Die rekordhohen Ausschüttungen im ersten Jahresviertel sind umso erstaunlicher, als das Startquartal saisonal für viele Unternehmen eher ruhig verläuft. Ins Gewicht fällt allerdings, dass die Vergleichsbasis, das ersten Quartal 2021, Corona-bedingt geschädigt war und manche Gesellschaften die Dividende gekürzt hatten.
Das soll die Bedeutung der Aktionärsausschüttung nicht schmälern. Zum einen war die Zäsur durch die Pandemie nur kurzfristig, zum anderen ist der Trend, die Aktionäre am Geschäftserfolg freigebig teilhaben zu lassen, offensichtlich. Der aktive Vermögensverwalter Janus Henderson packt die Ausschüttungen regelmässig in einen Index. Dieser hat sich seit seiner Lancierung im Jahr 2009 mehr als verdoppelt.
Zweistelliges Wachstum in allen Regionen
Alle Regionen verzeichneten im ersten Quartal 2022 ein zweistelliges Wachstum. USA (+10,4%), Kanada (+14%) und Dänemark stellten neue Quartalsrekorde auf, mit unterschiedlichen Treibern. Die grösste einzelne Dividendenerhöhung kam vom dänischen Schifffahrtskonzern Moller-Maersk, der vor allem von den weltweiten Lieferkettenunterbrüchen profitierte. Diese eine Ausschüttung ist für das Rekordquartal in Dänemark verantwortlich. In Kanada, aber auch in den USA, füllten vor allem Ölproduzenten und Banken die Taschen der Aktionäre.
Eine deutliche Schwäche zeigten die Ausschüttungen in Teilen Asiens, so in Hongkong, wo Lockdowns das Wirtschaftswachstum weiterhin beeinträchtigen.
Nach Branchen sortiert ist das Bild ebenfalls rosig: Alle Sektoren haben im Jahresvergleich zugelegt. Das grösste Wachstum fiel im Öl- und Bergbausektor an. Im Sog stark steigender Rohstoffpreise nahmen die Dividenden im Bergbau um 30% zu. Der australische Rohstoffriese BHP wird 2022 das zweite Jahr in Folge weltweit grösster Dividendenzahler sein, schätzt Janus Henderson.
Novartis und Roche bremsen in der Schweiz
Pharma prägte die Entwicklung in der Schweiz. Minimale Dividendenerhöhungen von Novartis und Roche bremsten das Dividendenwachstum in unserem Land, das lediglich 1,6% betrug. "Die jährlichen Zahlungen der Schweizer Pharmariesen Novartis und Roche sind in der Regel höher als die Q1-Gesamtsumme aus jedem anderen europäischen Land", sagt Fedor Plambeck, Sales Director Schweiz. Diesmal war es anders. Europaweit stiegen die Ausschüttungen im kräftige 22%.
Über fünf Jahre gesehen waren die weltweit fünf wichtigsten dividendenzahlenden Sektoren Banken, Ölproduzenten, Pharmazeutika, Telekommunikation und Versicherungen. Bergbauunternehmen lagen über die gesamten fünf Jahre an siebter Stelle, stiegen aber im vergangenen Jahr auf Platz drei.
Insgesamt äussern sich die Spezialisten des britischen Asset Managers fürs laufende Jahr eher verhalten. Der Krieg in der Ukraine, zunehmende geopolitische Spannungen, hohe Energie- und Rohstoffpreise, eine rasante Inflation und ein steigendes Zinsumfeld belasten die Konjunktur, was sich wiederum in den Unternehmensgewinnen niederschlägt. Die wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen gingen einher mit erhöhter Unsicherheit, die sich auf die Entscheidungsfindung der Unternehmen auswirkten. Sie betonen allerdings umgehend, dass sich die Konsequenzen auf die Dividenden wahrscheinlich erst nach 2022 zeigen würden.
Auch als Inflationsschutz nützlich
Wichtig auch zu bedenken, dass Dividenden weit weniger volatil sind als Gewinne. Letztere schwanken in der Regel über den Konjunkturzyklus hinweg kräftig, während die Dividenden tendenziell viel stabiler sind. Die Tatsache, dass die Dividenden den Höchststand von vor der Pandemie nach kurzer Zeit bereits überschritten habe, "ist Teil einer längerfristigen Entwicklung, die zeigt, dass sich Dividenden langfristig als zuverlässige Quelle für Einkommenswachstum erwiesen haben." Darüber hinaus bedeute dieses Wachstum, so Janus Henderson weiter, "dass Dividenden – anders als Bareinlagen – einen gewissen Inflationsschutz bieten.“
Durch Einbezug der guten Zahlen fürs erste Quartal hat der Vermögensverwalter die Prognosen fürs volle Jahr trotzdem leicht angehoben. Für 2022 erwartet Janus Henderson, dass die weltweiten Dividenden 1,54 Bio. US-Dollar erreichen werden, was einem Anstieg von 4,6% entsprechen würde.