Da die Bankenkrise auf den ersten Blick überwunden scheint, rücken für Händler nun vermehrt Konjunkturdaten in den Fokus. Die Unsicherheiten in Bezug auf die konjunkturellen und damit auch geldpolitischen Entwicklungen seien jedoch hoch. Dazu passt auch, dass sich eine Serie von enttäuschenden US-Konjunkturdaten am Berichtstag fortgesetzt hat. "Aus einer erhofften sanften Landung der US-Wirtschaft könnte nun doch eine stärkere Rezession werden", schreibt ein Analyst. "Die Sorge der Anleger ist auch, dass die Fed den Rückzug antreten muss, bevor ihr Kampf gegen die Inflation wirklich beendet ist", heisst es im Kommentar weiter. Die Gefahr einer "Stagflation" schwebe also weiterhin über den Märkten.
An der Schweizer Börse schloss der SMI 0,38 Prozent höher bei 11'115,40 Punkten, wobei das Tageshoch bei rund 11'134 Punkten markiert wurde. Der 30 Titel umfassende SLI, bei dem die Schwergewichte gekappt sind, sank hingegen um 0,33 Prozent auf 1740,14 Punkte. Der breite SPI gewinnt 0,18 Prozent auf 14'516,33 Zähler hinzu. Von den 30 SLI-Werten verloren zwei Drittel an Wert und ein Drittel gewann hinzu.
Vor allem Bauwerte standen auf dem Verkaufszettel. Ein in der Grundstimmung negativer Analystenbericht zu den Gewerbeimmobilien in den USA habe diese Titel belastet, sagte ein Händler. Schindler, Sika, Holcim und auch Geberit standen daher mit Abgaben zwischen 5,2 bis 4,2 Prozent mit am Ende der Blue Chips. Holcim belasteten zusätzlich auch noch zahlreiche Analystenkommentare. Insbesondere für das US-Dachgeschäft, wo Holcim gerade zugekauft hatte, fielen die Kommentare eher negativ aus. Bei Schindler wirkte sich eine Kurszielsenkung durch die Citigroup negativ aus.
AMS-Osram (-5,8%) zählten einmal mehr zu den grössten Tagesverlieren. Belastend seien unterschiedliche Berichte aus der Wertschöpfungskette des US-Kunden Apple gewesen, war im Markt zu hören. Auch andere Technologiewerte wie VAT (-2,5%) und Logitech (-2,4%) schlossen tiefer, wobei hier auch die schwache Eröffnung der technologielastigen US-Börse Nasdaq eine Rolle spielte. Einzig Temenos (+0,7%) kam nach anfänglichen Verlusten mit einer Rally kurz vor Handelsschluss noch aus dem Minus heraus.
Am Tag der Generalversammlung gaben die Papiere der UBS 1,3 Prozent nach. Überraschungen sind an der Aktionärsversammlung jedoch ausgeblieben und alle Traktanden wurde mit grosser Mehrheit angenommen. Im Windschatten büssten CS 1,6 Prozent ein. Bei Julius Bär (-1,9%) setzten sich die Gewinnmitnahmen nach der Rally der vergangen Wochen fort.
Für das Plus im SMI zeichneten die Index-Schwergewichte massgeblich verantwortlich. Insbesondere Roche (+2,5%) legten deutlich zu. Laut einem Händler war bei Roche eine Gegenreaktion im Markt zu beobachten, nachdem die Titel im laufenden Jahr recht stark gebeutelt wurden. Novartis (+1,7%) und Nestlé (+1,4%) knüpften hingegen am Aufwärtstrend der vergangenen Wochen an. Ferner war im Markt auch von Safe-Haven-Käufen bei den defensiven Titeln zu hören. Durch ihre hohe Gewichtung zogen die drei Titel den SMI um über 100 Punkte nach oben, der ansonsten klar im Minus geschlossen hätte.
Deutliche Zugewinne verbuchten mit Givaudan und Lonza (+je 2,4%) und Swisscom (+1,0%) weitere defensive Werte.
Im breiten Markt verzeichneten Rieter deutliche Kursgewinne von 6,2 Prozent. Grossaktionär Peter Spuhler hatte seine Beteiligung am Industriekonzern auf fast ein Drittel ausgebaut. Er bezahlte für die Rieter-Aktien auch einen deutlichen Aufpreis im Vergleich zum Niveau der letzten Tage, was im Markt gut aufgenommen wurde.
Barry Callebaut schlossen nach den Halbjahreszahlen und der abrupten Bekanntgabe eines CEO-Wechsels 0,8 Prozent im Plus. Nach erfreulichen Jahreszahlen gewannen Romande Energie (+4,3%) und Jungfraubahn (+2,5%) hinzu. Addex gaben nach erfolgreichem Abschluss einer Finanzierungsrunde hingegen 17 Prozent nach.
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(AWP)