. Anders als unsere Experten erwarten die dortigen eine erhöhte Ausschüttung von 0,90 (0,75) Franken je Aktie für das vergangene Jahr. Enttäuschungen sind damit vorprogrammiert.
Nicht nur für die Aktien der einzelnen Unternehmen, auch für unseren Schweizer Aktienmarkt ist die hiesige Dividendenentwicklung von zentraler Bedeutung. Das gilt insbesondere in einer Zeit, in welcher die Baissiers in Lauerstellung liegen.
An dieser Stelle sei gesagt, dass die am 12. Januar gekürten „Dogs of the SMI“ trotz dem Kurseinbruch bei der Zurich Insurance Group bis heute gerademal 0,9 Prozent eingebüsst haben.
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