Salt dürfe und werde nun Vorladungen unter Strafandrohung ("Subpoena") an Liberty Global, den Schwesterkonzern Liberty Media, sowie Verwaltungsratspräsident John Malone und Konzernchef Michael Fries schicken. Diese sollen nun Dokumente, Schriftverkehr oder Stellungnahmen in Zusammenhang mit dem Deal herausrücken.

Die so erlangten Informationen dürften für das geplante juristische Verfahren in der Schweiz relevant sein, hiess es in dem Gesuch an das Bezirksgericht in Denver. Denn mit der Annahme des Liberty-Kaufangebots habe Sunrise Exklusivvereinbarungen mit Salt verletzt und somit Salt einen milliardenschweren Schaden zugefügt.

Glasfaserausbau auf Eis

Hintergrund der Geschichte ist die vor knapp einem Jahr geplatzte Übernahme der Liberty-Tochter UPC durch Sunrise. Der Zusammenschluss mit der Kabelbetreiberin war im letzten Herbst am Widerstand der Sunrise-Aktionäre unter der Führung von Grossaktionär Freenet gescheitert. Danach wollte Liberty Salt kaufen, was allerdings nicht von Erfolg gekrönt war, wie aus dem Gerichtsdokument hervorgeht, das der Nachrichtenagentur AWP vorliegt und über das die NZZ zuerst berichtet hatte.

Nach beiden gescheiterten Annäherungsversuchen spannten in der Folge Salt und Sunrise zusammen, um ein eigenes Festnetz zu bekommen, damit sie nicht länger die Leitungen von Swisscom oder den Stromversorgern mieten müssen. Beide gründeten Mitte Mai das Gemeinschaftsunternehmen Swiss Open Fiber, um in den nächsten fünf bis sieben Jahren 1,5 Millionen neue Glasfaserleitungen in die Haushalte (FTTH) zu legen. Insgesamt sollten 3 Milliarden Franken in den Ausbau investiert werden.

Seit der Ankündigung der Übernahme von Sunrise durch Liberty Global vor drei Wochen liegt das Projekt allerdings auf Eis. Durch den Deal habe sich die Ausgangslage fundamental geändert, hatte Sunrise-Chef André Krause vergangenen Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP erklärt. Deshalb werde erst nach dem Abschluss der Milliardentransaktion die Situation analysiert und entschieden, wie es mit dem Gemeinschaftsunternehmen weitergehen werde.

Verfahren in der Schweiz

Salt sieht in dem Deal allerdings eine Verletzung der Exklusivvereinbarung durch Sunrise, die beide bei Swiss Open Fiber eingegangen seien. Darin hätten Salt und Sunrise ein mehrmonatiges Verbot für Fusions- und Übernahmegespräche vereinbart, schrieb Salt in dem Gesuch an das US-Gericht.

Salt habe sich daran gehalten: Besitzer Xavier Niel habe ein erneutes Kaufangebot von Liberty Global abgelehnt mit der Begründung, dass die Vereinbarung zwischen Salt und Sunrise zum Glasfaserbau Fusions- und Übernahmegespräche für eine gewisse Zeit untersagt habe.

Dagegen habe Sunrise die Vereinbarung gebrochen: Die einstimmige Genehmigung des Deals durch den Sunrise-Verwaltungsrat und die unwiderrufliche Verpflichtung von Grossaktionär Freenet, seine 24,4 Prozent-Beteiligung an Sunrise an Liberty zu verkaufen, hätten einen Milliardenwert von Salt und seinen Aktionären vernichtet, schrieb das Unternehmen.

Deshalb plane Salt einen Zivilklage am Handelsgericht in Zürich einzureichen. Zu diesem Zweck wolle man an die Informationen von Liberty Global gelangen.

Sunrise bestätigte vergangene Woche, ein entsprechendes Schreiben von Salt erhalten zu haben, und wies die Vorwürfe zurück, wonach die Transaktion mit Liberty Global die vertraglichen Rechte von Salt verletzen würde: "Das Übernahmeangebot verläuft wie geplant, der Abschluss wird bis Ende des Jahres erwartet."

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(AWP)