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Die Schweizer Börse ist fest in der Hand mächtiger ausländischer Marktakteure. Was für die Aktien gilt, gilt auch für den Franken. In den letzten Jahren musste sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) immer wieder entschieden gegen angelsächsische Hedgefonds und andere Spekulanten behaupten. Davon zeugt nicht zuletzt die Bilanz unserer Zentralbank. Den erbitterten Kampf gegen diese "Heuschrecken" hat sie bisweilen zwar nach Punkten gewonnen. Allerdings haben die Offenmarktinterventionen die Bilanz in schwindelerregende Höhe aufgebläht.
Mit allen diesen Euro im Eigenbestand hat sich unsere SNB in eine direkte Abhängigkeit zur Europäischen Zentralbank (EZB) hineinmanövriert. Das macht sie - möge sie mir den Vergleich verzeihen - zu einer Marionette der EZB und ihrer Geldpolitik.
Vermutlich ist der Franken auch deshalb nicht erstarkt, als der EZB-Chef Mario Draghi am vergangenen Donnerstag abermals ein neues Kapitel in der "unendlichen Geschichte des billigen Geldes" aufschlug. Der Forderung nach einer Ausweitung der Wertpapierkäufe auf europäische Aktien kamen die Währungshüter zwar nicht nach. Mit dem erstmaligen Aufkauf von Unternehmensanleihen bieten sie jedoch zumindest Beihilfe - wenn auch nur indirekt. Denn nun können sich auch Publikumsgesellschaften Geld bei der EZB holen und das fast zinslos. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis erste findige Unternehmenslenker über Anleihen finanzierte Aktienrückkaufprogramme ins Leben rufen.
Die jüngsten Massnahmen zeigen, dass sich die EZB ganz der Symptombekämpfung verschrieben hat. Die Ursachen der Probleme in Europa, beispielsweise die hohe Staatsverschuldung oder das weiterhin anfällige Bankensystem, bleiben. Auch wenn Draghi es anders sieht: Bislang zeigen weder die Wertpapierkäufe noch die negativen Einlagezinsen für Geschäftsbanken die gewünschte Wirkung. Und mit einer höheren Dosis derselben Medizin lässt sich diese bekanntlich nicht zwingend auch herbeiführen.
So richtet sich das Hauptaugenmerk an den Devisenmärkten auf unsere SNB. Am Donnerstag wird diese sich zur geldpolitischen Lagebeurteilung äussern. Nach der eher lauwarmen Marktreaktion auf die Massnahmen der EZB von letzter Woche können es unsere Währungshüter ruhig angehen. Worte dürften ausreichen, ohne dass Taten folgen müssen. Die SNB täte gut daran, noch ein paar Pfeile im Köcher zu behalten.
Darf man den Währungsstrategen von Morgan Stanley nämlich Glauben schenken, dann muss wieder mit einem stärkeren Franken gerechnet werden. Wie viele ihrer Berufskollegen aus dem angelsächsischen Raum auch, waren die Experten bis in die jüngere Vergangenheit pessimistisch für unsere Heimwährung.
In einem mir aus London zugespielten Frühlingsausblick wollen die Autoren davon nichts mehr wissen. Nach der Gegenbewegung bei den Schwellenländer- und den Rohstoffwährungen sehen sie das Pendel wieder in Richtung des japanischen Yen, des Dollars sowie des Frankens umschlagen.
Dieser Umstand erklärt auch, weshalb die amerikanische Grossbank beim Greenback über die kommenden Wochen von einer vergleichsweise stabilen Entwicklung ausgeht. Bis Ende Juni werde der Dollar rund 0,99 Franken kosten, so lautet ihre Prognose. Den Euro sehen sie hingegen bis auf 1,05 Franken tauchen. Ganz schlüssig sind diese beiden Vorhersagen jedoch nicht, jedenfalls nicht mit der Prognose für den Euro gegenüber dem Dollar.
Die letzten Monate haben eindrucksvoll gezeigt: Der Franken wird von den mächtigen ausländischen Marktakteuren kaum noch als "sicherer Hafen" genutzt. Ob die Abhängigkeit der SNB von der EZB und ihrer "Politik des billigen Geldes" das kleinere Übel ist, wird sich zeigen müssen.
Ich kann mir zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen, dass andere Banken der zweifelsohne mutigen Franken-Prognose von Morgan Stanley folgen werden - auch wenn die amerikanische Grossbank mit ihren Währungsprojektionen in den letzten Monaten meist richtig lag.
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