Auch sonst sei die Stimmung an den Aktienmärkten ziemlich am Boden, hiess es aus dem Handel. Zum einen deuten die meisten der jüngst veröffentlichten US-Makrodaten auf eine baldige spürbare Konjunkturabkühlung hin. Zum anderen sind auch die Inflationssorgen trotz einiger besserer Werte nicht wirklich gebannt. Vielmehr werde den Marktteilnehmern immer klarer, dass die Notenbanken noch einen längeren Weg bei der Inflationsbekämpfung vor sich haben, hiess es. "Eine toxische Gemengelage, die nun auch den letzten positiv gestimmten Börsianer von der Börse verjagt hat", kommentierte ein Händler. Insgesamt hielten sich die Abgaben am Schweizer Aktienmarkt wegen seiner defensiven Ausrichtung aber in Grenzen. Einige grosskapitalisierte Werte schlossen gar im Plus.
Der SMI verlor zum Schluss 1,87 Prozent auf 10'516,40 Punkte. Im Tagestief um die Mittagszeit war der wichtigste Schweizer Aktienindex allerdings um 2,4 Prozent auf 10'460 Zähler und damit auf ein neues Jahrestief gesunken. Auch im Jahresverlauf steht der SMI mittlerweile klar im Minus. Auch der breite SPI sank um 1,83 Prozent auf 13'695,98 Zähler.
Der 30 Titel umfassende SLI, in dem die grössten Aktien nicht mit dem ganzen Gewicht gerechnet werden, büsste gar 2,75 Prozent auf 1654,95 Zähler ein. Von seinen 30 Titel schlossen bis auf vier alle im Minus.
Ganz klar im Fokus - und das den ganzen Tag über - waren die Aktien der Credit Suisse, die nach einem extrem volatilen Handel zum Schluss um 24,2 Prozent auf 1,697 Franken einbrachen. Händler sprachen von zum Teil panikartigen Verkäufen, welche die Titel richtiggehend in die Tiefe gerissen hätten. Nachdem der Kurs im Laufe des Morgens erstmals unter die Marke von 2 Franken gefallen war, ging der Abwärtstrend erst richtig los - und fast im Minutentakt wurden neue Kursmarken nach unten durchbrochen.
Im Tiefpunkt kurz vor 12 Uhr hatten die Aktien dann knapp 31 Prozent eingebüsst und waren auf das neue Rekordtief von 1,56 Franken gefallen. Danach kam es kurzfristig zwar wieder zu einer deutlichen Erholung, doch zum Schluss fielen die Kurse wieder Richtung Tagestief. Vor allem Aussagen des Saudi-Grossaktionärs sorgten im frühen Handel für Verkaufsdruck. Der Präsident der grössten CS-Aktionärin, der Saudi National Bank (SNB), schloss gegenüber Bloomberg-TV weitere Finanzhilfen an die angeschlagene Schweizer Grossbank aus.
"Danach ist eine Verkaufspanik ausgebrochen, die den gesamten Bankensektor erfasst hat", kommentierte ein Händler das Geschehen. Dass es so nicht weiter gehen kann, war offenbar auch den CS-Verantwortlichen dann klar geworden. Die britische "Financial Times" berichtete am Nachmittag jedenfalls, die CS habe die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Finanzmarktaufsicht Finma darum gebeten, Unterstützung zu signalisieren. Derweil soll die Europäische Zentralbank (EZB) laut dem "Wall Street Journal" die von ihr beaufsichtigten Banken kontaktiert haben. Sie wolle wissen, welche Engagements die Finanzhäuser gegenüber der Credit Suisse haben, so die US-Zeitung.
Da von der CS-Krise auch das ganze Finanzsystem betroffen sein könnte, führte der Absturz der CS auch zu Kurseinbrüchen bei den anderen Bank-Aktien oder bankähnlichen Titeln, so etwa bei UBS (-8,7%), Julius Bär (-7,0%), Partner Group (-4,1%) oder auch Temenos (-10,7%). Und auch die grossen Versicherer, die von einer schlechten Börsenentwicklung ebenfalls betroffen sind, waren unter Druck, so etwa Swiss Life (-5,8%), Swiss Re (-5,2%) oder auch Zurich (-4,1%).
Vom Ausverkauf in den Finanzaktien profitierten derweil die defensiven Aktien. Vier Blue Chips schafften es zum Schluss gar in den positiven Bereich, nämlich Givaudan (+1,2%), Novartis (+0,8%), Swisscom (+0,5%) und Nestlé (+0,1%).
uh/tv
(AWP)