"Die Finanzmärkte stehen in einem perfekten Sturm", heisst es denn auch in einer Einschätzung der Lage des Investment Office der Credit Suisse. Die kräftigen aufeinanderfolgenden Leitzinserhöhungen dieser Woche signalisierten, dass wir uns auf eine neue Weltordnung an den Märkten zubewegen. Die Bank erachtet indes das Vorgehen der Zentralbanken zur Eindämmung der Inflation als richtig. Sie geht weiter davon aus, dass die Volatilität in der Anpassungszeit zu höheren Zinsniveaus erhöht bleiben dürfte und rät gleichzeitig dazu, einen kühlen Kopf zu bewahren: "Angst ist keine Anlagestrategie."
Der SMI verlor 0,23 Prozent auf 10'451,31 Punkte und markierte Intraday ein neues Jahrestief bei 10'425. In diesem Bereich bewegte sich der Leitindex zum letzten Mal im Dezember 2020. Auf Wochensicht büsste der SMI 5,6 Prozent ein. Es ist das achte Minus der vergangenen neun Wochen.
Der SLI mit den 30 wichtigsten Aktien und den in der Gewichtung gekappten Schwergewichten fiel um 0,19 Prozent auf 1610,38 Punkte zurück und der breite SPI um 0,02 Prozent auf 13'460,41 Punkte. Von den SLI-Aktien schlossen 16 tiefer und 14 höher.
Die grössten Verluste verzeichneten am grossen Verfalltermin ABB (-2,5 Prozent) und Swatch (-2,4 Prozent), gefolgt von Richemont (-1,9 Prozent) und Sonova (-2,0 Prozent; -5,60 Fr.). Letztere wurden allerdings Ex-Dividende von 4,40 Franken gehandelt, was die Abgaben etwas relativiert. Und für Swatch hat die Citigroup das Kursziel deutlich reduziert, bei einem unveränderten Rating "Neutral".
Verluste von mehr als 1 Prozent erlitten auch SGS, Givaudan sowie Kühne+Nagel.
Zu den grössten Gewinnern zählten AMS Osram (+3,1 Prozent) und Straumann (+2,5 Prozent), deren Wert sich allerdings seit Jahresanfang fast halbiert hat.
Ganz an der Spitze lagen zum Schluss Temenos (+4,2 Prozent). Auch dieser Titel zählt im Jahresrennen nicht zuletzt wegen bisher unerfüllter Übernahmespekulationen zu den schwächsten Standardwerten. Zudem gebe es grosse Baissepositionen auf diese Titel, sagte ein Händler.
Credit Suisse (+2,0 Prozent) komplettierten das Spitzenquartett, verblieben aber auf sehr tiefem Niveau von unter 6 Franken. Immerhin stoppte der Titel seine achttägige Talfahrt.
Von den Schwergewichten gaben Novartis (-0,3 Prozent) etwas mehr nach als Roche (-0,1 Prozent), wogegen Nestlé (+0,1 Prozent) knapp zu den Gewinnern gehörten. Für letztere hat zwar JPMorgan das Kursziel gesenkt, dabei aber die Einstufung "Overweight" bekräftigt. Die britische Barclays rechnet zudem mit Blick auf das Halbjahresergebnis von Ende Juli mit einer Erhöhung der diesjährigen Wachstumsvorgaben von Nestlé. Auf das Gesamtjahr betrachtet hält die Bank neuerdings ein organisches Umsatzwachstum von bis zu 7 Prozent für denkbar.
Im breiten Markt stürzten Addex um 48 Prozent massiv ab. Das Biotechunternehmen hat eine Studie mit dem Schlüsselkandidaten Dipraglurant eingestellt, weil nicht genügend Patienten rekrutiert werden konnten. Die bisherigen Finanzziele wurden dabei gleichzeitig sistiert.
Aus der Biotechbranche gab es zudem weitere Meldungen. Basilea (Aktie +9,5 Prozent) erhielt vom US-Pharmakonzern Pfizer eine Meilensteinzahlung von 1,25 Millionen US-Dollar. Obseva (+1,5 Prozent) wiederum meldete die Marktzulassung eines Produktes durch die EU-Kommission.
Starke Gewinne zeigten auch einige Industrietitel wie Starrag (+8,7 Prozent), Meyer Burger (+5,7 Prozent) oder Montana Aerospace (+5,5 Prozent).
(AWP)