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Als kaum noch jemand an ein Jahresend-Rally geglaubt hatte, setzte dieses in der zweiten Hälfte Dezember doch noch ein. Deswegen über Silvester die Champagnerkorken knallen zu lassen, erwies sich rückblickend jedoch als voreilig. Obschon das neue Börsenjahr erst zwei Tage alt ist, fällt die Bilanz ziemlich ernüchternd aus.

"Reculer pour mieux sauter" - so tönt es zumindest bei den Banken und ihren Anlagestrategen. Trotz dem überraschenden Rücksetzer haben diese den Glauben an eine Fortsetzung der Börsenhausse noch immer nicht verloren. Ein Schuft, wer den Experten eine gehörige Portion Zweckoptimismus unterstellt.

In einer Strategiestudie aus dem Hause Citigroup räumen die Autoren zwar ein, dass sich die seit März 2009 zu beobachtende Börsenhausse in einem fortgeschrittenen Stadium befindet. Die Aktienkäufer würden langsam aber sicher müde, so schreiben sie.

Dennoch gibt man sich bei der amerikanischen Grossbank versöhnlich und traut den Börsen rund um den Globus bis Ende Jahr noch einmal einen Anstieg um 12 Prozent zu - und das sogar in harten Dollar betrachtet. Den Greenback selber sehen sie gegenüber den gängigsten Weltwährungen um 5 bis 6 Prozent steigen.

Schon vor Jahren haben die Experten 16 verschiedene Indikatoren definiert, anhand welcher sich eine Trendwende an den Aktienmärkten erahnen lässt. Davon wähnen sie bestenfalls vier in einem überhitzten Zustand: Den Risikoaufschlag für amerikanische Ramschanleihen, die weltweite Übernahme- und Fusionstätigkeit, die Unternehmensverschuldung im Verhältnis zum operativen Gewinn (EBITDA) sowie die weltweite Eigenkapitalrendite. Letztere sehen sie allerdings noch nicht als eine Gefahr für die Börsen.

Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Technologieblase von Ende der Neunzigerjahre leuchtete mit Ausnahme der weltweiten Eigenkapitalrendite bei allen übrigen Indikatoren die Warnlampe. Unmittelbar vor Ausbruch der Finanzkrise deuteten immerhin deren 12 auf eine Überhitzung hin, bevor der Weltaktienindex von MSCI um 50 Prozent tauchte.

Was die regionalen Präferenzen anbetrifft, so haben die Experten klare Vorstellungen. Sie stufen den amerikanischen Aktienmarkt in der Strategiestudie von "Neutral" auf "Underweight" herunter und raten der Anlagekundschaft statt dessen zu kontinentaleuropäischen und japanischen Aktien. Den Finanz- und Technologiewerten traut man bei der Citigroup das grösstmögliche Aufwärtspotenzial zu.

Mit Ausnahme der für J.P. Morgan tätigen Berufskollegen, welche schon seit Wochen zum Verkauf von Aktien plädieren, bleibt der Optimismus bei den Banken und ihren Strategen ungebrochen. So zuversichtlich wie die Experten der Citigroup sind aber nur wenige.

Die von den Schwellenländern und insbesondere von China ausgehenden Gefahren sind nicht ohne. Dennoch glaube ich, dass sich mit den richtigen Aktien über die nächsten 12 Monate Geld verdienen lässt. Ich verweise deshalb auf meine Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2016.

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Was die Spatzen am Hauptsitz von Kuoni in Zürich schon seit Wochen von den Dächern pfeifen, ist seit gestern nun endlich offiziell: Das traditionsreiche Reiseunternehmen befindet sich in Verkaufsverhandlungen mit gleich mehreren Interessenten. Gute Erfolgsaussichten werden in Branchenkreisen vor allem der schwedischen Beteiligungsgesellschaft EQT Partners eingeräumt.

In Analystenkreisen wird die Gesamtsumme der einzelnen Geschäftsbereiche auf 343 bis 349 Franken je Aktie beziffert. Unklar ist, ob und zu was für einem Preis die Hugentobler-Stiftung verkaufsbereit ist. Sie hält nach wie vor eine Sperrminorität.

Sollten sich die Parteien einig werden, dürfte Kuoni bei weitem nicht das letzte Schweizer Unternehmen sein, welches in ausländische Hände übergeht.

Weitere heisse Übernahmekandidaten offenbart eine von einem befreundeten Händler um den Jahreswechsel herum bei Kunden und Kollegen durchgeführte Umfrage.

Wenig überraschend fällt der Name Syngenta. Erst kürzlich bestätigte der Verwaltungsratspräsident Gespräche mit der staatlichen ChinaChem und anderen Rivalen, darunter auch mit der amerikanischen Monsanto. Auf ein grosszügiges Barangebot zu wetten, scheint mir aber gewagt. Schliesslich könnte aus dem Gejagten durchaus auch ein Jäger werden. Mit dem schnellen Geld wäre dann aus Aktionärssicht nicht zu rechnen.

Mit AMS und EFG International werden zwei weitere schon seit Jahren immer wieder ins Zentrum von Übernahmespekulationen geratende Firmen genannt. Beide Unternehmen haben mit hausgemachten Problemen zu kämpfen, sind aber in sich gewaltig im Umbruch befindlichen Branchen tätig.

Sehr viel besser aufgestellt scheint hingegen Clariant. Der Basler Spezialitätenchemiehersteller muss in der Umfrage ebenfalls als mögliches Ziel herhalten, obwohl er nach dem Kauf von Süd-Chemie eine beeindruckende mehrjährige Neuausrichtung durchlebt hat. Zudem machen die früheren Süd-Chemie-Aktionäre keine Anstalten, sich von ihren Aktien trennen zu wollen. Ein Interessent müsste für Clariant wohl schon tief in die Tasche greifen.
 

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