Bei der wachsenden Verflechtung von Banken und Drittanbietern sind rechtliche und sicherheitstechnische Fragen zentral. Das macht eine Lösung nicht einfach. (Bild: Shutterstock.com/Song_about_summer)
Bei der wachsenden Verflechtung von Banken und Drittanbietern sind rechtliche und sicherheitstechnische Fragen zentral. Das macht eine Lösung nicht einfach. (Bild: Shutterstock.com/Song_about_summer)

Getrieben von neuen Geschäftsmodellen, den technischen Fortschritt, veränderte Kundenbedürfnisse und regulatorische Auflagen ist Open Finance ein wichtiges Thema in der Finanzbranche. Konkret geht es um die Offenlegung digitaler Schnittstellen zwischen Banken und Drittanbietern zum Austausch Daten und Dienstleistungen. Soweit die Theorie. Wie aber sieht in der Schweiz die Praxis aus?

Eine Antwort darauf liefert eine Umfrage unter IT-Vertretern von Banken der Hochschule Luzern. Diese hat die Schule die im Rahmen ihrer Fintech-Studie 2021 vorgenommen und vor wenigen Tagen präsentiert (investrends.ch berichtete darüber). Wie die Studienautoren darin festhalten, "ist der Druck zur Öffnung von Bankschnittstellen wie auch der Bedarf an entsprechenden Lösungen, namentlich im Business-to-Consumer-Bereich, relativ gering." Gründe dafür sind unter anderem hohe Kosten, Bedenken zur IT-Sicherheit und fehlende Standardisierung.

Der Praxis Beine machen

Mit der schleppenden Entwicklung soll jetzt Schluss sein. Anders als in der EU, wo die Open-Banking-Richtlinie PSD2 die Banken zur Öffnung ihrer Plattformen für Dritte zwingt, gibt es in der Schweiz noch keine klaren Vorgaben dazu. Hingegen gibt es verschiedene Branchen-Initiativen, wie beispielsweise der SFTI-Standard Common API, die vor einem Jahr gegründete Open-Banking-Plattform b.Link von SIX sowie - in der Vermögensverwaltung - die Initiative Open Wealth.

Neu gehen zwei wichtigen Branchenverbände in die Offensive: Wie am Donnerstag bekannt wurde, verstärken die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) und der Verband Swiss Fintech Innovations (SFTI) ihre Zusammenarbeit. Angestrebt wird die Schaffung und Sicherstellung von "klaren und wirkungsvollen Grundlagen für den Finanzplatz Schweiz, die allen Akteuren zu Gute kommen", heisst es dazu in einer Medienmitteilung. Zumindest das Thema Standardisierung käme damit einen Schritt weiter.

Wichtige Standardisierung

Die Rollenverteilung ist wie folgt vorgesehen: Der SFTI erarbeitet als zentrales Forum die fachlichen und technischen Grundlagen und Empfehlungen für Open Finance. Dies in Abstimmung mit nationalen und ausländischen Anspruchsgruppen und Partnerorganisationen. Die Bankiervereinigung ist für die Koordination zuständig und bündelt die Anliegen der (Bank-)Branche - so die Wortwahl des Nachrichtenportals finews - gegenüber Politik, Behörden und Öffentlichkeit.

Für die SBVg ist es zentral, dass die Vertragsfreiheit der Banken gewährleistet bleibt und Marktteilnehmer selbst entscheiden können, mit welchen Drittparteien sie kooperieren möchten.

Angesichts der zunehmenden Fragmentierung der Wertschöpfungskette, in der Kunden über eine Vielzahl unterschiedlicher Finanzdienstleister wie Banken, Versicherungen, Fin- bzw. Insurtechs und branchenfremde Anbieter bedient werden, stellt sich für die SBVg nicht mehr die Frage, ob sich Open Finance etablieren wird, sondern in welcher Form. Banken sollen untereinander und mit Drittanbietern im Markt möglichst einfach und sicher zusammenarbeiten können, erklärt die Bankiervereinigung. Die jetzt beschlossene verstärkte Zusammenarbeit zwischen Banken und Fintechs kommt diesem Ziel ein Stück näher.

Dieser Artikel wurde cash von Investrends.ch zur Verfügung gestellt. Verpassen Sie keine News zu aktuellen Themen aus der Fonds- und Asset-Management-Branche. Investrends.ch liefert Ihnen im Newsletter zweimal wöchentlich die Zusammenfassung der Nachrichten und informiert Sie über Sesselwechsel und wichtige Veranstaltungen. Hier abonnieren