"Das ist zweifellos heute für uns alle ein schwerer Tag", sagte der Galeria-Generallbevollmächtigte Arndt Geiwitz am Montag bei der Veröffentlichung der Schliessungsliste. Das Unternehmen habe in den vergangenen Wochen intensiv um jeden einzelnen Standort gerungen. Insgesamt 52 Warenhäuser könnten aber angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der lokalen Gegebenheiten nicht fortgeführt werden.
Betroffen von den Filialschliessungen sind Warenhäuser in Grossstädten wie Berlin und Düsseldorf ebenso wie Filialen in kleineren Kommunen wie Paderborn, Reutlingen oder Pforzheim. Insgesamt 21 Filialen sollen nach den Plänen des Konzerns bereits zum 30. Juni 2023 ihre Tore für immer schliessen, die übrigen 31 Häuser zum 31. Januar 2024.
Nach Angaben des Gesamtbetriebsrats werden im Zuge der Insolvenzverfahrens "weit über 5000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren". Es würden nicht nur Stellen in den Schliessungsfilialen wegfallen. Geplant seien auch Flächenreduzierungen und ein Personalabbau in den verbleibenden Häusern und in den Zentralfunktionen.
Das Unternehmen selbst sprach von mehr als 4000 Betroffenen. Sie sollen das Angebot erhalten, in eine Transfergesellschaft zu wechseln, um sich für eine neue Stelle weiter zu qualifizieren.
"Dies ist ein rabenschwarzer Tag", erklärte der Gesamtbetriebsrat. Dass es soweit gekommen sei, liege nicht nur an der Corona-Pandemie und den Folgen des Unkraine-Krieges, sondern auch an hausgemachten Fehlern. Das Management stehe jetzt in der Verantwortung, der verbleibenden Belegschaft eine längerfristige berufliche Zukunft zu garantieren.
Nach den Plänen des Warenhauskonzerns sollen die verbleibenden 77 Filialen in den kommenden drei Jahren allesamt umfassend modernisiert werden. In Zukunft will sich der Konzern bei seinem Angebot vor allem auf die Bereiche Bekleidung, Schönheitspflege und Wohn-Accessoires konzentrieren. Bei der Gestaltung ihres Sortiments sollen die Filialen ausserdem mehr Eigenständigkeit erhalten.
Mit Blick auf das geplante Massnahmenpaket sagte Galeria-Chef Miguel Müllenbach: "Das Warenhaus in Deutschland hat damit eine Zukunft." Allerdings muss vor dem Neustart noch die Gläubigerversammlung am 27. März in Essen grünes Licht dafür geben. Lehnt sie den Insolvenzplan ab, droht dem Unternehmen das sofortige Aus.
Galeria hatte Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland.
Es ist bereits der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren und den damit verbundenen Schuldenschnitt wieder dauerhaft auf Erfolgskurs zu bringen. Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestartet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schliessung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, betonte in vielen von Warenhausschliessungen betroffenen Städten werde die aktuelle Entwicklung auch als städtebauliche Chance verstanden. "Es gibt schon Ideen oder Pläne, wie neues Leben in die Kaufhäuser einziehen kann: als Universitätsstandort oder Schule, mit Start-ups, Co-Working-Labs, Künstler-Ateliers oder mit dem Bürgerservice, als Mehr-Generationenhaus oder Wohngebäude." Ehemalige Kaufhausstandorte, die bereits umgenutzt worden seien, böten dafür gute Beispiele.
Die Gewerkschaft Verdi kündigte an, sie wolle nun die vorgelegte Schliessungsliste genau prüfen, um nach Möglichkeiten zu suchen, um einige der Filialen doch noch zu erhalten./rea/DP/ngu
(AWP)