Die Schweizer Börse hat zugelegt. Nach anfänglichen Kursgewinnen von rund einem Prozent gab es nach Bekanntgabe der aktuellen US-Arbeitsmarktzahlen zwar einen Einbruch. Wenig später erholte sich der SMI aber wieder und markierte er kurz vor Handelsschluss das Tageshoch. Dabei trugen nicht zuletzt die defensiven Index-Schwergewicht zum erfreulichen Wochenausklang bei.

Die Entwicklung der Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation war auch am heutigen Handelstag das bestimmende Thema. Nach den Zinsentscheidungen von Fed und EZB hatte sich zunächst vorsichtiger Optimismus breit gemacht, dass die Notenbanken ihre restriktive Geldpolitik bald beenden könnten. Die Hoffnungen wurden dann aber durch den unerwartet guten US-Arbeitsmarkt eingetrübt. Der deutliche Rückgang der Arbeitslosigkeit ist Analysten zufolge ein Hinweis darauf, dass die Zinserhöhungen weitergehen könnten. Positiv wurden jedoch die weniger stark gestiegenen Löhne in den USA aufgenommen. Die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale könnte also ausbleiben. "Mit dieser Erkenntnis schüttelte sich die Börse nur kurz, um dann die Rally wieder aufzunehmen", brachte es ein Analyst auf den Punkt.

Der SMI schloss mit 11'349,39 Punkten um 1,44 Prozent höher. Damit hat der Leitindex im Wochenvergleich ein leichtes Plus von 0,15 Prozent verbucht. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg 0,86 Prozent auf 1802,94 und der breite SPI 1,25 Prozent auf 14'649,22 Zähler. Im SLI beendeten 20 Titel den Handel im Plus und zehn im Minus.

Wegen des Verkaufs des Schweiz-Geschäfts an die Migros war am Handelstag ein Titel aus den hinteren Reihen in aller Munde: Zur Rose. Der Wert der Papiere verdoppelte sich zum Handelsbeginn fast. Im Handelsverlauf büssten sie aber wieder einen grossen Teil der Gewinne ein und gingen schliesslich mit einem Plus von 30,4 Prozent aus dem Markt. Durch den Verkauf fliessen Zur Rose Mittel in Höhe von rund 360 Millionen Franken zu, womit das Unternehmen weitgehend schuldenfrei wird. Zudem wolle sich das Unternehmen ganz auf den deutschen Markt konzentrieren, was von Händlern als "Befreiungsschlag" gedeutet wurde.

Ein deutliches Tagesplus verbuchten die Papiere von Roche (+3,1%). Im Handel wurden grössere Käufe aus dem amerikanischen Raum für den Kursanstieg verantwortlich gemacht. Auch die beiden anderen Schwergewichte Novartis (+1,6%) und Nestlé (+1,8%) schlossen höher. Damit erholten sich die defensiven Titel wieder etwas von den teils deutlichen Verlusten der Handelswoche. Insbesondere die beiden Pharmariesen hatten nach Publikation ihrer Jahreszahlen nachgegeben. Durch die deutlichen Gewinne der Schwergewichte wurde der SMI massgeblich hochgepusht, gemeinsam sorgen sie für ein Index-Plus von mehr als 130 Punkten.

Klar höher schlossen auch Adecco (+3,1%) und ABB (+2,6%). Laut Marktteilnehmern wurde das Kursplus bei ABB vor allem durch mehrere bestätigte Kaufempfehlungen und Kurszielerhöhungen getragen.

Die Technologiewerte hielten sich trotz schlechter Vorgaben aus den USA recht gut. Am Vorabend hatten Apple, Alphabet und Amazon enttäuschende Geschäftszahlen vorgelegt. Logitech (+3,2%) fuhren sogar das grösste Tagesplus im SLI ein, jedoch zählen die Papiere nach einer Gewinnwarnung von Anfang Jahr auch mit zu den grössten Verlierern. AMS Osram (+0,5%) legten leicht zu. Bei VAT (-0,8%) und Temenos (-0,4%) hielten sich die Verluste in Grenzen.

Die Bankentitel regierten unterschiedlich auf die Zinssignale. UBS stiegen 1,5 Prozent auf 20,14 Franken. Damit überstiegen die Titel erstmals seit Dezember 2015 die Marke von 20 Franken. Credit Suisse büssten hingegen 1,1 Prozent ein, während Julius Bär (+2,8%) weiter von den starken Geschäftszahlen vom Vortag profitierten.

Swisscom verbuchten leichte Zugewinne von 0,3 Prozent, nachdem das Unternehmen die für kommende Woche angekündigten Geschäftszahlen unabsichtlich vorab veröffentlich hatte. Der leicht gesunkene Umsatz und operative Gewinn liess die Papiere unterdurchschnittlich performen.

Am Ende vom SLI fanden sich vor allem Titel, die in diesem Jahr zu den grössten Gewinnern zählten. So verbuchten Straumann und Swatch Verluste zwischen 1,9 bis 1,5 Prozent. Auch die Zykliker Kühne+Nagel (-1,5%) und Holcim (-1,0%) standen auf den Verkaufszetteln.

Im breiten Markt verzeichneten One Swiss Bank nach Jahreszahlen Zugewinne von 13 Prozent. Die Bank konnte wieder schwarze Zahlen vorweisen. Auch Medacta (+3,9%) schlossen nach Jahreszahlen fester, wohingegen Bystronic (-0,3%) nach Umsatzzahlen etwas einbüssten.

(AWP)