Das Handelsgeschehen stand klar unter dem Einfluss der Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed und der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Beide Zentralbanken hoben den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte an und stellten zugleich weitere Zinsschritte in Aussicht. Damit erfüllten sie zwar die Erwartungen der Analysten, nicht aber die des Marktes. Dort hiess es, damit habe sich die Hoffnung komplett zerschlagen, dass die Währungshüter mit einem noch grösseren Zinsschritt die Märkte beruhigen würden. Vielmehr halte damit die Phase der Verunsicherung und der Zinsängste an. "Und Unsicherheit ist Gift für die Märkte", sagte ein Händler. Vor allem wenn sie noch mit zunehmenden Konjunktursorgen und Kriegsängsten einhergingen.

Der SMI schloss nach einem Jahrestief im frühen Handel bei 10'266,70 Punkten um 1,26 Prozent tiefer bei 10'297,65 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der einzelnen Aktien limitiert ist, verlor 1,96 Prozent auf 1557,72 und der breite SPI 1,25 Prozent auf 13'213,40 Zähler. Auch diese Indizes markierten Jahrestiefstkurse. Von den 30 SLI-Werten schlossen 27 zum Teil deutlich tiefer und drei im Plus.

Nicht nur die Aktien, auch der Franken schwächte sich ab. Dabei hatte der Euro zuvor bei 0,9465 Franken kurzzeitig ein neues Rekordtief markiert, bevor er sich dann aber klar über 96 Rappen erholte. Im Tageshoch erreichte er gar 0,9717 Franken. Im Vorfeld der Zinserhöhungen gab es an den Finanzmärkten Spekulationen, die SNB könnte die Zinsen gar um einen vollen Prozentpunkt anheben, was den Franken stützte.

Zu den wenigen Gewinnern zählten die schwergewichtigen Papiere des Nahrungsmittelriesen Nestlé, die um 1,0 Prozent zulegten und so den Markt stützten. Mit Swisscom (+0,5%) folgte ein weiterer defensiver Titel. Der Dritte im Bunde war Swatch (+0,8%). Der Uhrenwert profitiere derzeit vom starken Absatz seiner Kollektion der MoonSwatch-Uhren, hiess es am Markt. Im Gegensatz zu Swatch sanken die Aktien von Konkurrent Richemont um 2,6 Prozent.

Vergleichsweise gut hielten sich noch die Aktien des Versicherers Zurich (-0,1%). Die beiden Pharmariesen Roche und Novartis sanken um 0,7 bzw. 1,0 Prozent.

Auf der anderen Seite büssten mit den Aktien der Technologiefirmen Temenos (-7,1%), VAT (-4,8%), AMS-Osram (-5,2%), der Medizintechniker Straumann (-5,0%), Sonova (-2,7%) und Alcon (-3,4%) sogenannte Wachstumswerte massiv Terrain ein.

Auch die Aktien des Asset Managers Partners Group (-7,8%) und des Lebensversicherers Swiss Life (-3,9%) standen stark unter Druck, was Händler einerseits mit Zinssorgen und anderseits mit drohenden Verlusten auf dem Anlageportfolio erklärten.

Bei den zyklischen Werten Sika, Schindler, Adecco, SGS, Geberit und Holcim gab es Verluste zwischen 4,2 und 2,4 Prozent, was Händler mit Konjunktursorgen begründeten.

Stark unter Druck standen wieder einmal die Aktien der Credit Suisse (-5,5%). Gemäss einem Reuters-Bericht soll die Bank Insidern zufolge bei Grossanlegern eine milliardenschwere Stärkung der Bilanz ausloten. Die Papiere von Rivale UBS büssten "nur" 2,2 Prozent ein.

Am breiten Markt fielen die Aktien kleinerer Biotech und Technologiefirmen mit grösseren Verlusten auf. Dazu zählten etwa Obseva, Comet und Polypeptide oder U-Blox, die zwischen 8 und 6 Prozent absackten. Auch Immobilienwerte standen in Erwartung weiterer Zinserhöhungen unter Druck.

Gegen den Strom legten Spexis (+7,7%) zu. Das Biotechunternehmen Spexis hat einen Forschungserfolg vermeldet.

(AWP)