Der Weg zum eigenen Haus oder der eigenen Wohnung führt in der Schweiz oft über eine Libor-Hypothek. Der Zinssatz des populären Immobilienkredits richtet sich nach dem Libor (London Interbank Offered Rate). Es ist der mittlere Zinssatz, zu dem sich europäische Banken für bis zu zwölf Monaten gegenseitig Geld leihen.
Nun ist dieser Libor aber seit Jahren negativ. Und aus diesem Grund haben Zehntausende von Bankkundinnen womöglich jahrelang zu viel Zins bezahlt. Zu diesem Schluss kommt die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) aufgrund eines aktuellen Urteils des Zürcher Obergerichts.
Die zweite Schlussfolgerung: Vielleicht können über 200’000 Kunden - Unternehmen und Haushalte - nun ein Teil des zu viel bezahlten Betrags von den Banken zurückfordern. Es geht um Libor-Kredite, die vor Januar 2015 abgeschlossen wurden. Zusammengerechnet könnten sich die Forderungen auf mindestens einen hohen zweistelligen Milionenbetrag belaufen.
Sollte der Kredit gratis sein?
Um die Brisanz des Urteils zu verstehen, ist eine etwas komplizierte Erläuterung nötig: Denn der Zins, den die Banken von der Kundschaft verlangen, setzt sich aus dem Libor-Satz und der Marge der Bank zusammen. Wenn der Libor nun bei -0,75 Prozent notiert, und die Marge weitere 0,75 Prozent beträgt, wäre der Kredit für die Kundinnen nach dieser Berechnungsmethode gratis. Wäre, denn die Banken verlangen dennoch einen Zins.
Und genau auf diesen Punkt bezieht sich das Urteil: Laut der NZZ wird das Vorgehen der Banken durch das neue Urteil infrage gestellt. Noch ist der Fall juristisch nicht abschliessend geklärt. Bankkunden könnten dennoch ein Teil des womöglich zu viel bezahlten Zinses bereits jetzt von der Bank zurückverlangen, empfiehlt die Zeitung.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf handelszeitung.ch unter dem Titel «Libor-Hypothek: Viele Kunden zahlten womöglich zu viel für den Hauskredit»