Die Familie will mit einem Anteil von rund 50 Prozent ein starker Ankeraktionär bleiben, wie Unternehmenschef und Inhaber Jan Klingelnberg am Mittwoch vor den Medien sagte. Das mit dem Börsengang (IPO) eingenommene Geld will das in Zürich-Oerlikon ansässige Unternehmen mit deutschen Wurzeln in die Nutzung von Wachstumschancen und Übernahmen stecken.
Damit bereitet sich der Maschinenhersteller auf eine Konsolidierungswelle in der Branche vor: "In unserer Industrie werden sich in den kommenden Jahren einzigartige Gelegenheiten für Konsolidierung und Wachstum eröffnen", sagte Klingelnberg. Der geplante Börsengang werde es ermöglichen, das Unternehmen "auf die nächste Stufe zu heben".
Neue Märkte erschliessen
Übernahmen sind einer von vier Pfeilern, mit denen Klingelnberg seine Wachstumspläne angeht. Dazu will das Unternehmen seinen Marktanteil von zirka 30 Prozent bei den Stirnrädern ausweiten und den Markt ähnlich aufrollen wie bei den Kegelrädern. Dort ist Klingelnberg bereits heute mit rund 50 Prozent Marktanteil die Nummer eins. Zudem setzt das Unternehmen auf die Erschliessung neuer Endmärkte wie der Robotik. Und auch das Wartungsgeschäft, das bereits heute rund 23 Prozent zum Umsatz beiträgt, soll weiter ausgebaut werden.
"Der Schlüssel zu unserer Marktstellung ist Forschung und Entwicklung", sagte Finanzchef Christoph Küster. Im Geschäftsjahr 2017/2018 steckte der Maschinenbauer 8,5 Prozent seines Nettoumsatzes in die Forschung, wo rund 220 Mitarbeitende seiner Mitarbeitenden tätig sind.
EBIT-Marge von rund 9 Prozent
Im per 31. März 2018 zu Ende gegangenen Geschäftsjahr setzte Klingelnberg rund 257 Millionen Euro um, ein Plus von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Schnitt ist das Unternehmen in den letzten drei Jahren um 6,4 Prozent gewachsen. Der um IPO-bezogene Kosten bereinigte Betriebsgewinn (EBIT) belief sich auf rund 23 Millionen Euro. Das entspricht einer Marge von 8,9 Prozent.
Das Maschinenbauunternehmen zählt laut eigenen Angaben zu den führenden Unternehmen in der Verzahnungsindustrie. Getriebe aus Klingelnberg-Maschinen stecken etwa in Volkswagen- oder Toyota-Motoren, in Windkraftanlagen, in Flugzeugen, Traktoren oder Industriemaschinen. "Wir haben zwar viele grosse Kunden, aber wir hängen nicht von diesen ab", sagte Klingelnberg. So steuere keiner der Grosskunden im Mehrjahresschnitt mehr als 5 Prozent zum Umsatz bei.
Führung in siebter Generation
Klingelnberg fertigt an drei Standorten: Im deutschen Hückeswagen und Ettlingen sowie in Györ in Ungarn. In Deutschland beschäftigt Klingelnberg denn mit rund 1'000 Mitarbeitenden auch einen Grossteil seines Personals von 1'300. In Zürich kümmern sich rund 50 Angestellte vor allem um Entwicklung, Vertrieb und Administration. Dazu unterhält das Unternehmen ein weltweites Netz an Vertriebs- und Serviceniederlassungen.
Klingelnberg führt das Familienunternehmen in siebter Generation. Gegründet wurde das Unternehmen 1863 im deutschen Remscheid. In die Schweiz kam Klingelnberg durch den Industriekonzern Oerlikon: 1991 legte Klingelnberg sein Verzahnungsmaschinengeschäft mit demjenigen von Oerlikon in einem Joint Venture zusammen. Zwei Jahre später übernahm Klingelnberg das Gemeinschaftsunternehmen Oerlikon Geartec. Im selben Jahr verlegte das Unternehmen seinen Hauptsitz nach Zürich.
Klingelnberg ist bereits die sechste Firma, die seit Jahresanfang den Schritt aufs Schweizer Börsenparkett wagt. Bislang haben bereits Polyphor, Asmallworld, Medartis, Sensirion und Ceva Logistics ihr Börsendebüt hingelegt.
tt/ra
(AWP)