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Für die Aktionäre der Credit Suisse hat das neue Börsenjahr begonnen, wie das alte endete: Nämlich mit Tränen der Verzweiflung.

Nach gerademal drei Wochen beträgt das Minus satte 20 Prozent und damit gleich viel wie im ganzen letzten Jahr. Mittlerweile trennen die Aktien der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken weniger als 9 Prozent von den Mehrjahrestiefstkursen vom Spätsommer 2012 bei 16 Franken.

Damals sah sich die Credit Suisse auf Drängen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu einer Stärkung der Eigenkapitalbasis mittels einer Kapitalerhöhung und Pflichtwandelanleihen gezwungen.

Anders als im Spätsommer 2012 sind diesmal nicht ausschliesslich hausgemachte Probleme für den Kurszerfall verantwortlich. Für einmal befinden sich die Aktionäre der Schweizer Grossbank in guter Gesellschaft. Denn auch die Erzrivalin UBS hat gut 16 Prozent an Börsenwert verloren, Julius Bär immerhin deren 14 Prozent. Und das, obschon die in Zürich beheimatete Traditionsbank glimpflich aus dem Steuerstreit mit den USA davongekommen ist. Die alles entscheidende Frage ist nun: Hat der
Nettoneugeldzufluss unter den Turbulenzen in Asien gelitten?

Selbst die Aktien von EFG International erwischte es mit einem Rücksetzer um 16,5 Prozent ziemlich heftig. Der Vermögensverwalterin wird in Branchenkreisen ein Interesse an den zum Verkauf stehenden Geschäftsaktivitäten von Barclays in Asien nachgesagt. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge buhlen auch Credit Suisse und Julius Bär um die Gunst der Briten, was den Preis in die Höhe treibt.

Doch die Gründe für den Ausverkauf bei den Schweizer Bankaktien gehen weit über die Angst vor milliardenschweren Übernahmen hinaus. Hellhörig machen nämlich auch die Negativnachrichten aus den Schwellenländern. Dort sorgen die Turbulenzen für einen sprunghaften Anstieg notleidender Kredite. Eng wird es vor allem für Schuldner aus dem Bergbau sowie aus der Öl- und Gasindustrie.

Noch bis vor wenigen Jahren wurde diesen Unternehmen das Geld regelrecht hinterher geworfen. Auch Banken aus der Schweiz mischten in diesem lukrativen Geschäft kräftig mit. Nun wird dieses immer mehr zur Last - und das auch für die Aktienkursentwicklung.

Die kommende Woche zur Veröffentlichung anstehenden Zahlenkränze werden vermutlich penibel auf Rückstellungen für notleidende Kredite und Folgen der Schwellenländerkrise auf Investment Banking und Wealth Management durchleuchtet.

Gut möglich, dass die Anleger schon bei den kleinsten Anhaltspunkten für Unstimmigkeiten die Reissleine ziehen. In Börsen wie wir sie in den vergangenen drei Wochen erleben mussten, sind panikartige Übertreibungen keine Seltenheit. Spätestens nach der Unternehmensberichterstattung sollte sich die Situation hierzulande beruhigen, steuert sie doch auf das für gewöhnlich stärkste Quartal des Jahres zu.

Es war rückblickend etwas gar voreilig, die Aktien der Credit Suisse auf die Liste meiner Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2016 zu setzen. Trotz einem Barmittelanteil von 30 Prozent errechnet sich über alle Favoriten hinweg bislang ein Minus von 8,7 Prozent. Asche über mein Haupt.

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Morgen wird mit Novartis das erste Schwergewicht im Swiss Market Index das Jahresergebnis vorlegen. Da dürfte es selbst Nicht-Aktionären kaum egal sein, ob der in Basel beheimatete Gesundheitskonzern im vergangenen Geschäftsjahr reüssiert hat oder nicht.

Darüber entscheidet nicht zuletzt auch der Geschäftsgang beim Sorgenkind Alcon. Seit dem letzten Frühling hat die auf dem Gebiet von Augenpräparaten tätige Tochtergesellschaft mit hausgemachten Problemen zu kämpfen.

Novartis-Chef Joe Jimenez hat dem Mutterhaus in den letzten Jahren zwar seinen Stempel aufgedrückt. Geschäftsbereiche wurden verkauft, andere übernommen und integriert. An der aus der Ära seines Vorgängers Daniel Vasella stammenden amerikanischen Alcon hielt er fest.

Die für die Credit Suisse tätige Pharmaanalystin schliesst nicht aus, dass Novartis schon morgen mit einer Lösung für Alcon aufwarten wird. Sie erachtet eine Verschmelzung des Sorgenkinds mit dem Pharmageschäft als am wahrscheinlichsten und beziffert die Synergien auf 5 Prozent des Umsatzes der Tochtergesellschaft.

Meines Erachtens wäre die Integration von Alcon ins Pharmageschäft aus Aktionärssicht ein zweischneidiges Schwert. Denn allen Synergien zum Trotz wäre die zukünftige Geschäftsentwicklung der Augenheilsparte nur noch schwer nachvollziehbar - und wenn überhaupt, dann nur die der umsatzstärksten Präparate.
 

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