Auch im zweiten Quartal sind die Hypothekarzinsen in der Schweiz weiter gestiegen. Festhypotheken über 10 Jahre haben im Durchschnitt sogar wieder die Marke von 2 Prozent erreicht, wo sie zuletzt im Herbst 2014 standen. Noch im Januar gab es dasselbe Produkt vereinzelt für weniger als 1 Prozent Zins. Die Zinsen für fünfjährige Hypotheken, sowie für variable und Libor-Finanzierungen blieben im letzten Quartal hingegen stabil (eine aktuelle Zinsübersicht finden Sie hier).

Bei entsprechender Bonität gibt es zwar immer noch Anbieter, die zehnjährige Festhypotheken für 1,5 Prozent ermöglichen. Dennoch nennt Marc Parmentier vom Internet-Vergleichsdienst comparis.ch die Schwelle von 2 Prozent bei den Zehnjährigen eine "psychologische Schmerzgrenze". Bei vielen Hypothekenkunden würde das zu einer Veränderung der Wahrnehmung führen, so Parmentier.

Auch in Bezug auf die Nachfrage nimmt comparis diese "Schallmauer" wahr. So ging bei den Festhypotheken die Nachfrage nach langfristigen Laufzeiten (7-15 Jahre) zwischen April und Juni von 92 auf 81 Prozent zurück. Im gleichen Zeitraum legte hingegen die Beliebtheit von mittleren Laufzeiten (4-6 Jahre) von 7 auf 16 Prozent zu, wie Angaben aus Daten der comparis-Schwesterfirma Hypoplus zeigen. "Unserer Meinung nach wird dieser Trend weitergehen, zu Gunsten von kurzen und mittleren Laufzeiten", sagt Hypotheken-Experte Marc Parmentier.

Psychologie darf keine Rolle spielen

Für nicht entscheidend hält Florian Schubiger die "psychologische" Marke von 2 Prozent. Bei Vermögenspartner berät er viele Kunden im Hinblick auf Hypotheken. Erstens: "Unseren Kunden machen wir immer klar, dass Psychologie bei einem Finanzentscheid keine Rolle spielen darf", so Schubiger. Zweitens seien die Zinsen vergleichsweise immer noch tief und dürften das auch noch eine Weile bleiben. Kaum jemand rechnet in den nächsten ein bis drei Jahren mit grossen Sprüngen bei den langfristigen Zinsen, die für Festhypotheken entscheidend sind. Der Abschluss einer Hypothek ist somit immer auch ein Blick in die Glaskugel mit der Frage: Wie entwickeln sich die Zinsen in Zukunft?

Hypotheken-Berater Schubiger erkennt bei seinen Kunden weiterhin einen Trend zur Mix-Strategie: langfristige Festhypotheken in Kombination mit einer Libor-Hypothek, wo die Zinsen immer noch am tiefsten sind. "So hat man ein flexibles Instrument und eines, das langfristig Sinn macht", sagt Schubiger.

Fest- oder Libor-Hypothek: Beide Modelle haben ihre Stärken. Angenommen, die Zinsen steigen in kurzer Zeit stark, ist eine Festhypothek erste Wahl, weil man sich den heute noch tieferen Zinssatz für eine fixe Laufzeit sichert. Passen sich die Zinsen jedoch erst allmählich nach oben an, kann eine Libor-Hypothek immer noch die kostengünstigere Variante sein.

Bei der Fest- wie der Libor-Hypothek gibt es Möglichkeiten, die günstige Zinssituation abzusichern, damit man nicht ausgerechnet in einem Zinshoch die Hypothek neu abschliessen muss. Diese Absicherung ist nicht gratis, kann sich aber lohnen. So lässt sich die Festhypothek bereits vor Ablauf auf Termin abschliessen (mehr dazu hier). Libor-Hypotheken wiederum lassen sich mit einer Zinsobergrenze versehen.

Die «Grexit»-Frage

Eine weitere aktuelle Frage wird auch immer wieder mit dem Hypotheken- und Immobilienmarkt in Verbindung gebracht. Was passiert bei einem Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone? Das Land müsste dann mit einer zusätzlichen Kapitalflucht rechnen. Dieses Geld könnte sich auch im schweizerischen Immobiliensektor ansiedeln. Allerdings nur "in kleinem Umfang", wie Marc Parmentier sagt. Für den gesamtschweizerischen Hypothekenmarkt sieht er hingegen keine Relevanz eines "Grexit".

Die günstigsten 10-jährigen Hypotheken

Anbieter Zinssatz, in %
Zürich Versicherung 1,53
AXA Winterthur 1,58
e-Hypo 1,62
moneypark.ch 1,68
Crédit Agricole 1,69
hypomat.ch, Swissquote 1,70
LGT Bank 1,79
Allianz, Postfinance, Swiss Life 1,80
homegate.ch 1,83
Appenzeller KB, Migros Bank 1,85

Quellen: cash.ch/vermoegens-partner.ch