Dem an der Börse am höchsten bewerteten Autohersteller der Welt fehlt nicht mehr viel bis zu einer Marktkapitalisierung von einer Billion Dollar. Der Autovermieter Hertz gab am Montag bekannt, 100.000 Neuwagen bei Tesla, überwiegend das Model 3, bis Ende 2022 bestellt zu haben. Ab November seien Teslas im Angebot. "Wir glauben absolut, dass dies ein Wettbewerbsvorteil für uns wird", sagte Hertz-Interimschef Mark Fields der Nachrichtenagentur Reuters. Den Kunden Erfahrungen mit E-Autos zu ermöglichen habe Priorität für Hertz.

Tesla-Aktien legten zu Handelsbeginn um mehr als 4,5 Prozent auf rund 950 Dollar zu - bei einem Kurs über 995,75 Dollar würde Tesla in den Billionärs-Club zu Apple, Amazon, Microsoft und dem Google-Konzern Alphabet aufsteigen. Die drei deutschen Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen zusammen bringen unterdessen nur umgerechnet 308 Milliarden Dollar auf die Waage.

Erstmals Monatsbester in Europa

Noch im vergangenen Jahr hatte Hertz tief in einer Krise gesteckt, war dann aber von einer Gruppe von Investoren gerettet worden. Der Grossauftrag, über den zuerst die Agentur Bloomberg berichtete, hätte ein Volumen von rund 4,4 Milliarden Dollar (rund 3,8 Milliarden Euro), wenn er komplett aus Fahrzeugen vom Typ des günstigsten Tesla-Wagens Model 3 bestünde. Hertz machte keine Angaben zum Kaufpreis, Tesla bietet das Modell ab 44'000 Dollar an. Mit der Order werde die weltweite Hertz-Mietauto-Flotte zu mehr als 20 Prozent aus E-Autos bestehen, erklärte Fields. Elektromobilität sei jetzt der Mainstream, die Nachfrage nach E-Autos beginne gerade erst zu wachsen. Anders als bei Verbrennerautos üblich, müssen die Hertz-Kunden das E-Auto nicht mit voll geladener Batterie abgeben.

Der Elektroautopionier aus Kalifornien gräbt zunehmend den europäischen Autobauern das Wasser ab. Im September war das Tesla-Model 3 mit einer Stückzahl von 24.591 sogar das meist verkaufte Pkw-Modell in Europa vor dem Renault Clio, Dacia Sandero und VW Golf, wie die Marktforscher von Jato Dynamics erklärten. Sie wiesen zugleich darauf hin, dass Tesla traditionell im letzten Monat eines Quartals eine besonders hohe Verkaufszahl schafft. Von Januar bis September beansprucht der Volkswagen-Konzern in Europa die Marktführerschaft bei batterieelektrischen Autos mit einem Anteil von 26 Prozent. Die Marken VW, Audi, Porsche und Skoda brachten es zusammen auf 209'800 Fahrzeuge.

Im Behördenvisier

Unterdessen bleibt das Thema autonomes Fahren bei Tesla ein Problemfeld. Am Sonntag nahm der Autobauer die neueste Version der Full Self-Driving (FSD) Beta-Software nach nur einem Tag wieder vom Markt. "Wir sehen einige Probleme mit 10.3, daher werden wir vorübergehend auf 10.2 zurückgehen", schrieb Tesla-Chef Elon Musk auf Twitter. Dies sei bei einer Beta-Version zu erwarten, da nicht alle Konfigurationen unter allen Bedingungen vorab getestet werden können. Einige Nutzer hatten zuvor nach dem Update des Autopiloten moniert, dass Tesla-Fahrzeuge wiederholt vor Frontalkollisionen gewarnt hätten, obwohl keine unmittelbare Gefahr bestand. Auch würden einige Autos ohne Grund selbsttätig bremsen.

Die US-Verkehrsicherheitsbehörde NHTSA hat Sicherheitsbedenken zu FSD und deshalb von Tesla eine Stellungnahme bis 1. November angefordert. Die NHTSA erklärte zudem, in der schon länger laufenden Untersuchung nach Unfällen mit dem Tesla-Autopilot eine Antwort von Tesla erhalten zu haben. Die Prüfung umfasst 765'000 Fahrzeuge in den USA nach einigen, zum Teil schweren Umfällen mit der Fahrfunktion.

(Reuters)