Denn bekanntlich ist das Zinsgespenst zurück am Markt. Die Sorge ist, dass die Leitzinsen weiter erhöht werden und dann länger auf dem erhöhten Niveau bleiben. Etwas Öl ins Feuer goss am Montag für den Euroraum EZB-Ratsmitglied Olli Rehn. Er warnte vor einem zu frühen Nachlassen der Europäischen Zentralbank im Kampf gegen die hohe Inflation. "Wir müssen unsere Zinsen vorbeugend und kontinuierlich erhöhen, um die Inflationserwartungen unter Kontrolle zu halten und eine Lohn-Preis-Spirale zu verhindern", sagte er in einem Interview.
Der SMI schloss am Montag 0,09 Prozent höher bei 11'266,68 Punkten. Er hatte sich davor den ganzen Tag lediglich in einer Bandbreite von nicht einmal 50 Zählern bewegt. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 0,14 Prozent auf 1784,68 Stellen und der breite SPI 0,06 Prozent auf 14'500,09 Punkte. Von den 30 SLI-Werten schlossen je rund die Hälfte im Plus und im Minus.
Ein weiterer Beleg für die geringen Aktivitäten am Markt war, dass sich die Ausschläge in Grenzen hielten. Nur fünf der 30 Blue Chips wiesen bei Handelsschluss eine Kursveränderung von mehr als einem Prozent auf. Dazu zählten auf der positiven Seite Lonza (+1,7%), welche den Anstieg der letzten Zeit fortsetzten und sich damit den Tagessieg holten.
Dahinter legten die arg gebeutelten Aktien der Credit Suisse (+1,5%) am stärksten zu und machten damit einen Teil der Verluste der letzten Tage wett. Der Titel hatte am Freitag 2,5 Prozent nachgegeben und in der gesamten letzten Woche fast 5 Prozent. Händler sprachen nun von spekulativen Käufen. Bei der Bank, die zu den "too big to fail" zähle, könne man durchaus eine Wette auf den Turnaround eingehen, meinte ein Börsianer. UBS schlossen derweil 0,3 Prozent tiefer.
Mehr als 1 Prozent im Plus schlossen ausserdem noch Swiss Re (+1,4%). Sie würden im Nachgang zu dem am Freitag veröffentlichten Jahresergebnisses gekauft, hiess es am Markt. Dies gelte umso mehr, weil einige Analysten ihr Kursziel nach der Bilanzvorlage adjustiert hätten.
Auch Holcim (+1,1%) standen vor den Zahlen am Freitag auf der Kaufliste. Die Aktien des Zementkonzerns zählen wegen ihres "guten Laufs" zu den positiven Überraschungen der vergangenen Monate. Klar überdurchschnittliche Gewinne verbuchten ausserdem nur noch Alcon (+0,8%).
Die beiden Schwergewichte Nestlé (+0,2%) und Roche (+0,3%) erwiesen sich aber ebenfalls als Stützen für den Gesamtmarkt, dies im Gegensatz zum dritten Schwergewicht Novartis (-0,5%).
Am stärksten gaben jedoch AMS Osram (-1,3%) nach, welche damit dem negativen Trend der US-Technologiebörse Nasdaq folgten.
Dahinter waren Temenos (-0,9%) im Vorfeld der Zahlenpublikation die grössten Verlierer. Das Unternehmen hält am Dienstag einen grösseren Investorenanlass ab. Der Titel ist aktuell mit einer Jahresperformance von +35 Prozent der am besten rentierende Blue Chip 2023 - entsprechend gross ist die Fallhöhe.
Relativ stark abwärts ging es ausserdem mit Geberit und Partners Group (je -0,6%).
Am breiten Markt fielen Sulzer (-0,9%) nach anfänglichen Gewinnen ins Minus. Der Maschinenbauer hat 2022 mehr Bestellungen erhalten. Wegen eines Abschreibers auf den Geschäften in Russland und Polen ging der Gewinn aber markant zurück.
Erneut starke Kursgewinne verbuchten die Aktien kleinerer Biotechwerte wie Newron (+32% auf 8,00 Fr.). Noch zu Jahresanfang hatten Newron bei 1,55 Franken notiert. Addex (+8,9%) und Santhera (+17,5%) setzten den spekulativ bedingten Anstieg ebenfalls fort.
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(AWP)