Der Abwärtstrend an der Schweizer Börse hat sich am Donnerstag fortgesetzt. Der Leitindex SMI fiel deutlich unter die Marke von 11'300 Punkten zurück und markierte mit der Schlussauktion sein Tagestief. Aufgrund der vergleichsweise geringen Verluste der defensiven Index-Schwergewichte konnte der SMI das Minus in Grenzen halten. Auch andere europäische Indizes gaben spürbar nach. Neben schlechten Vorgaben aus den USA erklärten Händler den Rückgang auch mit Gewinnmitnahmen. So hätten sich die europäischen Märkte seit Jahresbeginn deutlich besser geschlagen als die Wall Street. "Die Marktteilnehmer haben zu viele Vorschusslorbeeren verteilt und nun wird ein Teil dieser Hoffnung wieder ausgepreist", sagte ein Marktbeobachter.

Ferner trübten Ängste vor einer Abkühlung der Konjunktur die Stimmung ein. Auch die Inflationsgefahr sei noch nicht aus der Welt geschafft, sagte ein Händler. Die restriktive Politik der Notenbanken könnte daher länger als bisher erwartet andauern. Verstärkt wurden die Unsicherheiten am frühen Nachmittag durch die überraschend gesunkenen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA. Der nach wie vor überhitzte Arbeitsmarkt könnte weitere Zinsschritte des Fed nach sich ziehen. Die US-Wirtschaft zeigte sich erstaunlich robust. So ging der Frühindikator Philadelphia-Fed-Index weniger stark zurück, als erwartet worden war.

Der SMI büsste 0,95 Prozent auf 11'258,97 Zähler ein. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sank um 1,38 Prozent auf 1742,14 und der breit gefasste SPI um 0,99 Prozent auf 14'447,50 Punkte. Von den 30 SLI-Titel lagen 28 im Minus.

Insbesondere Bankentitel standen unter Druck. Die grössten Tagesverluste schlugen bei den Valoren der Credit Suisse (-6,5%) zu Buche, die den Schlusskurs bei 2,982 Franken markierten. Damit sanken sie auch wieder unter die Marke von 3 Franken. Die Grossbank belasten neben der allgemeinen Schwäche des europäischen Bankensektors auch noch hausgemachte Probleme, war im Markt zu hören.

Deutliche Abgaben verzeichneten auch UBS (-2,5%) und Julius Bär (-1,6%). Partners Group standen mit Abgaben von 4,8 Prozent mit am Ende des SLI. Im Vergleich dazu hielten sich die Versicherungstitel solide. Zurich (-0,2%), Swiss Re (-0,5%) und Swiss Life (-0,8%) gingen nur mit leichten Abgaben aus dem Handel.

Die Sorgen vor steigenden Zinsen belasteten insbesondere die kapitalintensiven Technologie- und Wachstumswerte wie AMS Osram (-4,7%), VAT (-4,4%) und Temenos (-2,9%). Logitech (-1,3%) konnten die Verluste etwas eindämmen, jedoch waren die Aktien schon in der Vorwoche nach einer Gewinnwarnung deutlich eingebrochen.

Bei den Titel mit den grössten Jahresgewinnen machten Anleger zudem vermehrt Kasse, war im Markt zu hören. So standen etwa Straumann (-2,5%) und Sika (-2,2%), wie auch die Uhren- und Luxusgüterfirmen Richemont (-2,1%) und Swatch (-2,6%) auf dem Verkaufszettel.

Gewinnmitnahmen vermuteten Händler auch bei den zuletzt stark gestiegenen Papieren von Geberit (-1,4%). Zusätzlich enttäuschte der Sanitärtechnikkonzern am Handelstag auch mit seinen Geschäftszahlen. So stieg der Umsatz weniger stark als erwartet. An den mittelfristigen Prognosen hält Geberit aber fest.

Die sich abzeichnende Verlangsamung der Weltkonjunktur zogen die Papiere des Logistikers Kühne und Nagel (-4,3%) nach unten. Zusätzlich belastete eine Herabstufung durch die französischen Investmentbank Exane BNP Paribas den Wert.

Die defensiven Index-Schwergewichte konnten die Tagesverluste etwas eingrenzen. So schlossen Nestlé (-0,1) und Novartis (-0,2%) fast unverändert. Auch bei Roche (-0,5%) fielen die Verluste vergleichsweise gering aus.

Einzig Holcim verbuchten ein zumindest kleines Tagesplus von 0,1 Prozent. Einem Händler zufolge könnte dies mit zuletzt positive Aussagen des Unternehmens zur Geschäftslage in den USA gegenüber einem Analysten zusammenhängen. Demnach sehe der Zementhersteller noch keine Rezessionsgefahr in den USA und die Geschäfte dort würden weiter gut laufen.

Im breiten Markt legten Aryzta 6,7 Prozent zu, nachdem Baader Helvea das Kursziel erhöht hatte. Zudem profitierten Belimo (+2,5%) und Aluflexpack (+3,4%) von besser als erwartet ausgefallenen Geschäftszahlen. Zur Rose (-2,2%) verloren hingegen nach Bekanntgabe der provisorischen Umsatzzahlen an Boden. Vor allem die weiter unsicheren Aussichten für das elektronische Rezept in Deutschland belasteten die Online-Apotheke.

(AWP)