Die Banken hatten zuvor angekündigt, ihre Filialen im Land erneut schliessen zu wollen. Dies geschieht als Reaktion auf ein Gerichtsurteil, das eine Bank dazu aufgefordert hatte, einem Kunden seine Ersparnisse vollständig auszuzahlen. Diese Praxis ist im Libanon schon lange nicht mehr üblich.

Weil dem kleinen Mittelmeerland die Devisen ausgehen, erlauben Banken ihren Kunden nur noch begrenzte Abhebungen. Die Menschen kommen deshalb nicht mehr an ihre Ersparnisse in Dollar heran. Viele Libanesen haben Konten in der US-Währung. Für etliche Betroffene bedeutet dies, dass sie kaum über die Runden kommen, obwohl sie eigentlich Geld auf dem Konto haben. Nach UN-Angaben sind etwa drei Viertel der Bevölkerung des Landes inzwischen von Armut betroffen. Immer wieder überfallen Menschen im Land Banken - um ihr von der Bank eingefrorenes Vermögen zu fordern.

Das Land steckt auch in einer politischen Krise. Die Führung kann sich nicht auf einen neuen Präsidenten einigen. Bis Ende Oktober hatte Michel Aoun den Posten inne. Er schied danach aber planmässig aus dem Amt. Die Regierung von Regierungschef Nadschib Mikati ist nur noch geschäftsführend im Amt und nur eingeschränkt handlungsfähig./cir/DP/tih

(AWP)