Wichtig sei, Systeme für digitales Zentralbankgeld in unterschiedlichen Währungsräumen so auszugestalten, dass sie "miteinander reden können", damit sich Geschäfte systemübergreifend durchführen liessen. Bei der Umsetzung dieser Interoperabilität gebe es grosse Herausforderungen, führte Nagel aus: volkswirtschaftliche, technische, rechtliche und politische. "Wenn sie gut gemeistert werden, lassen sich die Defizite im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr deutlich verringern", sagte Nagel. "Das sollten wir nicht allein schwankungsanfälligen Krypto-Assets oder Stablecoins in geschlossenen Ökosystemen überlassen."
Deshalb gelte es "umso mehr, mit grosser Sorgfalt die Untersuchungen für einen digitalen Euro voranzutreiben und dabei auch internationale Aspekte zu berücksichtigen", sagte Nagel. "In meinen Augen sollten wir die Chancen nutzen, die sich mit digitalem Zentralbankgeld bieten. Es hat grosse Potenziale."
Die Währungshüter des Euroraums prüfen seit einer Weile die mögliche Einführung einer digitalen Variante der europäischen Gemeinschaftswährung. Mitte Juli 2021 beschloss die Europäische Zentralbank (EZB), die Vorarbeiten auf die nächste Stufe zu heben: In einer zweijährigen Untersuchungsphase geht es nun etwa um Technologie und Datenschutz. Ob ein digitaler Euro kommen wird, ist damit noch nicht entschieden. In jedem Fall würde ein digitaler Euro das Bargeld ergänzen und nicht ersetzen.
Die Arbeiten an einem digitalen Euro sind eine Antwort der Euro-Zentralbanken auf den steilen Aufstieg sogenannter Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether. Der grosse Unterschied: Im Gegensatz dazu stünde ein digitaler Euro unter Aufsicht einer Zentralbank, die die Stabilität der Währung sichert. Auch andere Notenbanken weltweit beschäftigen sich mit digitalem Zentralbankgeld./ben/DP/jkr
(AWP)