Der Leitindex SMI bewegte sich den ganzen Tag über in einer Handelsspanne von etwa 100 Punkten auf und ab und wechselte dabei mehrfach das Vorzeichen. Zuletzt schloss er leicht im Plus. Nachdem der Index in der vergangenen Woche ein sattes Plus verbucht und erstmals seit Januar wieder die Marke von 12'500 Punkten überschritten habe, sei der Marschhalt keine Überraschung, sagten Händler. Es mangle an Impulsen. Ein solcher sei auch die Frankreich-Wahl nicht gewesen, weil diese das erwartete Ergebnis gebracht habe.

Im Verlauf der Woche dürfte es dann aber neue Impulse für die Märkte geben. Manche Börsianer sprechen sogar von einer "Woche der Wahrheit". So hätten die Inflationsdaten aus den USA ebenso das Zeug, den Markt in die eine oder andere Richtung zu treiben, wie die EZB-Zinsentscheidung vom Gründonnerstag. "Die EZB steht genau wie das Fed unter Druck, etwas gegen die weiter steigende Inflation zu unternehmen", kommentierte ein Experte in diesem Zusammenhang. Während allerdings beim Fed das Tempo der Zinswende zumindest verbal von Woche zu Woche anzuziehen scheine, sei man in Frankfurt noch zurückhaltend. "Das könnte sich in dieser Woche ändern."

Der SMI schloss 0,17 Prozent höher bei 12'528,61 Punkten, und der breite SPI gewann 0,43 Prozent auf 15'988,16 Stellen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor hingegen 0,08 Prozent auf 1932,61 Zähler. Und auch eine klare Mehrheit von 22 der 30 SLI-Titel schlossen im roten Bereich.

Grösste Verlierer bei den Blue Chips waren am Schluss des Tages Schindler (-2,9 Prozent). Die Zins- und Konjunkturängste wirkten sich zum Wochenstart auch bei anderen Zyklikern aus. So gaben ABB (-2,4 Prozent), Kühne+Nagel (-1,8 Prozent) sowie Swatch (-1,8 Prozent) und Richemont (-1,6 Prozent) deutlich nach.

Deutlich abwärts ging es ausserdem mit den Technologiepapieren von VAT (-2,7 Prozent), AMS-Osram (-2,5 Prozent) und Logitech (-2,3 Prozent). Technologie ist derzeit an den Finanzmärkten weniger gefragt, weil die sich abzeichnenden Zinserhöhungen Fragen zu den Bewertungen einiger Titel der Branche aufwerfen. Die Vorgaben von der Nasdaq waren denn auch schwach, und am Montag ging es zur Berichtszeit erneut abwärts.

Straumann (-2,5 Prozent) komplettierten das Feld der grössten Verlierer. Das Papier wurde damit seinem Ruf als Verliereraktie 2022 einmal mehr gerecht. Seit Anfang Jahr hat es inzwischen rund ein Drittel seines Wertes verloren, so viel wie kein anderer Blue Chip. "Bei Straumann handelt es sich nur vermeintlich um einen defensiven Wert", sagte ein Börsianer. "Er hat auch zyklische Eigenschaften, weil man Zahnkorrekturen je nach Kontostand machen kann oder auch nicht - und genau das ist im aktuell unsicheren Umfeld für den Titel ein Problem."

Auch bei den Verlierern anzutreffen waren die schwergewichtigen Nestlé (-0,3 Prozent oder 0,42 Fr.), die Abgaben waren aber nur optischer Natur. Denn die Papiere wurden ex Dividende von 2,80 Franken je Aktie gehandelt. Ohne Dividendenabgang hätten sie also solide zugelegt.

Das passt zum Gesamtbild. Denn auch die anderen beiden defensiven Schwergewichte, Novartis (+1,2 Prozent) und Roche (+0,6 Prozent), hielten sich deutlich besser als der Gesamtmarkt. Beide Titel waren bereits in der vergangenen Woche verstärkt gesucht und haben mit Kursgewinnen von jeweils mehr als 7 Prozent zu den Top-Favoriten unter den Blue Chips gehört.

Noch stärker fielen die Aufschläge bei den Versicherern Zurich (+2,8 Prozent) und Swiss Re (+1,6 Prozent) aus. Swiss Life (+1,3 Prozent) folgten mit einem kleinen Abstand. Europaweit gehörten Versicherer wegen der sich abzeichnenden - und für diese Branche positiven - Zinsschritte in vielen Volkswirtschaften zu den grösseren Gewinnern.

Komplettiert wurde das kleine Gewinnerfeld von Swisscom (+1,6 Prozent), ebenfalls einem defensiven Wert, sowie CS (+0,3 Prozent) und UBS (+0,1 Prozent).

Am breiten Markt legten Bossard nach Zahlen um 2,0 Prozent zu, Romande Energie gaben hingegen um 0,8 Prozent nach.

Auffällig waren am breiten Markt ausserdem die Bewegungen bei Aevis (+10 Prozent). Auf der anderen Seite gaben Inficon (-4,9 Prozent) nach einem negativen Analystenkommentar markant nach.

(AWP)