Die am Morgen bekannt gegebenen neuen Inflationsraten in der Eurozone hätten nun beinahe "US-amerikanisches Niveau" erreicht, hiess es am Markt. Die neuen Daten zwängen nun die EZB im Sommer zum Handeln, gab sich ein Marktbeobachter überzeugt. Befeuert wurden die Inflationsängste sowie die Sorgen um die Weltkonjunktur durch den neuen kräftigen Anstieg der Ölpreise im Umfeld neuer Russland-Sanktionen der EU.

Der SMI schloss um 1,06 Prozent tiefer bei 11'611,38 Punkten. Damit hat der Leitindex im gesamten Mai insgesamt 4,3 Prozent nachgegeben. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab am Dienstag 1,34 Prozent auf 1809,91 nach und der breite SPI verlor 1,02 Prozent auf 14'918,98 Zähler. Von den 30 SLI-Werten schlossen 27 im Minus und nur drei im Plus.

Die deutlichsten Verluste bei den Bluechips erlitten Credit Suisse (-5,1 Prozent). Laut einem Reuters-Bericht soll die Grossbank Optionen zur Stärkung des Kapitals prüfen - darunter eine Kapitalerhöhung oder den Verkauf eines Bereichs. Die Bank dementierte allerdings. "Sollte sich dies bestätigen, würde dies darauf hindeuten, dass es schmerzhafter wird als erwartet", kommentierten die Analysten von Jefferies.

Klare Abgaben mussten auch Givaudan hinnehmen (-3,7 Prozent). Dem Genfer Aromen- und Riechstoffhersteller dürfte mit dem Zusammenschluss von Firmenich mit DSM ein harter Konkurrent entstehen. Im Bereich Riechstoffe dürften die beiden Firmen etwa gleich gross werden, während Givaudan bei den Aromen noch die Nase vorn habe, hiess es bei Vontobel.

Zu den klaren Verlierern gehörten auch die Versicherungswerte von Swiss Life (-2,2 Prozent), die einen Prämienrückgang im Geschäft mit der beruflichen Vorsorge mitteilten. Auch Swiss Re (-2,4 Prozent) gaben klar nach, während die Abgaben bei Zurich (-0,6 Prozent) etwas unterdurchschnittlich ausfielen.

Tiefer gingen dagegen auch die Aktien der Grossbank UBS sowie der Privatbank Julius Bär (beide -1,3 Prozent) aus dem Handel. Ähnliche Abgaben gab es zudem für die Aktien des Investmentunternehmens Partners Group (-1,2 Prozent).

Klare Verluste erlitten auch diverse Zykliker wie etwa die Aktien des Industriekonzerns ABB (-2,3 Prozent) oder des Logistikers Kühne+Nagel (-1,8 Prozent).

Belastet wurde der Markt zudem von den schwachen Pharma-Schwergewichten Roche (-1,3 Prozent) und Novartis (-0,6 Prozent). Dagegen schlossen die grosskapitalisierten Aktien des Nahrungsmittelriesen Nestlé (+0,03 Prozent) minim im Plus.

Durchzogen zeigten sich die am Vortag noch festen technologienahen Titel. So gaben die Aktien des vom Chipgeschäft abhängigen Vakuumventilherstellers VAT (-2,7 Prozent) deutlich nach. AMS-Osram (-0,5 Prozent) schlossen moderat klar im Minus, während Logitech (+0,6 Prozent) vor allem im späten Handel noch zulegten.

Bei den Uhrenwerte schlossen Richemont (-0,5 Prozent) nach den neuen Exportzahlen der Uhrenindustrie moderat im Minus, während Swatch (+1,6 Prozent) zu den wenigen Gewinnern im SLI gehörten. Die Sorgen im Zusammenhang mit Corona im wichtigen Exportmarkt China seien durch die Daten noch nicht weggewischt, hiess es im Handel.

Im breiten Markt schossen die U-Blox-Titel um gut 18 Prozent in die Höhe. Der Sensorenhersteller hatte am Dienstag seine Prognosen für das aktuelle Geschäftsjahr kräftig erhöht, wobei er auf eine Erholung der Lieferketten sowie eine robuste Nachfrage verwies.

Auf der Gegenseite schlossen die Titel des Chemieunternehmens Dottikon ES (-7,5 Prozent) klar im Minus. Das mehrheitlich im Besitz von Markus Blocher stehende Unternehmen meldete für 2021/22 einen etwas unter den Markterwartungen ausgefallenen Gewinnanstieg. Zudem schüttet es erneut keine Dividende aus.

(AWP)